Marktforschung

Bankvorständen fehlt es an Technologie-Know-how

Den Vorständen der weltweit größten Banken fehlt es an technologischem Knowhow. Zu diesem Ergebnis kommt eine im November 2015 veröffentlichte Accenture-Studie. Demnach verfügen nur sechs Prozent der Vorstandsmitglieder und drei Prozent der -vorsitzenden der 100 größten Kreditinstitute weltweit über Berufserfahrung im Technologiebereich. Dabei gibt es im Ländervergleich Unterschiede. In den USA und Großbritannien verfügen Bankvorstände im Durchschnitt über höhere Technologiekompetenz (16 beziehungsweise 14 Prozent). Auch deutsche Banken liegen mit 7,4 Prozent leicht über dem weltweiten Durchschnitt. Besonders schwach sieht es in China, Brasilien, Griechenland, Italien und Russland aus.

Nun kann man sicher fragen, ob Bankvorstände, sofern es sich nicht um IT-Vorstände handelt, unbedingt Berufserfahrung im Technologiebereich brauchen. Doch auch bei der "praxiserprobten Technologiekompetenz" macht die Studie Defizite aus. Ein Drittel der großen Banken kann einen Top-Manager mit solchen Kompetenzen aufweisen, in 43 Prozent der Institute fehlt diese Expertise ganz.

Dass dieser Umstand es nicht leichter macht, in Zeiten der Digitalisierung Entscheidungen zu treffen, liegt auf der Hand. Schließlich sind Kooperationen mit Fintechs, IT-Sicherheit oder technologische Implikationen regulatorischer Änderungen Themen, zu denen Entscheidungen auf Vorstandsebene getroffen werden müssen.

Der Studie zufolge fehlt es den Kreditinstituten jedoch nicht nur an Technologieexperten im Management. Sondern auch die Kultur in den Führungremien müsse verändert und ein Verständnis für die Bedeutung von Technologie für die Bank der Zukunft geschaffen werden. Das kann nach Einschätzung von Accenture durch die Einrichtung spezieller Technologieausschüsse auf Vorstandsebene erreicht werden, die, ähnlich wie Risiko- oder Prüfungsausschüsse, zusätzliche Expertise zur Verfügung stellen und den Vorstand bei technologischen Richtungsentscheidungen beraten.

Nicht zuletzt müssen sich die Vorstände regelmäßig in Sachen Technik schulen lassen. Denn nur, wenn sie ihre Lücke in Sachen Technologiekompetenz schließen, könnten sie eine angemessene Innovationsagenda und eine Umsetzungsstrategie entwickeln, mit der sich Banken im Wettbewerb mit den Fintechs behaupten können. Das gilt natürlich für kleinere, regionale Institute ebenso wie für die ganz großen. Allerdings haben sie an dieser Stelle vielleicht sogar einen kleinen Vorteil. Ihre IT-Abteilungen sind zwar längst nicht so üppig besetzt, und sie müssen sich in vielen Dingen weit mehr auf ihre Rechenzentren verlassen. Dafür führt jedoch eine flachere Hierarchiestruktur oftmals dazu, dass auch jüngere Führungskräfte schneller in den Vorstand aufsteigen können. Da und dort findet man deshalb schon die ersten "Digital Natives" im Vorstand, die naturgemäß eine höhere Technologiekompetenz mitbringen. Red.

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