MITTELSTAND

Kredithürde sinkt, Nachfolgedruck steigt

Nach fünf Rückgängen in Folge haben im vierten Quartal 2021 wieder mehr kleine und mittelständische Unternehmen Kreditverhandlungen mit Banken und Sparkassen geführt. Das geht aus der KfW-Ifo-Kredit hürde für den Februar 2022 hervor. Der Anteil der Mittelständler, die um ein Bankdarlehen nachsuchten, stieg demnach gegenüber dem Vor quartal um 1,6 Prozentpunkte auf 19,3 Prozent. Damit liegt die Quote aber weiterhin deutlich unter dem längerfristigen Durchschnitt von 26,3 Prozent. Bei den Großunternehmen setzte sich die Stagnation des Kreditbedarfs auf niedrigem Niveau fort, 27,8 Prozent von ihnen haben mit Banken über Kreditaufnahme gesprochen (plus 0,2 Prozentpunkte). Eine echte Trendwende ist auch das nicht.

Die Kreditzugangsbarrieren für Unternehmen sind trotz der Verschärfung der Pandemiesituation im vierten Quartal kleiner geworden - allerdings vor allem für große Unternehmen. Für den Mittelstand reduzierte sich die KfW-ifo-Kredithürde jedoch nur leicht. Der Anteil derjenigen Mittelständler, die nach eigener Einschätzung auf restriktive Banken trafen, lag bei 18,9 Prozent (minus 1,2 Prozentpunkte). Von Entspannung beim Kreditzugang berichteten insbesondere die mittelständischen Dienstleister, die jedoch dennoch unter allen betrachteten Gruppen die höchsten Finanzierungshürden zu überwinden haben (minus 3,5 Prozentpunkte auf 23,4 Prozent). Gegenüber den größeren Unternehmen lockerten die Banken ihre Kreditvergabepolitik signifikant. Die Kredithürde für diese Größenklasse fiel um mehr als das Doppelte einer durchschnittlichen Quartalsänderung (minus 4,9 Prozentpunkte auf 8,0 Prozent). Weniger als jedes zehnte große Unternehmen berichtete somit im Schlussquartal 2022 von Schwierigkeiten beim Kreditzugang.

Ein Thema, in das trotz der andauernden Pandemie wieder mehr Schwung gekommen zu sein scheint, ist das Thema Nachfolgeplanung im Mittelstand. Hier scheint der "Corona-Knick" dem Research der KfW zufolge überwunden. Bis Ende 2022 streben demnach 230 000 kleine und mittelgroße Unternehmen eine Nachfolge an. 170 000 von ihnen werden gute Chancen eingeräumt, dies auch zu realisieren.

Durch die Pandemie scheinen familieninterne Übernahmen wieder eine Renaissance zu erleben. Ihr Anteil an allen Übernahmegründungen lag 2020 bei 46 Prozent, nachdem er von 2016 bis 2019 von 41 auf 34 Prozent gesunken war. Vor der Pandemie zogen 45 Prozent der Unternehmensleitungen mit Rückzugsplänen die Übergabe an ein Familienmitglied in Betracht. 2020 sprang dieser Anteil auf 61 Prozent und lag auch 2021 mit 54 Prozent immer noch deutlich über dem Niveau vor der Krise. Das könnte für die jeweiligen Hausbanken eine gute Nachricht sein - verspricht es doch die Aussicht auf einen Fortbestand der Kundenbeziehung im geschäftlichen Bereich wie auch mit dem Unternehmer und seinem Nachfolger als Privatkunden. Nachfolgeberatung dürfte also Konjunktur haben.

So oder so ist jedoch die Lücke zwischen angestrebten Nachfolgen aus Unternehmenssicht und den tatsächlichen Übernahmegründungen nicht zu übersehen. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre streben jährlich rund 120 000 Unternehmen eine Nachfolgelösung an - die Anzahl der Übernahmegründungen war indessen nur etwa halb so hoch. Ein Anstieg ist bis auf Weiteres nicht absehbar, eher im Gegenteil. Somit müssen laut KfW aktuell rund 20 Prozent derjenigen Unternehmen mit einem Scheitern ihrer Nachfolgepläne rechnen, die in den kommenden zwei Jahren eine Übergabe realisieren möchten. Das betrifft 27 000 Unternehmen. Ein Aufschieben der Pläne wird aus Altersgründen auch nicht in jedem Fall eine brauchbare Option sein - schließlich sind die Unternehmer im Durchschnitt 53 Jahre alt, diejenigen, die schon Ende 2022 aufhören wollen, im Durchschnitt knapp 66. Da drängt die Zeit. Red.

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