Privatkunden

Nutzung von Banking-Apps verdreifacht

Die Nutzungssitzungen der zehn führenden Apps von Privatkundenbanken in Deutschland (bezogen auf Anwendungen für Geräte mit Android-Betriebssystem) haben sich im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2014 mehr als verdreifacht. Und die Nutzungshäufigkeit wächst weiter, während sie sich in Großbritannien seit dem letzten Jahr bereits stabilisiert hat. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von App Annie.

Bezogen auf Deutschland heißt es dort, dass sich die Nutzer mit den Möglichkeiten der Plattformen erst noch anfreunden. Weiterbildung, Sensibilisierung und die Lokalisierung von Funktionen dürften demnach zu einem weiteren Ausbau der Nutzung führen. Denn gerade die Nutzer in Deutschland seien üblicherweise weniger gewillt, sich mit digitalen Banktechnologien anzufreunden, was sich in einer im Vergleich zu anderen Märkten deutlich niedrigeren Nutzungshäufigkeit niederschlägt.

Belegt wird dies auch durch eine Bitkom-Studie vom Juni dieses Jahres, wonach zwar 67 Prozent der Befragten auf dem Smartphone ihren Kontostand überprüften, aber nur 30 Prozent eine Banking-App nutzen und lediglich 13 Prozent Überweisungen via Smartphone tätigen. Immerhin gut jeder Vierte in Deutschland kann sich der gleichen Studie zufolge vorstellen, eine App zu nutzen, die dabei hilft, die eigenen Finanzen im Blick zu behalten beziehungsweise eine Foto-App zum Bezahlen von Rechnungen.

Aus dem anhaltenden Wachstum bei der App-Nutzung folgert die App-Annie-Studie, dass Mobile substanzielle und schnelle Fortschritte erzielt. Als vielversprechendes Zeichen wird dabei vor allem die hohe Nutzungshäufigkeit unter jüngeren Nutzern gewertet, die üblicherweise eine Herausforderung für Retailbanken darstellen und gleichzeitig die Potenzialkunden der kommenden Jahre darstellen. Dass ältere Nutzer (wenn überhaupt) erst noch an den Gedanken herangeführt werden müssen, ihre Bankgeschäfte per Smartphone abzuwickeln, ist insofern vermutlich von untergeordneter Bedeutung.

Das Risiko einer weiteren Abspaltung herkömmlicher Bankdienstleistungen wächst jedoch weiter an, da Nutzer sich immer das für sie am besten auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Angebot und das beste Preis-Leistungsverhältnis entscheiden werden. Insbesondere die PSD 2 dürfte demnach das Wachstum des Fintech-Bereichs weiter beflügeln. An dieser Stelle ist die deutsche Kreditwirtschaft im Vergleich mit anderen Märkten vielleicht noch ein Stück weit im Vorteil. Denn die vergleichsweise hohe Zurückhaltung der deutschen Verbraucher in Sachen Finanz-Apps sorgt natürlich auch dafür, dass sie sich weniger eifrig den Fintechs zuwenden, als dies in anderen Ländern der Fall ist, da sie im Zweifelsfall erst einmal den Lösungen der etablierten Anbieter vertrauen. Und das wiederum gibt Banken und Sparkassen ein Zeitfenster für die Aufholjagd gegenüber den Fintechs beziehungsweise die Adaption ihrer Innovationen.

Wenn das gelingt, haben Banken, wie es die Studie formuliert, zahlreiche Gründe, sich über die Entwicklung im Bereich Mobile zu freuen. Denn Bankkunden, die regelmäßig mobile und Online-Kanäle nutzen, wandern mit einer um 40 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit ab als jene, die diese Medien nur unregelmäßig oder gar nicht nutzen. Red.

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