Altersvorsorge

Ist Riester gescheitert?

Im Zusammenhang mit der aktuellen Rentendiskussion spricht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), Berlin, von einem "Schönheitswettbewerb der spektakulärsten Rentenideen", der dem bevorstehenden Wahlkampf geschuldet ist. Insbesondere die Aussage, wonach Riester gescheitert sei, will der Branchenverband so nicht stehen lassen. Ob die im April vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales veröffentlichten Zahlen zur Entwicklung der Riester-Verträge diesen Schluss zulassen, ist auch sicher interpretationsbedürftig.

16,482 Millionen Verträge weist die Statistik für das Jahr 2015 aus, 186 000 mehr als im Vorjahr. Bezogen auf die 31,16 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigen im Dezember 2015 entspricht das einer Quote von 52,9 Prozent. Und der GDV weist darauf hin, dass auch unter den Geringverdienern 40 Prozent Riester-Sparer sind. Natürlich sinken die jährlichen Zuwachsraten und auch die Anzahl der pro Jahr hinzugekommenen Verträge war noch nie so niedrig wie 2015. Doch hier müsste einmal genauer nach den Ursachen gefragt werden.

Zum einen könnte die "Sättigungsgrenze" bald erreicht sein. Denn vermutlich wäre es unrealistisch anzunehmen, dass mit einer wie auch immer gearteten Förderung alle Anspruchsberechtigten auch erreicht werden können. Zum anderen müssen sich vielleicht auch diejenigen, die ständig medienwirksam nach der Sinnhaftigkeit von Riester fragen, an die eigene Nase fassen. Schließlich ist es der Abschlussbereitschaft unter den Verbrauchern bestimmt nicht zuträglich, wenn die Politik, die das Konzept vor gar nicht allzu langer Zeit erst aus der Taufe gehoben hat, seinen Nutzen immer wieder infrage stellt. Ein "kraftvolles Bekenntnis" aus der Politik, wie es der GDV einfordert, wäre hier sicher hilfreicher.

Das alles soll nicht heißen, dass es der staatlich geförderten Altersvorsorge nicht gut täte, wenn sie an veränderte Rahmenbedingungen angepasst würde. So würden eine Anhebung der Förderung und die Einführung eines schon lange geforderten Freibetrags bei der Verrechnung mit der Grundsicherung im Alter den Sparanreiz gerade bei den immer wieder in die Debatte geworfenen Geringverdienern zweifellos erhöhen. Denn wer damit rechnet, im Alter auf die Grundsicherung angewiesen zu sein, der sieht gewiss keinen Sinn darin, selbst fürs Alter vorzusorgen, wenn er sich dadurch im Rentenalter nicht besser steht als ohne eigene Sparanstrengungen. Red.

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