ALTERSVORSORGE

Jüngere müssen doppelt so viel sparen wie Ältere

Rentenniveau und Sicherungslücke für ausgewählte Jahrgänge

Jüngere Generationen müssen von ihrem Lohn etwa doppelt so viel aufwenden wie Ältere, um die Versorgungslücke im Alter zu schließen. Das zeigen Berechnungen des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Sollten die Zinsen noch sehr lange auf dem niedrigen Niveau verharren, könnte der Sparbedarf sogar noch deutlicher steigen.

Die Rentenlücke beträgt der Studie zufolge bei den 1960 Geborenen 5,6 Prozent, beim Jahrgang 1975 sind es 9,3 Prozent und beim Jahrgang 1990 bereits 11,3 Prozent. Durch die Riester-Rente können die 1975 Geborenen ihr individuelles Rentenniveau um 1,9 Prozent erhöhen, der Jahrgang 1990 um 1,8 Prozent.

Um die Rentenlücke zu schließen, muss Jahrgang 1960 rund 2,1 Prozent seines Erwerbseinkommens sparen, bei den 1975 Geborenen sind es schätzungsweise 4,4 Prozent und bei den 1990 Geborenen 3,9 Prozent. Der Rückgang beim jüngsten Jahrgang resultiert daraus, dass sein Erwerbseinkommen insgesamt stärker zunimmt als der erforderliche Sparbedarf, sodass sich dieser gegenüber dem Jahrgang 1975 höhere Sparbedarf nicht in einer höheren "Sparquote" niederschlägt.

Generell resultiert der höhere Sparbedarf jüngerer Jahrgänge zum einen aus dem sinkenden Rentenniveau und dem längeren Ruhestand, da die Lebenserwartung stärker zulegt als das Renteneintrittsalter. Zum anderen leiden die jüngeren Jahrgänge unter den dramatisch gesunkenen Zinsen. Sollten diese noch sehr lange auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau verharren, könnte der Sparbedarf der Jüngeren laut der Studie sogar auf mehr als acht Prozent ihres Erwerbseinkommens steigen.

In absoluten Zahlen heißt das: Im Basisszenario muss der Jahrgang 1960 während seiner gesamten Sparphase etwa 26 300 Euro aktiv sparen. Beim Jahrgang 1975 ist es mit 81 300 Euro bereits mehr als das Dreifache und beim Jahrgang 1990 mit 110 700 Euro das 4,2-fache.

In einem Niedrigzinsszenario sind die erforderlichen Sparbedarfe wesentlich höher und die Unterschiede zwischen den drei Jahrgängen deutlicher ausgeprägt als im Basis- und Hochzinsszenario. Erwartungsgemäß ist der Jahrgang 1990 von den Auswirkungen der niedrigen Zinsen am stärksten betroffen, da seine Sparphase vollumfänglich von der langen Niedrigzinsphase erfasst wird. Er muss mehr als doppelt so viel zurücklegen wie im Basiszinsszenario; beim Jahrgang 1975 sind es rund 50 Prozent und beim Jahrgang 1960 etwa 14 Prozent mehr. Der Anteil des Sparbedarfs am Bruttoerwerbseinkommen in der Sparphase liegt bei allen Generationen ebenfalls höher als im Basiszinsszenario. Beim Jahrgang 1990 reicht die Zunahme des Erwerbseinkommens nun nicht mehr aus, um den Anstieg der Sparbedarfs zu kompensieren, sodass sich der gegenüber dem Jahrgang 1975 höhere Sparbedarf nun auch in einer deutlich höheren Sparquote von 8,3 Prozent niederschlägt.

Weitere Anhebung des Rentenalters die bessere Alternative

Das Fazit, das der GDV aus den vor gelegten Berechnungen zieht, dürfte weder bei Beschäftigten noch bei der Politik auf Gegenliebe stoßen. Die Anhebung des Rentenniveaus, so heißt es, erscheint zwar wie ein pragmatischer Ansatz, um einen gewissen Lebensstandard im Alter zukünftig zu sichern. Allerdings würde dies die angesichts des demografischen Wandels bereits erfolgten Reformbemühungen zur Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung konterkarieren, die langfristige Finanzierbarkeit der umlagefinanzierten GRV gefährden und die Beitragszahlungen erhöhen.

Als bessere Alternative bezeichnet wird eine weitere Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters beziehungsweise dessen Koppelung an die Entwicklung der ferneren Lebenserwartung. Wie diese Studie zeigt, konnte die Erhöhung des Renteneintrittsalters im Rahmen der "Rente mit 67" die Sicherungslücke bereits verkleinern.

Der zweite Hebel, den GDV-Präsident Wolfgang Weiler anmahnt, ist die Schaffung von Anreizen zur privaten Altersvorsoge, etwa durch attraktive Förderprogramme oder die Neujustierung der Rahmenbedingungen für die Entwicklung passender (Anlage-)Produkte. Mit dieser Forderung ist der GDV bekanntlich nicht allein. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X