GIROKONTO

25 Prozent Preisanstieg in fünf Jahren

Verbraucherportale haben schon lange darauf hingewiesen. Jetzt ist es jedoch amtlich: Die Preise für private Girokonten sind kräftig gestiegen. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt. Im Oktober 2020 mussten Verbraucher demnach für das private Girokonto 6,4 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor. Damit sind die Girokontogebühren deutlich stärker gestiegen als die Verbraucherpreise insgesamt. Das war den Zahlen der Statistikbehörde zufolge auch schon im vergangenen Jahr so. 2019 stiegen die Preise für Bank- oder Sparkassendienstleistungen im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent, während sich der Verbraucherpreisindex insgesamt im selben Zeitraum nur um 1,4 Prozent erhöhte.

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Auch mittel- und langfristig ist die Preisentwicklung für die private Kontoführung auffällig: Nachdem die Preise von 2010 bis 2014 vor allem aufgrund weggefallener Bearbeitungsgebühren für Privatkredite um 27,9 Prozent kräftig gefallen waren, stiegen sie seit 2015 kontinuierlich an. Von 2015 bis 2019 summierten sich die Preissteigerungen auf insgesamt 25 Prozent.

Dass diese Entwicklung im Jahr des Inkrafttretens der Interchange-Regulierung ihren Anfang nahm, ist sicher kein Zufall. Dass Banken Kosten für den Zahlungsverkehr, die sie nicht mehr beim Handel geltend machen konnten, den Kunden in Rechnung stellen (eben in Form höherer Kontopreise und Kartengebühren), war von der EU-Kommission im Vorfeld der Regulierung billigend in Kauf genommen worden - Stichwort Verursacherprinzip.

Der inzwischen seit fünf Jahren geltende Interchange-Deckel für Kartenzahlungen ist aber natürlich bei Weitem nicht die einzige und vermutlich nicht einmal die wichtigste Ursache für den seither kräftigen Anstieg bei den Kontopreisen in Deutschland. Wichtiger sind etwa das Durchschlagen des Negativzinsumfelds auf die Ertragslage der Banken und Sparkassen oder auch die Investitionskosten für die rasant fortschreitende Digitalisierung.

Ein Punkt ist allerdings sicher auch der Trend zu "Mehrwertkonten", bei denen Pakete aus Leistungen rund um das Konto sowie bankfremden Zusatzleistungen geschnürt werden, um die Zahlungsbereitschaft der Kunden zu erhöhen. Auch dieser Trend dürfte seinen Teil zum statistischen Anstieg bei den Konditionen beigetragen haben. Denn Mehrwertleistungen und die eigentlichen Kontogebühren lassen sich auch für die Statistik nicht auseinanderdividieren. Genau hier liegt ja aus Anbietersicht der Charme, da Preisanhebungen, die mit einem Mehr an Leistungen flankiert werden, sich aus Kundensicht fairer anfühlen als reine und als solche auch kommunizierte Preiserhöhungen.

Ein durchschnittlicher Preisanstieg um ein Viertel in fünf Jahren in einem Umfeld, in dem die Verbraucherpreise insgesamt nur leicht steigen, ist gleichwohl ordentlich. Nicht umsonst mehren sich die Stimmen, die die Grenze für einen weiteren Dreh an der Preisschraube zumindest näher kommen sehen.

Das Problem ist nur: So weit in der Plattformökonomie vorangekommen, dass sie über das Andocken von Drittanbietern an der eigenen Plattform von diesen Partnern nennenswerte Provisionen erzielen können, sind die meisten Kreditinstitute zumindest in Deutschland noch lange nicht. Das aber wäre die Voraussetzung dafür, Girokontopreise vielleicht sogar wieder zu senken und stattdessen über die Partnerangebote Erträge zu generieren. Red.

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