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Augsburger Aktienbank wird radikal umgebaut

Vor etwa 20 Jahren suchten viele Versicherer Beteiligungen an Banken. Das wohl prominenteste Beispiel für diesen Trend stellte die Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz im Jahr 2001 dar. Ein Jahr später verkaufte die Allianz die sogenannte Allianz Vermögensbank (heutige Augsburger Aktienbank, kurz AAB) aus strategischen Gründen an ihren Konkurrenten LVM. Mit dem Kauf der Bank wollte die LVM ihr Versicherungsangebot um Bankprodukte ergänzen und so Komplettlösungen für ihre Kunden anbieten. Einige Jahre konnte sich die Augsburger Aktienbank vor allem als Wertpapierhaus positionieren.

Daher dürfte der Verkauf des Wertpapiergeschäfts der Augsburger Aktienbank an die Münchner European Bank for Financial Services (Ebase), der im letzten Jahr angekündigt wurde, bei dem einen oder anderen ein irritiertes Stirnrunzeln ausgelöst haben. Schließlich ist es schon ungewöhnlich, wenn ein Institut, das das Wort "Aktien" sogar im Namen trägt - und über lange Zeit einen Großteil seiner Geschäfte mit Wertpapieren wie Aktien bestritten hat - ausgerechnet diesen Hauptpfeiler veräußert.

Die mittelständische Bank begründete ihr Vorgehen damit, dass sie sich seit Jahren mit steigenden Anforderungen wie beispielsweise dem Margendruck durch das Niedrigzinsniveau oder regulatorischen Vorgaben im Wertpapierbereich konfrontiert sehe, die eine Neuordnung der AAB-Geschäftsfelder erforderlich machen würden. Sogar über einen Komplettverkauf des ganzen Instituts soll kurze Zeit spekuliert worden sein, diese Pläne wurden aber fallen gelassen.

Die einzige Ausnahme bei der Neustrukturierung sollte ursprünglich die AAB Leasing, also das Leasinggeschäft, darstellen, das allerdings Anfang dieses Jahres dann doch kurzerhand an Peac Finance verkauft wurde. Diese schnelle Kehrtwende zeigt deutlich, dass der Münsteraner LVM-Konzern die Vorteilhaftigkeit an einer Beteiligung an der Augsburger Aktienbank nun doch langfristig infrage stellt. Anders formuliert: Der Versicherer ist mit seiner Banktochter unzufrieden und möchte sich aus dem Bankgeschäft zurückziehen.

Nicht verwunderlich, denn die Bank ist nicht wirklich erfolgreich und vermeldet seit Jahren Verluste. So verbuchte das Haus in seiner Gewinn- und Verlustrechnung beispielsweise im Jahr 2019 einen Bilanzverlust in Höhe von etwa 4,8 Millionen Euro. Um genau zu sein, hatte die Bank das letzte Mal im Jahr 2016 ein operativ profitables Ergebnis erzielt. Ohne die nun verkaufte Leasingtochter der AAB wären die Zahlen sogar noch etwas schlechter ausgefallen.

Die damals erhofften Vertriebssynergien haben sich also nicht verwirklicht. Und für den Verkauf von Fonds über die eigenen Vertreter genügt auch eine Vertriebskooperation, wie sie nun zwischen der LVM und Ebase auch tatsächlich vereinbart wurde. Dafür wird nicht gleich die ganze Bank benötigt. Es gibt eben vieles, was man sich neben Liebe oder Stil nur bedingt kaufen kann.

Auch andere sind an diesem Ansatz schon gescheitert. So hatte beispielsweise Generali Österreich schon vor einigen Jahren das Handtuch geworfen und angekündigt, sich aus dem Bankgeschäft zurückzuziehen, um sich wieder vermehrt auf das Versicherungsgeschäft konzentrieren zu können. Die Generali Bank wurde also scheibchenweise verschlankt. Zunächst wurde das Kreditneugeschäft eingestellt, danach das Leasinggeschäft sowie die Wertpapiervermittlung, bis nur noch neben der Betreuung von Altkrediten das Einlagengeschäft übrig war. Das gleiche Spiel droht nun der Augsburger Aktienbank. mv

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