FIRMENKUNDENGESCHÄFT

Banken verschärfen Kreditbedingungen

Kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland müssen sich demnächst auf intensivere Gespräche mit ihren Banken einstellen. Denn das Kredit-Rating der Mehrzahl der Unternehmen wird sich mit Vorlage des Jahresabschlusses 2020 signifikant verschlechtern. Zu dieser Einschätzung kommen 86 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage des Bundesverbands "Die KMU Berater" unter 113 deutschen Kreditinstituten. Der größte Anteil der Teilnehmer an der Umfrage lag mit 47 Prozent bei den Genossenschaftsbanken, gefolgt von 32 Prozent bei den Sparkassen sowie einem Anteil der Privatbanken in Höhe von 21 Prozent. Zu 67,3 Prozent befanden sich unter ihnen Kundenberater (Markt) und zu 32,7 Prozent Kreditrisikomanager (Marktfolge).

Laut den Ergebnissen wird der Jahresabschluss 2020 für zukünftige Kreditentscheidungen eine maßgebliche Rolle spielen. Lediglich 24 Prozent der Befragten gaben an, das die betriebswirtschaftliche Auswertung für Dezember 2020 als Grundlage ausreichend ist. Damit stehen die Unternehmen und ihre Steuerberatungen vor großen organisatorischen Herausforderungen.

62 Prozent der Teilnehmer sehen als Voraussetzung für die Vergabe von neuen Krediten, dass die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation auf die Folgen der Corona-Krise zurückzuführen ist. Außerdem erwarten 73 Prozent ein weiterhin positives Eigenkapital, für 69 Prozent werden die Regelungen für die Haftung der Gesellschafter für eine positive Entscheidung relevant sein und für 65 Prozent wird die Besicherung der Kredite maßgeblich zur Entscheidungsfindung beitragen. Damit sind klare Erwartungen an die Bonität und Haftungsbereitschaft der Unternehmen formuliert.

31 Prozent aller Befragten gaben an, das die Kreditvergabe weiterhin immer einer Einzelfallbetrachtung bedarf. Aber 54 Prozent aller Befragten prognostizieren, dass bei allen Unternehmen in Risikobranchen die Anforderungen bei Kreditentscheidungen steigen werden und es zukünftig höhere Hürden bei den Bewilligungen geben wird.

Die Banken werden daher auf die zu erwartende Ratingverschlechterung bei den Unternehmen mit einer Reihe von Maßnahmen reagieren, die von der Risikopolitik der jeweiligen Bank abhängig sein wird. 67 Prozent der Bankmitarbeiter gehen von Preiserhöhungen aus, 72 Prozent rechnen mit einer Nachbesicherung bestehender Engagements. 57 Prozent denken, dass zunächst keine Neukredite vergeben werden und 83 Prozent der Befragten erwarten zukünftig höhere Anforderungen an das Reporting des Unternehmens. 38 Prozent rechnen damit, dass bestehende Kreditlinien gekürzt werden und 34 Prozent glauben, dass die Banken vermehrt aus Risikobranchen beziehungsweise Risikobetrieben aussteigen werden.

Die eben genannten Maßnahmen verdeutlichen, dass sich das Risikomanagement der Banken auf vollkommen neue Umstände anpassen muss, was die Zusammenarbeit zwischen den Instituten und Unternehmen verändern könnte. Denn zum einen möchten die Kreditinstitute die Unternehmen mit notwendigen liquiden Mitteln versorgen, um damit die Wirtschaft aufrecht zu erhalten, doch zum anderen können nur Kreditentscheidungen getroffen werden, die auch vernünftig sind. Diesen Balanceakt gilt es auszutarieren. Red.

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