PRIVATKUNDENGESCHÄFT

Bankprodukte als Ladenhüter

Bankprodukte werden immer mehr zum Auslaufmodell. Diesen Schluss lassen zumindest die Zahlen des Ende Mai veröffentlichten Ipsos Finanzmarktpanels zu, für das 20 000 Haushalte zu ihren Beständen, Neuabschlüsse inklusive Informationsprozess und Kündigungen in den Bereichen Versicherungen, Bankdienstleistungen und Bausparen befragt wurden.

Der Trend ist eindeutig: Die Abschlussrate bei kurzfristigen Geldanlagen wie Tages- oder Festgelder sank von 2008 bis 2019 von 9 auf 2 Prozent, bei langfristigen Geldanlagen sank sie von 5 auf 1 Prozent. Dieser Rückgang konnte im Wertpapiergeschäft nicht nur nicht kompensiert werden. Sondern auch bei Investmentfonds ist ein wenn auch weniger deutlicher Abwärtstrend in Neugeschäftsabschlüssen zu beobachten. Einzig beim Ratenkredit ist die Abschlussrate leicht gestiegen - von 2 auf 3 Prozent.

Insgesamt schließt heute nur noch jeder neunte Haushalt ein Bankprodukt ab. 2008 war es noch jeder Fünfte. Berücksichtigt man dabei noch die tendenziell steigende Zahl von Bankwechslern im Bereich des Girokontos, bleibt für das Cross-Selling nicht mehr viel übrig. Auch das spiegeln die Ipsos-Zahlen wider: Die durchschnittliche Anzahl an existierenden Bankprodukten pro Haushalt sank seit 2008 von 5,8 auf aktuell nur noch 4,9. Und das verteilt sich in vielen Fällen noch auf mehrere Bankbeziehungen.

Wie weit es an dieser Stelle noch nach unten gehen kann, ist ungewiss, auch deshalb, weil unklar ist, wie Ipsos Bankprodukte definiert - ob etwa die Girocard als eigenes Produkt oder als Teil des Girokontos gewertet wird. Den ganz freien Fall wird es sicher nicht geben. Denn neben dem Girokonto bestehen weitere finanzielle Grundbedürfnisse, die zumindest ein Teil der Kundschaft auch weiterhin befriedigen wird. Dazu gehört zum Beispiel eine Kreditkarte (so sie denn nicht als Teil des Girokontos verstanden wird), Finanzierungsprodukte wie Ratenkredit oder Baufinanzierung oder auch Produkte im Bereich Absicherung und Vorsorge. Gerade die Vorsorge ist indessen ein gutes Beispiel dafür, dass und warum die Abschlussraten immer weiter sinken. Hier beklagt die Branche schließlich schon lange die fehlenden Impulse aus der Politik oder sogar Entscheidungen, die die private Vorsorgebereitschaft eher noch weiter absinken lassen.

Guter Rat ist somit teuer. Mehr denn je geht es beim insgesamt schrumpfenden "Kuchen" darum, ein möglichst großes Stück davon für sich abzuschneiden. Dazu ist die Integration in wirtschaftliche Ökosysteme unabdingbar. Nicht überall wird das so gut gelingen wie beim Konsumentenkredit und dessen Einbindung in die Prozesse am physischen und virtuellen Point of Sale. Oftmals fehlt es indessen vielleicht nur an der nötigen Phantasie. Dann ergibt sich einmal mehr die Notwendigkeit, sich mit kreativen Partnern zusammenzutun. Vielleicht gelingt es dann sogar, neue finanzielle Bedürfnisse zu schaffen. Red.

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