Direktbanken

Comdirect glänzt durch Visa-Verkauf

Das Jahr 2016 war für die Comdirect erneut ein Rekordjahr. Und doch war es -den Marktentwicklungen geschuldet - nicht so erfolgreich wie das vorangegangene. Denn der Rekordüberschuss von 120,7 Millionen Euro vor Steuern 2016 ist dem Sondereffekt aus dem Verkauf der Beteiligung an Visa Europe geschuldet, der der Bank 41,1 Millionen Euro einbrachte. Ohne diesen Sondereffekt wären es 79,6 Millionen Euro gewesen. Damit wäre das Jahr aber immer noch ein gutes gewesen, so CEO Arno Walter.

Wo der Verkauf von Visa Europe Geld in die Kassen gespült hat, hat das Kartengeschäft andererseits auch dazu beigetragen, den Provisionsüberschuss im Vergleich zum (ungewöhnlich guten) Vorjahr um sechs Prozent auf 215,4 Millionen Euro sinken zu lassen. Wie viel davon auf die rückläufige Ordertätigkeit der privaten Kunden (minus 2,1 Prozent) sowie die Orderstruktur zurückzuführen ist und wie viel auf die sinkenden Erträge aus dem Zahlungsverkehr, rechnet die Bank aber nicht auseinander. Bei einer Gesamtzahl von 1,35 Millionen Girokonten zum Jahresende 2016 dürfte der Effekt durch die Interchange-Regulierung jedoch gar so klein nicht sein.

Das Girokonto bleibt im Übrigen der Wachstumstreiber der Bank. 2016 konnten rund 90 000 neue Konten eröffnet werden. Das entspricht einem Wachstum um 7,1 Prozent. Die Softwarepanne vom Frühjahr 2016 hat das Wachstum somit nicht gebremst. Lediglich eine Handvoll Kunden habe man danach verloren. Gegenüber 2012 ist die Zahl der Girokonten um 50,4 Prozent gestiegen, was die Bank umso mehr freut, als das Girokonto in vielen Fällen auch der Anknüpfungspunkt ins Wertpapiergeschäft ist. Von den 2,08 Millionen Kunden im B2C-Geschäft haben immerhin 1,0 Millionen ein Depot.

Und die Bank will weiterhin daran arbeiten, ihre Kunden für das Wertpapiersparen zu interessieren. Schließlich werden in Deutschland täglich 100 Millionen Euro an Vermögen allein dadurch vernichtet, dass die Menschen ihr Geld auf unverzinsten Konten parken, rechnet Walter vor.

Ein Produkt, das sich gut als "Investment Opener" eignet, wie es die Bank nennt, ist das erst im September eingeführte Bonussparen. Im Rahmen dieses Bonusprogramms werden Kunden bei rund 100 Online-Anbietern Vergünstigungen gewährt. Diese Boni wiederum werden automatisch in einen Indexfonds investiert. Das Wertpapiersparen erfolgt also gewissermaßen nebenbei. Bei den Kunden kommt das Konzept offenbar gut an. Nach Angaben von Vorstand Dietmar von Blücher wird es bereits von mehr als 100 000 Kunden genutzt.

Auch 2017 will die Bank die Wertpapieranlage noch attraktiver machen. Zu den angekündigten Neuerungen zählt zum einen das digitale Assetmanagement als Robo-Advisor-Tool für die vollautomatisierte Vermögensbildung. Dabei soll es für jeden Kundengeschmack das passende Anlagemodell geben: für Selbstentscheider, für Beratungskunden und für Volldelegierer, die sich gar nicht selbst kümmern wollen.

Nach dem Motto: "Wertpapieranlage kann und muss auch Spaß machen", das Vorstandschef Walter ausgibt, soll auch die Depotübersicht zu einem intuitiven Depotmanager mit grafischer Aufbereitung weiterentwickelt werden, der die bisherige Datenflut zu einem nahezu "haptischen Element" aufbereiten soll. Derzeit läuft die Friendly-User-Phase. Der Start für beide Anwendungen ist noch für das erste Halbjahr geplant.

Ebenfalls im ersten Halbjahr steht das Closing für den Erwerb von Onvista an, die Bank als Wachstumsinvestition versteht. Die Comdirect verspricht sich davon unter anderem eine Stärkung der Marktposition im Brokerage, insbesondere bei den Tradern, und Skaleneffekte bei der Tradingabwicklung. Und das Finanzportal Onvista mit 10 bis 12 Millionen Visits pro Monat wird nicht nur als Ergänzung zum eigenen "Informer" gesehen, sondern auch als Plattform zur Vermarktung. Nicht zuletzt soll sie der Bank Werbeeinnahmen bescheren. Red.

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