NACHHALTIGKEIT

Commerzbank macht bei Firmenkunden ernst

Quelle: Commerzbank

Am 1. Januar 2022 ist bei der Commerzbank eine neue Richtlinie für fossile Brennstoffe in Kraft getreten. Damit will die Bank ihren Anspruch unterstreichen, Finanzströme in Richtung des Pariser Klimaziels zu lenken und die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu forcieren. Für Unternehmen "mit Kohlebezug" heißt das: Bestandskunden der Bank, die aktuell 20 Prozent oder mehr ihres Umsatzes oder ihrer Stromerzeugung mit Kohle erzielen, müssen bis 2025 einen Plan für den Kohleausstieg bis 2030 erarbeiten. Hierzu wird die Commerzbank in einen intensiven Austausch mit ihren Kunden gehen. Projektfinanzierungen sind ausschließlich auf notwendige Modernisierungen von bestehenden Kohlekraftwerken beschränkt und nur nach einer kritischen Einzelfallprüfung möglich.

Neue Kundenbeziehungen mit Unternehmen, die 20 Prozent oder mehr ihres Umsatzes oder ihrer Stromerzeugung mit Kohle erzielen, oder auch mit potenziellen Neukunden mit entsprechenden Ausbauplänen nimmt die Bank nicht mehr auf. Bisher galt ein Grenzwert von 30 (beziehungsweise international von 50) Prozent. Auch Unternehmen aus den Sektoren Öl und Gas werden von der neuen Richtlinie betroffen. Bestehende Geschäftsbeziehungen in diesen Bereichen sollen regelmäßig auf Umwelt- und Sozialaspekte überprüft werden. Außerdem geht die Bank keine neue Geschäftsbeziehung mit Unternehmen ein, die Ausbaupläne bei Öl und Gas verfolgen. Die Finanzierung neuer Ölkraftwerke sowie Finanzierungen für Öl- und Gasförderprojekte sind ausgeschlossen. Das gilt für konventionelle als auch unkonventionelle Fördermethoden gleichermaßen.

Bis 2050 will die Bank den CO2-Ausstoß ihres kompletten Kredit- und Investmentportfolios auf netto null reduzieren. Dazu hat sie sich durch ihren Beitritt zur Net Zero Banking Alliance von UNEP FI im April 2021 verpflichtet. Im eigenen Bankbetrieb will sie bereits zehn Jahre früher, nämlich spätestens 2040 so weit sein.

Auch wenn von der neuen Richtlinie zunächst primär Unternehmen aus der Energiebranche betroffen sind, zeigt das "Net Zero"-Ziel doch, dass dies erst der Anfang sein kann. Auf mittlere Sicht werden sich Unternehmen vieler Branchen darauf einrichten müssen, dass Banken in Sachen Nachhaltigkeit die Zügel anziehen. Wo es heute um eine Branche geht, wird es künftig wohl alle treffen - auch die kleinen und mittleren Unternehmen. Bei ihnen könnte es künftig um die Umstellung auf grünen Strom oder des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge gehen. Spannend wird, was mit Branchen wird, die per se nicht klimaneutral arbeiten können. Ein CO2-neutrales Kreditportfolio müsste beispielsweise Zementhersteller ausschließen. Doch woher sollen dann die 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr kommen, die sich die Ampel-Koalition vorstellt? Das Beispiel zeigt: In Sachen Nachhaltigkeit ist noch eine Reihe von Fragen zu beantworten. Die grobe Richtung indessen ist klar. Red.

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