ING-Diba

Demonstrativ entspannte Berichterstattung

Nick Jue, Vorstandsvorsitzender der ING-Diba AG, Head of ING in Germany, Austria & Czech Republic

Quelle: ING-DiBa

Wenn ein Vorstandsvorsitzender zum ersten Mal die Geschäftszahlen seines Hauses präsentiert, wird innerhalb des eigenen Hauses wie auch von außen besonders genau auf mögliche neue Akzente geachtet. Das reicht von kleinen und größeren Aussagen zur strategischen Aufstellung bis hin zur Art der Präsentation. Der seit Mitte vergangenen Jahres bei der ING-Diba in dieser Position amtierende Nick Jue hat in beiderlei Hinsicht auf bewährte Muster der zwei vergangenen Jahrzehnte aufgebaut.

Den Platz für neue Stilelemente bescherten ihm dabei die unverändert guten Zahlen. Überdurchschnittlich sind im eigenen Haus 2017 insbesondere das Wertpapiergeschäft (plus 20 Prozent auf 37 Milliarden Euro), das Wholesale Banking (plus 19 Prozent auf 31 Milliarden Euro) sowie die Verbraucherkredite (plus 16 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro). Dass der Bestand an Baufinanzierungen mit 2 Prozent auf 69 Milliarden Euro nur vergleichsweise wenig gestiegen ist, wird mit einer bewusst defensiveren Preispolitik in diesem umkämpften und damit margenärmeren Markt begründet. Zurzeit, so wird aber von den Verantwortlichen betont, sei die Bank wieder mit ein wenig aggressiveren Konditionen unterwegs. Mit Blick auf das gesamte Neugeschäft des Berichtsjahres 2017 wird besonders hervorgehoben, dass das Kreditgeschäft stärker gewachsen ist als die Einlagenseite.

Auf der Ertragsseite der Bank ist das Zinsergebnis um 8 Prozent auf 2,134 Milliarden Euro gewachsen und das Provisionsergebnis um 19 Prozent auf 124 Millionen Euro. Der Anteil des Zinsgeschäftes an der Gesamtsumme beider Ertragskomponenten bleibt dabei mit 94,5 Prozent gleichwohl sehr hoch. Einen Swing von 119 Millionen Euro und damit einen Aufwand von 74 Millionen Euro zeigt die ING-Diba beim sonstigen Ergebnis. Zurückgeführt wird dieser Effekt auf die Absicherung von langfristigen Zinsrisiken in der Baufinanzierung durch Hedgegeschäfte. Bei der Risikovorsorge waren auf Geheiß des Wirtschaftsprüfers Auflösungen vorzunehmen, die zu einem Swing von 88 Millionen Euro beziehungsweise einem Ertrag von 57 Millionen Euro führten. Nach Ertragssteuern von 392 (375) Millionen Euro zeigt die ING-Diba damit ein Ergebnis nach Steuern von 877 Millionen Euro und trägt damit beachtliche rund 20 Prozent zum Gesamtergebnis ihrer Mutter bei.

Strategisch ausruhen will sich Nick Jue auch bei solchen Erfolgsbeiträgen nicht. Schon ganz konkrete Hoffnungen auf künftige Ertragsquellen macht diesbezüglich die Online-Vermögensverwaltung über ETFs in Kooperation mit dem Münchener Fintech Scalable Capital, die seit September vergangenen Jahres schon rund 330 Millionen Euro an Geschäft gebracht hat und im laufenden Jahr mindestens einen Bestand von einer Milliarde Euro erreichen soll.

Darüber hinaus soll im Firmenkundengeschäft eine Plattform für das Geschäft mit Online-Krediten für kleine und mittlere Unternehmen ein weiteres Segment abdecken, das derzeit von den beiden Verbundorganisationen dominiert wird. Konkrete Volumina wollte die Bank übrigens weder bei den neu aufgebauten noch den altbewährten Geschäftsfeldern nennen. Anders als bei vielen Großbanken erzeugt diese Vorsicht bei Prognosen kaum misstrauische Rückfragen. Die Bank hat eben in den vergangenen zwanzig Jahren kontinuierlich geliefert.

Die guten Zahlen boten auch den Rahmen für eine betont lockere Art der Präsentation. Nach einer knappen Einführung nahm Nick Jue am Rande der Bühne neben seinem Pressechef auf einer Couch Platz und überließ für die Präsentation der genannten Geschäftszahlen seinem Finanzchef Remco Nieland das Feld. Nach dessen Erläuterungen genannten Wachstumszahlen für die Bilanz sowie die Ertragsrechnung fand dann der Finanzchef seinen Platz auf dem Sofa, während der Vorstandsvorsitzende einen Einblick in die Wachstumsstrategien seines Hauses gab. Zur Fragerunde der Medien bildete dann ein Stehtisch den äußeren Rahmen.

All das war in dieser Form neu, bewegte sich aber gradlinig und glaubwürdig auf dem seit dem Einstieg des Mutterkonzern ING-Group seit nunmehr fast 20 Jahren sorgfältig aufgebauten und über viele Jahre gepflegten Image der ING-Diba mit den bekannten Attributen schnell, einfach, bequem und flexibel. Mit der gleich zu Beginn seiner Amtszeit angekündigten Zielsetzung, die erste agile Bank in Deutschland werden zu wollen, hatte Nick Jue diesen bisherigen Weg schon im Sommer vergangenen Jahres bestätigt und um das Modewort Agilität ergänzt.

Als symbolisches Zwischenergebnis durfte nach der Bilanzpressekonferenz der neu gestaltete Vorstandsbereich besichtigt werden - ohne festen Arbeitsplatz für die fünf Vorstandsmitglieder in offen gestalteten Räumen, mit einer Reihe von Kommunikationszonen, der technischen Ausstattung für ein kreatives Brainstorming, aber auch einer hinreichenden Zahl von Besprechungs- und Konferenzräumen für konzentrierte ungestörte Arbeit. Der Vorstand geht mit gutem Beispiel voran, soll vor der Übertragung und Umsetzung dieser Organisationsform in die Breite der Bank den mittlerweile rund 4 100 Mitarbeitern verdeutlicht werden. Mo

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