Privatkundengeschäft

Deutsche Bank und Postbank: schlecht gelaufen

Erst am Vorabend der Finanzkrise hatte die Deutsche Bank die Postbank erworben. Und es hat den Anschein, als wäre es gerade der ungünstige Zeitpunkt des Kaufs, der nun wieder zum Verkauf der Postbank führt. Dumm gelaufen, könnte man somit resümieren. Denn die Rahmenbedingungen haben sich seitdem so verändert, dass die erhofften Effekte sich nicht einstellen konnten. Aufgrund aufsichtsrechtlicher Bestimmungen kann die Postbank mit ihrem Einlagenüberhang nur begrenzt zur Refinanzierung der Deutschen Bank beitragen. Synergien aus dem "Verbundverkauf" sind durch regulatorische Auflagen begrenzt, auch passen die Kundenbedürfnisse weniger aufeinander als vielleicht vermutet.

Nicht zuletzt ist das Baufinanzierungsgeschäft der Postbank zwar einträglich, aber auch bilanzintensiv, was zu einer Verschuldungsquote von nur 3 Prozent führt. Die Selbstverpflichtung der Deutschen Bank, mittelfristig eine Verschuldungsquote von mindestens 5 Prozent zu erreichen, ist insofern nur schwer mit dem Postbank-Portfolio vereinbar. Dafür bräuchte die Postbank rund drei Milliarden Euro zusätzliches Kapital. Insofern ist der Entschluss, die Bank erneut an die Börse zu bringen, sicher nachvollziehbar.

Nach einer echten "Strategie" im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank sieht das alles gleichwohl nicht aus. Dafür gibt es in diesem Bereich viel zu viel Hin und Her - man denke nur an die Ausgliederung des Privatkundengeschäfts in die Deutsche Bank 24 in den Jahren 1995 bis 1999. Hier passt der Postbank-Verkauf ins Bild, obgleich er ganz andere Gründe hat.

Auch jetzt klingt das neuerliche Bekenntnis der Deutschen Bank zum Privatkundengeschäft ein wenig halbherzig. Das liegt weniger daran, dass bis 2017 bis zu 200 Filialen geschlossen werden, dafür aber in den nächsten 5 Jahren 400 bis 500 Millionen Euro in die Digitalisierung investiert werden sollen (rund 100 Millionen Euro waren es bisher). Hier vollzieht der Branchenprimus lediglich nach, was der Wettbewerb seit geraumer Zeit vormacht. Doch Sätze wie "Wir konzentrieren und stärker auf Win-Win-Beziehlungen" oder "Wir werden nicht mehr versuchen, alles für jeden zu sein" sowie der Bezug auf eine wachsende Nachfrage im Wealth Management und eine stärkere Konzentration auf Anlage- und Versicherungsprodukte lassen doch aufhorchen, was das für die Mengenkunden im Retailgeschäft bedeuten könnte.

Den Fehler, weniger solvente Kundengruppen auf die zur Direktbank umgebaute Tochter Norisbank zu verweisen, wird die Deutsche Bank vermutlich nicht wiederholen. Wie es mit der Norisbank und der Berliner Bank künftig weitergehen soll, wurde aber bislang nicht erklärt. Red.

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