Sparverhalten

Deutsche auf dem Weg zur Aktienkultur?

Helmut Schleweis, Präsident DSGV
Quelle: DSGV

Alljährlich zum Weltspartag häufen sich die Veröffentlichungen zum Spar- und Anlageverhalten der Deutschen. Im Jahr 2018 gibt es dabei sogar Posivites zu vermelden. Die robuste Sparkultur der Deutschen trotzt fast allen welt- und geldpolitischen Krisen, so DSGV-Präsident Helmut Schleweis anlässlich der Präsentation des Vermögensbarometers 2018. Für 39 Prozent der Befragten gebe es keine aktuelle Entwicklung, die ihnen beim Sparen Sorgen bereitet. Das ist ein deutlicher Anstieg, denn im letzten Jahr waren nur 25 Prozent sorgenfrei.

Insbesondere der Anteil derjenigen, denen die Geldpolitik der EZB Sorge bereitet, ist deutlich gesunken: von 53 auf 32 Prozent. Anscheinend haben sich die Deutschen nach all den Jahren an die niedrigen Zinsen gewöhnt - oder sie rechnen fest damit, dass die Zinsen nach dem Ende der Amtszeit von Mario Draghi wieder steigen werden. Unter den Sparern mit mittlerem Vermögen zwischen 50 000 bis 125000 Euro ist die Entspannung jedoch nicht so groß. Von ihnen nennen immer noch 43 Prozent die Besorgnis über die Niedrigzinsen als Hauptsorge.

38 Prozent der Befragten haben ihr Sparverhalten an die anhaltenden Niedrigzinsen angepasst: 13 Prozent versuchen, die Zinsen durch verstärktes Sparen auszugleichen, 18 Prozent wählen andere Anlageprodukte. Doch auch 2017 ist den Zahlen der Deutschen Bundesbank zufolge immer noch fast doppelt so viel Geld in liquide Anlageformen geflossen wie beispielsweise in Investmentfonds und Aktien.

Trotzdem gibt es Anzeichen dafür, dass die Aktienkultur in Deutschland allmählich gestärkt wird. 55,1 Milliarden Euro an Vermögen haben die privaten Haushalte laut Bundesbank im vergangenen Jahr neu gebildet. Und der diesjährige Global Investment Survey von Legg Mason kommt sogar zu dem Fazit: Die Deutschen entdecken die Aktie. Durchschnittlich 27 Prozent ihres Portfolios haben deutsche Anleger demnach aktuell in Aktien investiert. Das sind 17 Prozentpunkte mehr als 2017. Zugleich ist die Quote sogar etwas höher als im Durchschnitt von 24 Prozent in den insgesamt 17 untersuchten Ländern. Es scheint also, als wären die Deutschen längst nicht mehr die "Aktienmuffel" früherer Jahre.

Zwei Einschränkungen sind dabei allerdings zu machen: Zum einen macht eine Schwalbe bekanntlich keinen Sommer. Es bleibt also erst einmal abzuwarten, ob das Jahr 2018 in dieser Hinsicht ein Ausreißer ist, oder ob sich ein Trend in Richtung Aktienkultur verstetigt.

Zweitens ist es eben nicht so, dass alle Sparer in gleichem Maße das Wertpapiersparen betreiben. Und der Blick in die Altersstrukturen zeigt, dass gerade nicht die Millennials, also die Jahrgänge 1982 bis 2000, aufgrund ihres längeren Anlagehorizonts auf Aktien setzen. Sondern es sind unverändert die Älteren (71 Jahre und älter), die mit 37 Prozent die höchste Aktienquote aufweisen, während sie unter den Millennials nur 21 Prozent beträgt. Dass die Deutschen mit diesem Anlegerverhalten nicht allein sind, sondern auch international ältere Anleger mit 31 Prozent stärker auf Aktien setzen als die Millennials-Generation mit 21 Prozent, macht das nicht besser. Für die bitter nötige Altersvorsorge sind es nun einmal gerade die Jüngeren, die verstärkt auf Wertpapiersparen setzen müssten. Hier schlummert also nach wie vor viel Potenzial für Überzeugungsarbeit und der Weg zu einer stabilen Aktienkultur ist immer noch lang. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X