NASPA

Digitale Fitness zahlt sich aus

Seit Mitte März ist alles anders. In einem Umfeld, in dem Schulen, Kindergärten, Rathäuser, Büchereien, Schwimmbäder, Museen, Bankfilialen und viele mehr geschlossen haben, in der Tagungen abgesagt und größere Menschenansammlungen ohnehin verboten werden, finden auch Pressekonferenzen nur noch per Telefonkonferenz oder Videostreaming statt.

Auch die Bankberatung wird Corona verändern, meint Günther Högner, der Vorstandsvorsitzende der Nassauischen Sparkasse, Wiesbaden. Die Schließung von Filialen hält er für ein gutes, gangbares" Mittel, obwohl die Naspa zum Zeitpunkt der PK noch keine entsprechenden Maßnahmen beschlossen hatte. Je länger die Krise dauert und je stärker das öffentliche Leben "heruntergefahren" wird, umso mehr werden sich die Menschen an die neue Technik gewöhnen und wird die Akzeptanz der Videoberatung steigen. Insofern erwartet Högner von Covid-19 einen neuerlichen Schub für die Digitalisierung.

Umso mehr freut es ihn, das die Naspa in Sachen digitaler Fitness deutlich vorangekommen sei - unter anderem mit einem "digitalen Führerschein" und i-Pads für alle Mitarbeiter, was in der Krise zudem den Grundstock dafür bietet, Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Der Beratungsbedarf an sich ist freilich unverändert - und zumindest im Wertpapiergeschäft höher denn je. Denn gerade diejenigen Kunden, die ihr Sparverhalten im vergangenen Jahr neu ausgerichtet haben und ins Wertpapiergeschäft eingestiegen sind, haben viele Fragen, wie Högner es formuliert.

Gut möglich, dass das demnächst auch für Kunden mit Baufinanzierungsverträgen gilt. Denn wem durch den Shutdown das Einkommen teilweise oder gänzlich wegbricht, der könnte schnell auch mit seiner Finanzierung an Grenzen kommen. Dass viele Kunden sich angesichts der niedrigen Zinsen in den letzten Jahren "etwas mehr Haus" geleistet haben als früher, könnte sich dabei als kritisch erweisen. Noch schlimmer könnte es im Firmenkreditgeschäft werden. Hier warnt Högner vor: "Wir werden nicht überall helfen können".

Das Plus bei den Darlehenszusagen um 15 Prozent auf 1,826 Milliarden Euro, das die Naspa 2019 verbuchen konnte, könnte somit von der Erfolgsmeldung, wie es zu normalen Zeiten gewesen wäre, unter Umständen zum Risikofaktor werden. Das fast komplette Herunterfahren der Wirtschaft mit all seinen Folgen konnte das beste Risikomanagement nicht voraussehen. Eine möglicherweise höhere Risikoquote für 2020 schließt die Naspa deshalb nicht aus.

Bei den Kundeneinlagen konnten die Wiesbadener im vergangenen Jahr ein Plus um 0,3 Milliarden Euro auf 9,4 Milliarden Euro verzeichnen, wobei das Wachstum fast ausschließlich aus dem Mengengeschäft kam. Zwei Drittel dieses Wachstums entfielen auf Einlagen mit täglicher Fälligkeit, von 6,9 auf 7,1 Milliarden Euro. Wie sich die Corona-Krise hier auswirkt, ist vermutlich noch gar nicht abzusehen. Einerseits ist damit zu rechnen, dass Kunden, die Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, ihre Einlagen abschmelzen. Andererseits könnte dieser Effekt durch einen Einbruch des Wertpapiergeschäfts überkompensiert werden. Die Neueinsteiger unter den Kunden der Naspa reagieren jedenfalls "etwas hektisch", wie Högner sagt. Die Einbrüche beim Dax, so seine Prognose, werden dazu führen, dass Aktien wieder als hoch risikoreich eingestuft werden. Der Anstieg des Provisionsüberschusses um 6,0 Millionen im vergangenen Jahr (darin enthalten 2,7 Millionen Euro an Giroerträgen) wird deshalb wohl auch schwer zu wiederholen sein. Red.

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