PRIVATKUNDENGESCHÄFT

Fondssparen mit Rückgaberecht

Die Rückgabegarantie ist für die Sparda-Bank Hessen das Produkt des Jahres, Foto: Sparda-Bank Hessen

Die Zeiten, in denen die Sparda-Banken beim kostenlosen Girokonto eine geschlossene Front bildeten, sind längst vorbei. Die Sparda-Bank Hessen legt Wert auf die Feststellung: Es bleibt beim gebührenfreien Girokonto. Und es wird 2020 keine Negativzinsen geben. Kurz darauf teilte die Sparda-Bank West mit, dass sie zum 1. April 2020 die Girokonto-Preise erhöhen wird.

Zwei Kontenmodelle - das Online-Konto sowie das Jugendgirokonto - bleiben auch künftig in der Kontoführung kostenlos. Die Werbung mit dem Stichwort "gratis" ist der Bank allerdings untersagt worden. Denn die Bank berechnet auch beim Gratiskonto ein Entgelt für die Girocard. Dieses steigt von bisher einem Euro pro Monat auf künftig 20 Euro pro Jahr. Für Transaktionen am SB-Terminal werden beim Online-Konto künftig 5 Euro statt bisher 1,50 Euro berechnet. Beim gebührenpflichtigen Kontomodell, das auch die Nutzung von Kontoauszugsdruckern und SB-Terminals beinhaltet, erhöht sich die Monatspauschale von 2,50 Euro auf 6 Euro im Monat. Auch bei diesem Kontomodell kostet die Girocard künftig 20 Euro extra.

Im Vergleich zu anderen Banken und Sparkassen sind diese Konditionen zweifellos immer noch moderat. Sie stellen aber einen immer deutlicheren Bruch mit des alten Sparda-Dogmas vom kostenlosen Girokonto dar. Begründet wird die Preisanpassung mit der seit September 2019 verschärften Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die ein einlagenstarkes Haus wie die Sparda-Bank West besonders hart treffe.

Bei den Kollegen in Hessen bleibt es zumindest 2020 beim gebührenfreien Girokonto - auch wenn das mit der Einschränkung auf Online-Transaktionen verbunden ist. Die allerdings können ohne Preisaufschlag wahlweise am eigenen Endgerät oder auch am Selbstbedienungsterminal in den Filialen getätigt werden.

Um sich das leisten zu können - das kostenlose Girokonto kostet das Institut nach eigenen Angaben pro Jahr etwa 25 Millionen Euro, die Strafzinsen an die Europäische Zentralbank beliefen sich 2019 auf 670 000 Euro -, setzt die Sparda-Bank Hessen ganz aufs Wertpapiergeschäft. Spar- und Tagesgeldkonten bietet die Bank schon seit geraumer Zeit gar nicht mehr an. Wer online danach sucht, erhält den Hinweis: "Wir raten zu alternativen Spar- und Anlageformen." Das Motto der Bank: "Dividenden sind der neue Zins." Um auch die immer noch vor der Wertpapieranlage zurückschreckenden Kunden für das Fondssparen zu gewinnen, hat die Bank im November 2019 eine einjährige Rückgabegarantie für neu abgeschlossene Aktiensparpläne eingeführt. Kunden, die ein Jahr nach dem Abschluss mit der Wertentwicklung unzufrieden sind oder sich aus anderen Gründen mit dem Wertpapiersparen unwohl fühlen, können ihre Fondsanteile an die Bank zurückgeben und erhalten sämtliche Einzahlungen ohne Abzug von Transaktions- oder Depotgebühren komplett zurück.

Die Resonanz bei den Kunden war so gut, dass die ursprünglich bis Ende 2019 geplante Aktion bis Ende Februar 2020 verlängert wurde und danach als Einstiegs- beziehungsweise Willkommensgeschenk für Neukunden weitergeführt werden soll. 3 500 neue Fondsparpläne konnten dank der Rückgabegarantie neu abgeschlossen werden. Insgesamt zählt die Bank rund 31 000 Sparpläne. Die Rückgabegarantie wird deshalb als "das Produkt des Jahres 2020" bezeichnet.

Neben der schieren Anzahl der neuen Aktienfondssparer konstatiert die Bank außerdem, dass die Rückgabegarantie dazu führt, dass die Neueinsteiger sich bei der Sparrate nicht vorsichtig zurückhalten. Sondern die monatliche Sparrate entspreche dem, was auch beim klassischen Sparen üblich sei.

Natürlich lässt sich schwer voraussagen, wie viele Kunden nach einem Jahr von ihrem Rückgaberecht Gebrauch machen werden. Das wird in starkem Maß von der Entwicklung an den Märkten im Jahresverlauf abhängen. Haben die Berater ihre Sache gut gemacht und Neueinsteigern richtig erklärt, wie wichtig es ist, auch in schwierigen Marktphasen nicht die Nerven zu verlieren, dann dürfte vermutlich unabhängig von der Wertentwicklung ein beträchtlicher Teil der Kunden bei der Stange bleiben. Aus Sicht der Bank wäre das wichtig: Denn je stärker sich die Kunden für das Wertpapiersparen begeistern lassen, umso länger kann das Institut an ihrem Versprechen festhalten, keine Negativzinsen einführen zu wollen. Red.

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