FIRMENKUNDENGESCHÄFT

Gute Zeiten für Gründer

35 Prozent aller Gründungen sind Betriebsübernahmen Quelle: Sparkasse KölnBonn

Wenn das keine gute Nachricht ist: Während alle Welt gebannt auf die angekündigte und erwartete Insolvenzwelle wartet, berichtet die Sparkasse Köln-Bonn über ein lebhaftes Gründungsgeschehen ausgerechnet im Pandemie-Jahr 2020. Die Gründungsstatistik der zweitgrößten kommunalen Sparkasse Deutschlands weist für das Jahr 2020 insgesamt 219 Gründungsvorhaben mit einem Finanzierungsvolumen über 34,6 Millionen Euro aus - nach 169 Gründungen mit insgesamt 19,5 Millionen Euro im Jahr 2019. Das entspricht einem Plus um 29,6 Prozent bei der Anzahl der Fälle und einer Steigerung von 77,4 Prozent bei den Finanzierungsvolumina.

35 Prozent aller Gründungen sind Betriebsübernahmen Quelle: Sparkasse KölnBonn

Den Schwerpunkt im Jahr 2020 bildeten 122 Gründungsprojekte aus dem Bereich Dienstleistungen, darunter viele neue, aber ebenso auch bestehende Geschäftsmodelle, die durch die Krise verstärkte Nachfrage verzeichneten. Als Beispiele nennt die Sparkasse Vorhaben zum Thema Digitalisierung wie IT-Beratung und -Dienstleistung, Programmierung und Netzinfrastruktur, allerdings auch zahlreiche Projekte aus dem Bereich Handel, Handwerk und Gastronomie.

Bei 141 Projekten hat die Sparkasse als Hausbank zusätzliche Gründungskredite der NRW.Bank und der KfW über insgesamt 22,0 Millionen Euro vermittelt. 2019 waren es 107 Vorhaben mit 11,5 Millionen Euro zusätzlichen Gründungskrediten. 130 der insgesamt 219 bewilligten Vorhaben entfielen auf Neugründungen in einem Gesamtumfang von 16,0 Millionen Euro, weitere 77 auf Unternehmensübernahmen mit einem Volumen von insgesamt 15,1 Millionen Euro. Das zeigt: Mit der Corona-Krise sei auch der Markt für Firmenübernahmen in Bewegung geraten.

Firmenkundenvorstand Uwe Borges begründet dies damit, dass viele Alteigentümer die Pandemie zum Anlass genommen hätten, das bislang häufig hinausgeschobene Nachfolgethema anzugehen. Weil es familienintern häufig an einem Nachfolger mangele, werde nun verstärkt nach externen Kandidaten gesucht, die den Betrieb weiterführen, oder es komme zum Verkauf. Möglicherweise kann Corona somit dazu beitragen, die in den letzten Jahren immer drängender gewordene Problematik des Generationenwechsels im Mittelstand wenn nicht zu lösen, so doch zu entschärfen.

In dem starken Anstieg bei den Gründungsanfragen sieht die Sparkasse weit mehr als ein Strohfeuer, angefacht von "Verzweiflungstätern", die sich möglicherweise nur aufgrund einer schwierigen beruflichen Situation während des Lockdowns zur Gründung entschlossen haben - im Gegenteil. Aus Sicht des Instituts spricht vielmehr alles dafür, dass die Gründer ihre Entscheidung wohl durchdacht haben. "Der Konjunk turein bruch infolge des Lockdowns wirkt wie eine Art Filter", sagt Andreas Brünjes, Leiter der Gründer-Center der Sparkasse.

Gerade in dem Pandemie-bedingt schwierigen wirtschaftlichen Umfeld werde nicht "aus dem Bauch heraus" gegründet, sondern überdurchschnittlich viele Gründer kämen mit guten, sorgfältig durchdachten Geschäftsideen in die Beratung, bei denen Krisenfestigkeit von Anfang an fester Bestandteil des Unternehmenskonzepts sei. Sie stiegen vorsichtig in den Markt ein und hätten die Kosten der Anschubfinanzierung von Anfang an in ihren Businessplan mit einkalkuliert. Das berge Potenzial für positive Überraschungen.

Ein weiterer Aspekt, der den Gründern zugute kommt, ist die Entwicklung am Immobilienmarkt. Denn dadurch, dass erste Unternehmen aus den vom Lockdown besonders betroffenen Branchen inzwischen aufgegeben oder Filialen geschlossen haben und andere Unternehmen den Trend zum Homeoffice dazu nutzen, sich flächenmäßig zu verkleinern, sind mittlerweile Ladenlokale und Büros, auch in Toplagen, zu erschwinglichen Mieten verfügbar. Das kann für neue Unternehmen, die sich sonst nur weniger gute Standorte hätten leisten können, ein wichtiger Erfolgsfaktor sein. Red.

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