NACHHALTIGKEIT

Klimaneutrale Website

Nicht erst seit dem Aufkommen der Fridays-for-future-Bewegung und seitdem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Nachhaltigkeit zum Leitthema der von ihr geführten Kommission gemacht hat, schmücken sich Banken und Sparkassen gerne mit dem Thema. In den vergangenen Jahren wurde, was den eigenen ökologischen Fußabdruck der Branche angeht, auch schon viel erreicht, von mehr Energieeffizienz der eigenen Gebäude über sparsamere oder elektrobetriebene Firmenwagen bis hin durch die Digitalisierung deutlich reduzierten Papierverbrauch.

Auf die Frage danach, wie sich die Digitalisierung denn auf den Energieverbrauch auswirkt und damit eben auch auf die Nachhaltigkeit des Geschäfts, reagieren die meisten Institute - auch "grüne" Banken übrigens - jedoch in der Regel schmallippig. Denn natürlich ist die bisherige Nachhaltigkeitsrechnung ein Stück weit ein Nullsummenspiel. Wo auf der einen Seite durch die Digitalisierung weniger Papier verbraucht wird, werden die dadurch verschonten Bäume möglicherweise für den Bau von Windrädern gefällt, um den steigenden Energiebedarf zu befriedigen.

Gut möglich, dass die CO2-Effizienz des Bankgeschäfts dennoch etwas besser ausfällt als noch vor ein, zwei Jahrzehnten, da auch die Großrechner - ähnlich wie Fahrzeuge - heute weniger Strom verbrauchen, als das früher der Fall war. Dennoch sind die Klimaeffekte der Digitalisierung allgemein längst zu einem Thema geworden. "Wenn wir die Digitalisierung unverändert fortsetzen, wird sie zum Brandbeschleuniger für die ökologischen und sozialen Krisen unseres Planeten", sagte beispielsweise Bundesumweltministerin Svenja Schulze im Mai 2019 anlässlich der Vorstellung der umweltpolitischen Digitalagenda der Bundesregierung. Denn der verbesserten Dateneffizienz steht ein rasantes Datenwachstum gegenüber, dessen Übertragung und Speicherung immer höhere Rechnerkapazitäten in Rechenzentren oder Server-Farmen erfordert.

Schon im Jahr 2017 rechnete das Borderstep Institut vor, dass Server und Rechenzentren allein in Deutschland in etwa so viel Strom verbrauchten wie die Stadt Berlin in einem gesamten Jahr - dabei sind die Treibhausgas-Emissionen bei der Herstellung und Nutzung digitaler Geräte noch gar nicht mitgerechnet. Die jedoch sind laut einer im Mai 2020 veröffentlichten Studie des Bitkom Hier ist noch - 2,0 und eine weiße Fläche versteckt für den größten Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich, die durch die Informations- und Kommunikationstechnologie verursacht werden. Es ist davon auszugehen, dass die CO2 -Emissionen aufgrund weiterwachsender digitaler Infrastrukturen (Rechenzentren und Telekommunikationsnetze) und weiter ansteigender Ausstattung von privaten Haushalten und Unternehmen mit digitalen Geräten in der nächsten Dekade deutlich zunehmen werden.

Was also tun, wenn die nachhaltige Finanzwirtschaft kein Feigenblatt sein soll? Mit Blick auf die bestehenden Potenziale zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Zuge der Digitalisierung macht die Bitkom-Studie vier Hebel aus: die konsequente Ausschöpfung von bestehenden und neuen Energieeffizienzpotenzialen, den Betrieb der digitalen Infrastrukturen mit erneuerbaren Energien, die Verringerung der CO2 -Emissionen in der Herstellung von Endgeräten und die Verlängerung der Nutzungsdauer von Endgeräten.

Den Einfluss der Finanzbranche auf die gesamte Thematik bewertet die Studie nicht als maßgeblich. Ohnehin kann sie nur an den ersten beiden der genannten Hebel ansetzen. Dort aber kann die Finanzwirtschaft durchaus ihren Beitrag leisten. Die Volksbank in der Ortenau hat sich jetzt genau das auf die Fahnen geschrieben. Sie lässt wissen: Ab sofort ist ihre Website klimaneutral.

Aufbauend auf der Anzahl der monatlichen Seitenaufrufe hat die Bank die verursachten CO2-Emissionen ihrer Webseite ermittelt. 200 000 Klicks im Monat entsprechen demnach etwa 36 Tonnen CO2 im Zeitraum von August 2020 bis August 2021. Die hat die Bank über das Klimaschutzprojekt "Wasserkraft für den Lebensraum von Berggorillas im Virunga Nationalpark im Kongo" ausgeglichen und sich die Klimaneutralität von Climate Partner zertifizieren lassen. Red.

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