Bargeldversorgung

Kontingent oder Mindestbetrag?

Abbildung: Zum Abhebeverhalten der Deutschen am Geldautomaten* Quelle: Deutsche Bundesbank, Zahlungsverhalten in Deutschland 2017, n = 2061

Wie viele Bargeldauszahlungen im Monat muss ein Girokonto beinhalten? Diese Frage beschäftigt die Bankenbranche nicht erst seit dem vergangenen Jahr. Schon im Frühsommer 2016 hatte N26, damals noch unter dem Namen Number 26, Schlagzeilen gemacht, als man solchen Kunden kündigte, die allzu häufig Bargeld via Barzahlen.de auf ihr Konto einzahlten beziehungsweise sich auszahlen ließen. Nach dem Shitstorm, den das auslöste, wurde eine Begrenzung für die kostenfreie Nutzung des Bargeldservice eingeführt.

2017 sind etliche Banken und Sparkassen diesem Beispiel gefolgt. Bei vielen Kontomodellen heißt die magische Zahl Fünf: Fünfmal pro Monat können Kunden gebührenfrei am Geldautomaten des eigenen Hauses beziehungsweise Geldautomatenverbunds Bargeld abheben, bei darüber hinausgehenden Transaktion wird ein Entgelt berechnet. Damit wird der Bedarf normalerweise mehr als gedeckt sein. Nicht mehr als einmal pro Woche den Geldautomaten zu benutzen, ist sicher zumutbar.

Die Comdirect geht seit Februar einen anderen Weg. Sie begrenzt nicht die Anzahl der entgeltfreien Transaktionen, sondern hat stattdessen beim Auszahlungsbetrag eine Untergrenze eingeführt. Auszahlungen unter 50 Euro sind per Girocard nur noch bei Jugendgirokonten möglich oder dann, wenn der Kontostand zum Zeitpunkt der Transaktion unter diesem Betrag liegt.

Technisch ist der von der Comdirect gewählte Weg vermutlich der einfachere. Wird der Mindestbetrag für die Abhebung im System hinterlegt, entfällt das Zählen der monatlichen Transaktionen. Faktisch läuft die Maßnahme jedoch auf das Gleiche hinaus wie eine Kontingentlösung. Denn wer größere Beträge auf einmal abhebt, der braucht im Regelfall auch länger, bis er sein Bargeld aufgebraucht hat und erneut einen Geldautomaten aufsucht. Im Mittel tun dies die Deutschen, wenn ihre Bargeldreserve im Geldbeutel 34 Euro beträgt. Kommuniziert hat die Commerzbanktochter die Maßnahme mit großer Ehrlichkeit: Sie verweist ihre Kunden darauf, dass es darum geht, die Vielzahl kleiner Transaktionen zu reduzieren, um dadurch Kosten zu senken und so das Girokonto möglichst auch weiterhin kostenlos anbieten zu können, ein Ziel, das vermutlich viele Kunden unterschreiben würden.

Gleichzeitig verweist sie auf die Möglichkeit der Bargeldversorgung per Cashback in Einzelhandel, ganz ähnlich wie es Volksbanken und Sparkassen vor allem dann tun, wenn sie Filialen oder SB-Standorte schließen. Noch wird diese Art der Bargeldversorgung allerdings vergleichsweise wenig genutzt, auch wenn sich das Bild an der Ladenkasse "gefühlt" oft anders darstellt. Der aktuellen vierten Bundesbank-Studie zum Bezahlverhalten in Deutschland zufolge lag der Anteil von Supermarkt- oder Tankstellenkassen an den durchschnittlichen Abhebebeträgen der Studienteilnehmer gemäß Selbstauskunft bei gerade einmal zwei Prozent und damit auf dem gleichen Niveau wie 2014 (2008 lag der Wert bei einem Prozent).

Trotzdem ist damit zu rechnen, dass die Verhaltenssteuerung über Entgelte oder Mindestgrenze funktioniert. Auch darauf gibt die Bundesbank-Studie einen Hinweis. Denn hier wurden die Probanden auch dazu befragt, ob beziehungsweise wie sie ihr Bargeldbezugsverhalten ändern würden, wenn jede Abhebung 50 Cent kosten würde. Nur ein Drittel der Befragten gab dabei an, sie würden nichts ändern. Nach einer kostenlosen oder günstigeren Alternative beispielsweise im Einzelhandel suchen würden demnach 22 Prozent, 36 Prozent würden seltener zum Geldautomaten gehen und dafür höhere Beträge abheben. Tatsächlich ist der durchschnittlich abgehobene Geldbetrag 2017 gegenüber 2014 um 9 Euro auf 189 Euro gestiegen, die durchschnittliche Anzahl an Transaktionen ganz leicht gesunken. Geht doch! Red.

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