VERBUNDSTRATEGIE

Mieteinnahmen statt Verwahrentgelte

In Zeiten, in denen das klassische Geschäftsmodell von Banken durch das Zinsumfeld infrage gestellt wird und der Ertragsdruck immer weiter steigt, sind Banken überall auf der Suche nach neuen Ertragsquellen. Viele suchen ihr Heil im Einstieg in die Plattformökonomie, andere stellen das Immobiliengeschäft in den Vordergrund - und denken dabei weit über die Baufinanzierung hinaus.

Genau das hat jetzt die sächsische Volksbank Pirna getan. Ende November 2021 hatte die Bank die geplante Fusion mit der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Sebnitz bekanntgegeben, nachdem die Fusionsgutachten des Genossenschaftsverbandes und des Verbandes der sächsischen Wohnungsgenossenschaften die Sinnhaftigkeit des Vorhabens und die vorhandenen Vorteile für die Mitglieder beider Genossenschaften bestätigt hatten.

Am 16. und 17. Dezember 2021 stimmten zuerst die Mitglieder der Wohnungsgenossenschaft und danach auch die außerordentliche Vertreterversammlung der Volksbank jeweils einstimmig dem Vorhaben zu. Seit dem 1. Januar 2022 gehören beide Genossenschaften nun zusammen. Die GWG Sebnitz wird künftig als Niederlassung der Volksbank Pirna geführt und der Name fortgeführt. Der bisherige Aufsichtsrat der GWG wird als Beirat an allen Investitionsentscheidungen beteiligt. Mit der Fusion konnte die ansonsten drohende Zerschlagung der Wohnungsgenossenschaft vermieden werden.

Damit bleibt der genossenschaftliche Wohnungsbestand von 480 Wohnungen erhalten und das sichere und bezahlbare Wohnen ist weiter gewährleistet. Zudem sollen die Wohnungen saniert sowie altengerechter und barrierefreier Wohnraum geschaffen werden. Das Kapital stellt die Volksbank zur Verfügung. Alle bisher finanzierenden Banken sollen abgelöst werden. Bei einem der Kreditgeber konnte ein Teilforderungsverzicht ausgehandelt werden.

Die Fusion stand aber nicht allein unter dem genossenschaftlichen Gedanken der Verantwortung für die Region, von der vor allem die Mieter der Genossenschaftswohnungen profitieren würden. Sondern auch die Bank selbst und ihre Mitglieder haben etwas davon. Zum einen bietet die Fusion einen Ausweg aus der Fragestellung, die derzeit fast alle Banken umtreibt: Wohin mit der Liquidität? Anstatt Negativzinsen an die EZB zu bezahlen, wird das Geld in Wohnungen investiert, was den Kunden der Bank Verwahrentgelte erspart. Zudem bietet der Bestand von zusammen 630 Wohneinheiten (davon der Großteil von 480 Wohnungen von der GWG Sebnitz) der Bank durch die Mieteinnahmen auch eine neue Ertragsquelle, um wegbrechende Zinserträge zu kompensieren. Natürlich steht auch das unter dem Vorbehalt, dass gesetzliche Rahmenbedingungen das Vermietungsgeschäft nicht völlig unwirtschaftlich machen. Doch ein zweites Standbein hat noch nie geschadet. Und hier bot die Fusion mit der GWG die Möglichkeit, sich schnell ein solches zu schaffen. Red.

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