PRIVATKUNDENGESCHÄFT

Noch mehr Bankeinlagen?

Fast jeder Dritte will mehr sparen Quelle: Ebase/Toluna

"Same procedure as last year". Mit diesem Motto aus dem in Deutschland zu Silvester so beliebten Sketch "Dinner for one" lässt sich in etwa zusammenfassen, was eine national repräsentative Befragung von 1 000 Personen in Deutschland für die Studie "Finanzielle Vorsätze 2022" zutage gefördert hat: Die Deutschen wollen weiterhin kräftig sparen. Und sie bleiben zum großen Teil risikoscheu.

Waren Spargelder schon 2021 für Banken und Sparkassen die sprichwörtliche "heiße Kartoffel", wie es der baden-württembergische Sparkassenpräsident Schneider im bank und markt Interview formulierte, so könnte dies 2022 womöglich noch schlimmer werden: Fast jeder dritte der Befragten gab an, in diesem Jahr mehr sparen zu wollen als im Vorjahr, 8,0 Prozent davon sogar deutlich mehr. Ihnen stehen nur 14,9 Prozent gegenüber, die beabsichtigen, etwas (9,7 Prozent) oder deutlich (5,0 Prozent) weniger zu sparen als im Vorjahr. Dass der Anteil derjenigen, die sich für 2022 deutlich verstärkte Sparanstrengungen vorgenommen haben, im Vergleich zum Vorjahr (10,2 Prozent) um 1,8 Prozentpunkte gesunken ist, ist dabei vermutlich für viele Kreditinstitute nur ein leichter Trost - ist doch die Quote der "Intensivsparer" immer noch die zweithöchste der letzten vier Jahre und der Anteil derjenigen, die etwas mehr sparen wollen sogar der Spitzenwert in diesem Vergleichszeitraum.

Mehr als die Hälfte der Befragten stuft dabei die eigene Risikobereitschaft als sehr gering (35 Prozent) oder gering (19,3 Prozent) ein. Das bedeutet: Die problematischen Bankeinlagen dürften wohl weiter kräftig ansteigen, falls die Menschen ihre finanziellen Vorsätze in die Tat umsetzen. Immerhin wollen 27 Prozent sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich das Sparbuch zur Geldanlage nutzen, 24 Prozent ein Tagesgeldkonto. Beim Festgeld sind es zum dritten Mal in Folge 21 Prozent - und das Girokonto als immer stärker genutzter Geldparkplatz ist damit noch gar nicht abgefragt. Immerhin setzen 23 Prozent der Menschen auf Fonds und sogar 28 Prozent auf Aktien. 15 Prozent der Befragten wollen zwar im Jahr 2022 risikobereiter anlegen als 2021. Ihnen stehen allerdings 28 Prozent gegenüber, die die Risiken in der Kapitalanlage reduzieren möchten. 17 Prozent wollen sogar deutlich weniger risikobereit anlegen als im vergangenen Jahr - auch das der Spitzenwert im Vier-Jahres-Vergleich. Hier schlummert einiges an Herausforderungen für die Beratung.

Beratung wiederum könnte in diesem Jahr verstärkt nachgefragt werden. Zwar geben immer noch fast zwei Drittel der Befragten an, sich selbst um ihre Finanzen kümmern zu wollen. Mit 64,9 Prozent ist dieser Wert allerdings der niedrigste der letzten vier Jahre. An ihre Bank oder Sparkasse wollen sich 16,9 Prozent wenden, das sind 2,2 Prozentpunkte mehr als 2021, jedoch weniger als 2018 und 2019. Gut möglich also, dass der Zuwachs im Wesentlichen auf eine "Corona-Delle" 2021 zurückzuführen ist. 2,6 Prozent wollen Unterstützung bei einem digitalen Anbieter wie einem Robo Advisor suchen. Damit sind die Robos die einzige Kategorie, die seit 2018 ein kontinuierliches Wachstum aufweisen kann, was die Vorsätze der Deutschen in Sachen Finanzberatung betrifft.

Fast jeder Dritte will mehr sparen Quelle: Ebase/Toluna

Für Banken und Sparkassen heißt das: Die Anstrengungen, die Menschen für eine Beratung zu gewinnen, müssen - Corona hin oder her - noch einmal verstärkt werden. Denn nur so kann es gelingen, die Menschen für Sparformen zu gewinnen, die bei Negativzinsen und Inflation noch den Namen Sparen verdienen. Risikoscheuen Sparern klar zu machen, dass der Versuch, Risiken zu vermeiden, aktuell ein sicheres Risiko darstellt, wird keine einfache Aufgabe werden.

Red.

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