SPARDA-BANK WEST

Ohne Dividende kein Wachstum

Zwei wichtige Entscheidungen hat die erste digitale Vertreterversammlung der Sparda-Bank West, die vom 2. bis 5. November stattfand, getroffen: Erstens zahlt die Bank für das Geschäftsjahr 2019 eine Dividende in Höhe von 1,5 Prozent pro Genossenschaftsanteil. Zweitens wird die Obergrenze für die Anzahl der Genossenschaftsanteile, die jeder Kunde beziehungsweise jedes Mitglied zeichnen kann, von bisher 100 auf jetzt maximal 200 angehoben, um so "nachhaltiges Wachstum beim Eigenkapital" zu erreichen, damit die Bank "insbesondere beim wichtigen Wachstum im Baufinanzierungsgeschäft die nötigen Handlungsspielräume erhält", so der Vorstandsvorsitzende Manfred Stevermann. Der Tatsache, dass das Thema Dividendenzahlungen stark umstritten ist, ist sich die Bank natürlich bewusst. Die Auszahlung sei jedoch vertretbar, da die Bank das Jahr 2019 mit einem soliden Ergebnis abschließen konnte und die Gesamtkapitalquote Ende Juli 2020 mit 18,5 Prozent deutlich über der Mindestanforderung lag. Zudem sei die Ertragsprognose angesichts der Neuaufstellung der Bank nach der Fusion mit der Sparda-Bank Münster und der Straffung des Filialnetzes positiv.

Mit dieser Entscheidung stellt sich die Bank - wie andere Institute zuvor - gegen den Rat der BaFin. Nachvollziehbar ist die Entscheidung dennoch. Denn Genossenschaftsbanken sind nun einmal auf eine starke Mitgliederbasis angewiesen. Der Verzicht auf eine Dividendenzahlung, ohne dass dies wirtschaftlich geboten wäre, könnte allerdings das Vertrauen der Mitglieder in ihre Bank untergraben und zu vermehrten Anteilsrückgaben führen. Damit wiederum würde die Zielsetzung konterkariert, möglichst viel Eigenkapital in den Banken zu halten. Auf diese Besonderheit des Genossenschaftswesens haben Vertreter von genossenschaftlichen Verbänden und Instituten mehrfach hingewiesen.

Aus Sicht der Sparda-Bank West heißt das: Wenn die Bank ihre Eigenkapitalbasis stärken will, um im Baufinanzierungsgeschäft weiter wachsen zu können, kommt sie um eine Dividende kaum herum. Wollte man auf Dividendenzahlungen verzichten, solange die Pandemie andauert, dann dürfte es schwierig werden, Mitglieder zum Aufstocken ihrer Genossenschaftsanteile zu bewegen - zumindest solange es keinen Impfstoff gibt und damit keine Perspektive, wie lange dieses Szenario andauern könnte. Mehr Eigenkapital ohne Dividende gleicht somit der Quadratur des Kreises.

Vorsicht hat die nach Bilanzsumme fünftgrößte Genossenschaftsbank in Deutschland gleichwohl walten lassen: Im Geschäftsbericht 2019, der zu Beginn der Corona-Pandemie erstellt wurde, ging sie noch von einer Dividende in Höhe von 2 Prozent aus. "Aufgrund der besonderen und noch nicht abschätzbaren Auswirkungen von Covid-19", so Manfred Stevermann, wurde dieser Vorschlag auf 1,5 Prozent reduziert. Red.

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