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PSD-Banken - glücklich in der Nische

Manchmal erweist es sich im Nachhinein als gar nicht so schlecht, was zunächst als Nachteil wahrgenommen worden war. So geht es jetzt den PSD-Banken. Als sie noch Post-Spar- und Darlehenskassen hießen und als Selbsthilfeeinrichtungen der Postbeamten fungierten, gab es eine Art stillschweigender Abmachung, dass die Girokonten bei der Postbank geführt wurden, die dafür den Spar- und Darlehenskassen im Kreditgeschäft keine Konkurrenz machte.

Aus dieser Zeit stammt es her, dass weniger als ein Viertel der Kunden der PSD-Banken, wie sie längst heißen, ein Girokonto bei einer der genossenschaftlichen Direktbanken unterhalten und die PSD-Bank Hannover erst gar keines anbietet. Insgesamt führen die 14 Institute gerade einmal rund 300 000 Girokonten. Das freut die Banken zum einen mit Blick auf die enormen Guthaben, die auf deutschen Girokonten geparkt werden und die in Zeiten von Negativzinsen zur echten Belastung für die kontoführenden Institute werden. Es zahlt sich allerdings auch im Hinblick auf das BGH-Urteil in Sachen Gebührenerhöhung aus.

Weil die PSD-Banken überhaupt erst vor einem bis eineinhalb Jahren Kontoführungsgebühren und Negativzinsen eingeführt haben, seien sie von dem Urteil, wonach mangelnder Widerspruch der Kunden keine Einwilligung darstellt, so gut wie gar nicht betroffen, heißt es vom Verband der PSD-Banken. Sondern es gehe nur um "minimale Beträge", die nach dem BGH-Entscheid möglicherweise zurückgezahlt werden müssen, sagt Dieter Jurgeit, der Vorstandsvorsitzende des Verbands. Obwohl die Banken nach dem Urteil ihre Kunden aktiv informiert haben, hätten sich pro Institut im Schnitt lediglich 30 bis 40 Kunden diesbezüglich gemeldet. Insofern seien die 14 Banken an dieser Stelle "extrem entspannt".

Überhaupt fühlen sich die Banken, die sich als "Deutschlands älteste beratende Direktbankengruppe" bezeichnet, in ihrer ganz auf das Geschäft rund um die Immobilie fokussierten Nische extrem wohl. Das liegt nicht allein am Baufinanzierungsgeschäft, das 2020 um 7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro an Neuzusagen gewachsen ist und zu dem Kreditplattformen mittlerweile 43 Prozent beisteuern (1,25 Milliarden Euro, plus 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Sondern es liegt auch daran, dass die Banken seit einigen Jahren selbst über eigene Immobilienportfolien im Depot-A (Direktbestand, über Tochterunternehmen oder in Fonds) investieren, was sich immer mehr als Ertragsstabilisator erweist. Zum 31. Dezember 2020 betrug dieser Bestand rund 1,6 Milliarden Euro und verzinst sich im Durchschnitt mit 2,8 bis 3,0 Prozent.

Auch das Kreditgeschäft über Plattformen macht den PSD-Banken unvermindert Freude, obwohl es aufgrund der zu zahlenden Provisionen dazu führt, dass die 14 Institute im Provisionsergebnis lediglich eine schwarze Null erzielen. Denn über die Plattformen, so Dieter Jurgeit, werden den Instituten Kunden mit hervorragender Bonität vermittelt, was sich bei der Risikovorsorge deutlich bemerkbar macht. Genau den gleichen Effekt erleben die PSD-Banken übrigens auch mit der komplett digitalen Baufinanzierung, die sie 2019 eingeführt haben. Auch hier zeigt sich: Die Selbstentscheider, die auf die Beratung verzichten, sind Kunden bester Bonität. Im vergangenen Jahr wurde Baufinanzierungs-Neugeschäft in Höhe von 348 Millionen Euro komplett digital über die eigene digitale Antragsstrecke abgewickelt. Das entspricht einem Neugeschäftsanteil von 12 Prozent. Damit habe sich die Investition zur Realisierung der digitalen Baufinanzierung als Vorreiter innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe bereits gelohnt.

Rund um die Immobilie sehen die PSD-Banken - übrigens im Einklang mit Ergebnissen der Marktforschung - auch das größte Potenzial auf dem Weg zur Plattform. Während die Sparda-Banken mit der "Lifestyle-Banking-App" Teo eher darauf abzielen, die Banken zu einer Art Mini-Amazon zu machen, versteht sich das Gegenstück bei den PSD-Banken, Pia (Persönliche Immobilien-Assistentin) als Banking-App rund ums Bauen und Wohnen. Entwickelt von den Instituten Berlin, Westfalen-Lippe und Rhein-Ruhr, hatte die App, auf der Kunden zum Beispiel auch Makler, Architekten und Bausachverständig, Baustoffhändler oder Handwerker finden, inzwischen 1,2 Millionen Abrufe. Hier ist es geplant, noch weitere Dienstleistungen zu ergänzen und die Anwendungen dann auch den Volks- und Raiffeisenbanken zur Verfügung zu stellen.

Durch die Gründung des Fintech-Unternehmens Impleco sind darüber hinaus Pia und das Portal "Wohnglück" der Bausparkasse Schwäbisch Hall noch näher zusammengerückt, wobei Wohnglück eher die Info-Plattform darstellt und Pia alles rund um die Modernisierung bündelt. Durch die Verknüpfung beider konnten bislang rund eine Million Nutzer erzielt werden. Red.

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