DIGITALISIERUNG

Rechnungskauf im Geschäft

Foto: Santander

Das Übertragen von Verfahren aus der digitalen Welt in die reale und umgekehrt hat derzeit Konjunktur: Im Online-Shop kann Barzahlung als Option gewählt werden, dafür kommt Paypal an die Ladenkasse. In diesen Kontext passt ein neues Angebot von Santander. In Kooperation mit Payever macht die Bank den Kauf auf Rechnung - im Online-Handel die bei den Kunden beliebteste Bezahlart - mit einem schlanken, digitalen Prozess auch für stationäre Händler verfügbar.

Der Ablauf ist wie folgt: Interessiert sich ein Kunde für den Rechnungskauf, kann er direkt im Geschäft einen QR-Code scannen und wird auf seinem Smartphone zu Payever weitergeleitet. Dort gibt er den Kaufpreis sowie Kontaktdaten an, und es erfolgt innerhalb von Sekunden die Risikoprüfung, ganz ohne, dass hierbei Verkaufspersonal eingebunden werden muss. Der Kunde muss dann nur noch die Bestätigung auf dem Smartphone sowie seinen Personalausweis an der Kasse vorzeigen, der Händler kann gegebenenfalls noch den Preis anpassen (zum Beispiel bei Rabatten) - und der Kauf wird abgeschlossen. Bon und Rechnung werden gedruckt. Die Ware kann sofort mitgenommen werden. Das übliche Zahlungsziel von 14 Tagen wird dabei standardmäßig auf 30 Tage erweitert. Der Händler erhält sein Geld jedoch schon nach einem Werktag. Das Ausfallrisiko und das Mahnwesen übernimmt Santander.

Der Prozess läuft damit ähnlich ab, wie es das bereits beim Ratenkredit im Einzelhandel gibt. Bequem für Kunde und Händler gleichermaßen ist das sicher - für den Kunden, weil er den Prozess, abwickeln kann, ohne erst einen Verkäufer suchen zu müssen, für den Handel, weil diese Form der Abwicklung keinen zusätzlichen Personaleinsatz erfordert.

Die Frage ist nur, ob für den Rechnungskauf im stationären Einzelhandel überhaupt ein nennenswerter Bedarf besteht. Im Online-Handel ist diese Bezahloption bei Kunden vor allem deshalb beliebt, weil sie die Ware so vor dem Bezahlen erst einmal anschauen und prüfen können. Diese Notwendigkeit entfällt jedoch bei einem Artikel, der im Laden vorrätig ist und gleich mitgenommen werden kann.

Vorstellbar ist ein Nutzen für den Kunden hier allenfalls dann, wenn er weder genug Bargeld noch ein bargeldloses Bezahlinstrument dabei hat. Das allerdings wird in vielen Fällen am ehesten bei Kindern oder bei Senioren der Fall sein. Kindern wird aber der Rechnungskauf kaum angeboten werden. Und ob diejenigen Senioren, die allein auf Bargeld setzen, immer so souverän im Umgang mit dem Smartphone sind, dass sie den digitalen Prozess für den Rechnungskauf durchlaufen möchten, sei einmal dahingestellt. Viele von ihnen werden vermutlich eher ein zweites Mal wiederkommen, wenn sie etwas kaufen möchten, aber nicht genug Bargeld dabei haben.

Bleiben jene Kunden, für die das Zahlungsziel von 30 Tagen interessant ist. Ob das allerdings immer diejenigen sind, bei denen die Bonitätsprüfung zu einem positiven Ergebnis führt? Schlimmstenfalls kann man hier Kunden nachhaltig verärgern, wenn ihnen der erhoffte Rechnungskauf nicht angeboten werden kann.

Unter dem Strich bleiben deshalb Zweifel angebracht: So charmant der Prozess an sich auch sein mag: Das Potenzial dafür wird sich möglicherweise in Grenzen halten. Red.

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