ZINSPLATTFORMEN

Wie regulieren?

Finanzexperten raten zur Regulierung von Zinsplattformen Quelle: ZEW

Nach der Pleite der Greensill Bank im März dieses Jahres war die Diskussion über Zinsplattformen und die Einlagensicherung von Banken entbrannt. Schließlich mussten die gesetzlichen und freiwilligen Sicherungssysteme der privaten Banken dadurch rund 3 Milliarden Euro an Einlagen ersetzen.

Finanzexperten raten zur Regulierung von Zinsplattformen Quelle: ZEW

Das ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim hat deshalb im Mai dieses Jahres 188 Finanzmarktexperten zu der Frage nach einem möglichen Regulierungsbedarf befragt. Dabei waren sich fast zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) darin einig, dass Zinsplattformen, die Einlagen an Banken vermitteln, die der Einlagensicherung unterliegen, zu mehr Risikoaufklärung gegenüber ihren Kunden verpflichtet werden sollten. 44 Prozent waren der Meinung, die Plattformen sollten dazu verpflichtet werden, das Risiko der Anbieterbanken zu überwachen und gegebenenfalls Banken von der Plattform auszuschließen.

Dass es keine weiter gehende Regulierung der Zinsplattformen geben sollte, da es die Aufgabe der Privatanleger sei, zu prüfen, ob ihre Einlagen bei den Banken sicher sind, fand nur jeder Fünfte der Befragten (21 Prozent), fast jeder Zweite stimmte dieser These nicht zu (49 Prozent). Und nur 12 Prozent sprachen sich gegen eine weitere Regulierung aus, weil die Plattformen aus eigenem Interesse dafür sorgten, dass Banken mit übermäßig riskanten Geschäftsmodellen nicht auf ihrer Plattform vertreten sind. 57 Prozent stimmten diesem Argument nicht zu. Bei allen Aussagen, die es zu bewerten gab, machten zwischen 21 und 30 Prozent der Befragten keine Angaben. Das zeigt, wie schwierig diese Thematik ist, will man nicht durch ein Zuviel an Regulierung das Geschäftsmodell an sich nahezu unmöglich machen.

65 Prozent der befragten Finanzexperten wollen Zinsplattformen, denen eine Schlüsselposition bei der Vermittlung riskanterer Einlagenangebote zukommt, zu mehr Risikoaufklärung gegenüber ihren Kunden verpflichten. Das könnte aber insofern schwierig werden, da das Risiko bei Einlagen im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung ja gerade nicht bei den Kunden, sondern der jeweiligen gesetzlichen Einlagensicherung liegt, auf die sich die Kunden (zu Recht) verlassen. Solange die Kunden lediglich das Risiko tragen, sich im Fall des Falles mit der jeweiligen Sicherungseinrichtung in Verbindung setzen zu müssen, dürfte eine solche Aufklärung in vielen Fällen ins Leere laufen. Dass die Plattformen aus eigenem Interesse dafür sorgen, dass Anbieter mit übermäßig riskantem Geschäftsmodell nicht auf ihrer Plattform vertreten sind, ziehen 57 Prozent der Befragten in Zweifel. Eine Mehrheit von 44 Prozent lehnt jedoch ab, dass Zinsplattformen im Entschädigungsfall einen Teil der vermittelten Einlagen ersetzen müssen.

Bei der Reform der Einlagensicherung halten die Studienteilnehmer besonders eine Risikoteilung zwischen Sicherungssystemen und Einlegern und eine verstärkte Aufsicht durch die BaFin für besonders geeignet. 33 Prozent der Befragten sehen es als stark positiv an, wenn Kunden im Entschädigungsfall einen kleinen Selbstanteil von 5 bis 15 Prozent tragen. Weitere 36 Prozent sehen dies positiv. Insgesamt ist das eine Zustimmung von 69 Prozent für eine Beteiligung der Kunden an möglichen Schäden. Wie sich das mit der gesetzlichen Einlagensicherung vertragen würde, wäre aber sicher zu prüfen. Dass eine entsprechende Änderung in der Politik eine Mehrheit finden würde, darf vermutlich bezweifelt werden.

In etwa die gleiche Zustimmung (70 Prozent) findet eine schärfere Prüfung und Überwachung der Institute durch die BaFin. Eine solche sehen 32 Prozent der Befragten stark positiv und weitere 38 Prozent positiv. Ob dies Ausdruck eines starken Vertrauens in die Aufsichtsbehörde ist, wie Dr. Karolin Kirschenmann, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement, sagt, oder ob es nicht einfach eine Frage der Zuständigkeit ist, sei einmal dahingestellt.

Den Prüfungsverband der deutschen Banken sehen die Studienteilnehmer jedenfalls ein bisschen weniger in der Pflicht. Eine schärferen Prüfung und Überwachung durch ihn sehen 67 Prozent stark positiv (26 Prozent) oder positiv (41 Prozent). Für eine stärkere Risikogewichtung der Beitragsprämien von Banken zum Einlagensicherungsfonds sprechen sich insgesamt 63 Prozent aus (27 Prozent stark positiv, 36 Prozent positiv). Doch gerade hier ließe sich vielleicht am ehesten ansetzen, wenn denn wirklich verstärkt Anbieter mit höherem Risiko über die Plattformen Einlagen einwerben. Red.

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