BAUFINANZIERUNGEN

Rekordjahr 2020

Das Jahr 2020 wird auf jeden Fall in die Geschichtsbücher eingehen. Als ein außergewöhnliches Jahr, als ein Jahr, an das man sich eher mit einem negativen Beigeschmack erinnern wird. Zu omnipräsent war und ist der Corona-Virus, zu groß sind die Einschränkungen im Alltag der Menschen, zu unsicher die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Folge davon ist: Die Menschen investieren so viel Geld in Wohneigentum, wie nie zuvor. Das Neugeschäft der Banken und Sparkassen in Deutschland mit Baukrediten wuchs im vergangenen Jahr einer Auswertung von PwC zufolge, auf den Rekordwert von 273 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor wurden 263 Milliarden Euro neu ausgelegt.

Aufgrund der stark steigenden Preise für Wohneigentum liegen auch die Investitionsvolumina auf Rekordniveau. So liegt die Durchschnittshöhe der Kredite von Immobilienkäufern und Bauherren derzeit bei rund 296 000 Euro. Das zeigt der "Trendindikator Baufinanzierung" des Finanzdienstleisters Dr. Klein. Zum Vergleich: Im Oktober 2019 betrug die durchschnittliche Darlehenshöhe 262 000 Euro.

Gründe für diese Entwicklung gibt es einige. Viele Menschen legen in Zeiten von Lockdown und Homeoffice erst Recht Wert auf ein schönes Zuhause. Das Bedürfnis nach Sicherheit im Alter durch mietfreies Wohnen steigt. Die extrem günstigen Bauzinsen machen den Eigentumserwerb attraktiv. Ebenso wie der Mangel an Alternativen, sowohl auf der Anlage als auch der Konsumseite.

Den deutschen Banken und Sparkassen kann all das egal sein. Für sie ist die hohe und steigende Nachfrage nach Baudarlehen auf jeden Fall eine gute Nachricht. Denn die Baufinanzierung, vor allem die private, ist zweifellos die wichtigste Einnahmequelle der meisten Institute. Die jährlichen Zinserträge aus Baufinanzierungen stiegen 2020 unterm Strich auf 14,7 Milliarden Euro und bescherten den Geldhäusern schon rund 18 Prozent aller Zinserträge. Über fünf Jahre steht bei diesen Einnahmen aus Baufinanzierungen ein Plus von mehr als 50 Prozent, so die PwC-Studie.

Entsprechend ist der Anteil der Wohnungsbaukredite an inländische Unternehmen und Privatpersonen gemessen am gesamten Kreditbestand laut Deutscher Bundesbank zwischen Ende 2013 und Ende 2020 von 49,2 Prozent auf 52,3 Prozent gestiegen. Nimmt man ausschließlich inländische Privatpersonen hat sich der Anteil im gleichen Zeitraum von 79 Prozent auf 82,6 Prozent erhöht.

Das Wachstum des Kreditbestands beschleunigte sich laut PwC auf 6,6 Prozent pro Jahr. Nur im vergangenen Juni habe es wegen des ersten Lockdowns einen Dämpfer gegeben, hieß es. 2019 hatten niedrige Bauzinsen und steigende Immobilienpreise schon für einen Anstieg des Baukreditbestands um 5,7 Prozent gesorgt.

Was relativ ordentlich klingt, erfordert absolut aber große Anstrengungen. Denn vom ordentlichen Neugeschäft bleibt aufgrund von Tilgungen und vorzeitigen Rückzahlungen wenig bis zu wenig im Bestand hängen. 2020 waren dies rund 65 Milliarden Euro, also weniger als ein Viertel des Neugeschäftsvolumens. Immerhin: Viele Wohnungskäufer sichern sich der Studie zufolge die niedrigen Zinsen auf lange Sicht. So betrug die durchschnittliche Laufzeit neuer Baukredite erstmals mehr als elf Jahre.

Es war also nicht alles schlecht in 2020.

P.O.

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