PRIVATKUNDENGESCHÄFT

Die Rückkehr der Sparer

Sparen liegt wieder im Trend. Beim Ausgabeverhalten der Deutschen hat es den "Bronzestatus" erreicht. Das heißt nach Deckung der Lebenshaltungskosten belegt es hinter Ausgaben für Urlaub (46 Prozent) und Kleidung (44 Prozent) mit 39 Prozent den dritten Platz im Ranking und lässt damit Ausgaben für Dinge wie Hobby, Kinobesuche oder technische Produkte hinter sich. Das geht aus der Ende Juni veröffentlichten Studie von Nielsen zum Verbrauchervertrauen hervor.

Für Banken und Sparkassen ist das nur bedingt eine gute Nachricht. Denn natürlich haben vor allem Genossenschaftsbanken und Sparkassen in den vergangenen Jahren angesichts des Niedrigzinsumfelds immer wieder die Erosion der Sparkultur in Deutschland beklagt, wie auch im Kantar-Sparklima in bank und markt, Seite 5, deutlich abzulesen war. Wenn die Menschen wieder mehr sparen, bedeutet das allerdings auch noch mehr Einlagen. In einem Umfeld, in dem nicht nur keine Zinsanhebung in Sicht ist, sondern die EZB weitere Senkungen nicht ausschließt, ist das keine rundum erfreuliche Perspektive.

Wie viel die "Strafzinszahlungen an die Europäische Zentralbank europäische und deutsche Banken bislang kosteten, hat Deposit Solutions ermittelt. Im Jahr 2018 überwiesen die Banken der Eurozone demnach rund 7,5 Milliarden Euro an die EZB. Insgesamt summieren sich die Zahlungen der Banken der Eurozone an die EZB zum 31. Mai 2019 seit Einführung der negativen EZB-Zinsen auf 21,4 Milliarden Euro, wobei die Kreditinstitute in Deutschland den ungeliebten Spitzenplatz einnahmen. Allein von 2016 bis 2018 zahlten sie 5,7 Milliarden Euro an die EZB, erst mit deutlichem Abstand gefolgt von französischen (4,1 Milliarden Euro) und niederländischen (2,5 Milliarden Euro) Banken.

Auch in Relation zu den Erträgen fällt die Belastung der deutschen Banken überdurchschnittlich stark aus. So entspricht die Summe der Negativzinszahlungen deutscher Banken einer Reduzierung ihres Vorsteuerergebnisses um 9,1 Prozent - im Rest der Eurozone sind es nur 4,3 Prozent. Stärker schlägt der Negativzins nur bei Banken aus Zypern (-13,9 Prozent) und Finnland (-14,1 Prozent) auf die Ertragskraft durch.

Zudem hat die negative Zinsbelastung der Banken kontinuierlich zugenommen. So haben sich die Zinszahlungen der deutschen Banken in den vergangenen drei Jahren von 1,1 Milliarden Euro 2016 auf 2,5 Milliarden Euro 2018 mehr als verdoppelt. Wenn die Deutschen nun das Sparen wiederentdecken, dürfte dieser Trend sich eher noch verstärken.

Geschuldet ist dies dem nach Jahren des Niedrig- bis Nullzins-Szenarios immer noch konservativen Sparverhalten der Deutschen, dem mit noch so viel Trommeln für das Wertpapiersparen nur sehr bedingt beizukommen ist. Am ehesten lassen sich Kunden im Beratungsgespräch davon überzeugen. Damit allein lässt sich das Problem jedoch nicht lösen. Denn weder lassen sich alle Kunden auf die Beratung ein noch ließe sich das von den Kapazitäten her leisten. Ob Robo Advice für dieses Dilemma eine Lösung sein kann, muss sich erst noch zeigen. Die breite Masse der Sparer erreichen die Robos derzeit jedenfalls noch nicht.

Zumindest mit Blick auf Sparer ohne Wertpapiererfahrung ist das vielleicht ganz gut - schließlich haben die digitalen Vermögensverwalter Erfahrungen mit gravierenden Marktverwerfungen noch vor sich. Erst dann werden sie sich beweisen können - sowohl, was die Anlagekonzepte angeht als auch in Sachen Kundenkommunikation. Denn erst in der Krise offenbaren sich hier besondere Stärken oder Schwächen. Der algorithmenbaiserte Ansatz birgt hier zumindest das Risiko, dass nervöse oder enttäuschte Anleger dem Wertpapiersparen schnell wieder den Rücken kehren, wenn es nicht so läuft wie erhofft. Und jeder Berater weiß, wie schwer es ist, die Kunden dann wieder für Wertpapiere zurückzugewinnen. Red.

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