Versicherungen

R+V: Die "Speerspitze der Bankassurance"

Quelle: R+V

Zwei Themen haben die Bilanzpressekonferenz der R+V dominiert: die Digitalisierung und die Lebensversicherung - alles unter der zentralen Botschaft: "Wir sind die Speerspitze der Bankassurance", wie es R+V-Chef Norbert Rollinger formuliert.

Beim Thema Leben stellt der genossenschaftliche Versicherer klar: Die R+ V bleibt ein Vollsortimenter und einen Run-Off wird es bei ihr nicht geben. Mit dem Begriff Vollsortimenter meint Rollinger vor allem die Tatsache, dass die R+ V anders als viele Wettbewerber weiterhin die klassischen Garantieprodukte im Angebot hat und diese auch nicht gleichsam "unter der Ladentheke" behält, das heißt nur auf expliziten Wunsch des Kunden anbietet.

Dass die Begeisterung der Kunden für die neue Klassik vielleicht doch nicht so groß ist, wie im Markt vielfach verbreitet, darauf deutet zweierlei hin: Im Bereich Leben ist die R+ V gegen den Markttrend gewachsen. 2017 konnte sie ihre Bruttobeitragseinnahmen um 1,9 Prozent steigern, während in der Branche insgesamt ein Minus von 0,1 Prozent zu verzeichnen war. Ihr Marktanteil bei den Neubeiträgen erhöhte sich damit von 13,1 auf 13,3 Prozent. Und es sind eben auch die klassischen Garantien, die zu diesem Wachstum beitragen. Nach Angaben von Leben-Vorstand Claudia Andersch machen sie noch immer 60 Prozent des Neugeschäfts aus.

Beim Thema Run-Off, dem Verkauf von "Altverträgen" also, hat Norbert Rollinger zwei Hüte auf: Als Präsidiumsmitglied des Branchenverbandes GDV betont er immer wieder, dass ein solcher Verkauf möglich sein muss. Als Vorstandsvorsitzender der R+ V hingegen stellt er klar, dass es so etwas in der Genossenschaftsorganisation nicht geben werde. Denn zu Recht verweist er auf das Vertrauen in den genossenschaftlichen Ansatz, das durch einen Run-Off von Altverträgen sicher nicht gestärkt würde, umso mehr, als der damit verbundene Imageschaden nicht nur dem Versicherer, sondern auch den Genossenschaftsbanken schaden würde. Denn wer seine Versicherung bei der Bank abgeschlossen hat, der würde sich im Fall eines Run-Offs häufig auch mit Fragen oder auch bloßen Unmutsäußerungen an dieselbe wenden. Das will man in Wiesbaden aus gutem Grund vermeiden - eine Botschaft, die die Banken sicher gerne hören.

Die Banken als Vertriebspartner hat man in Wiesbaden auch in Sachen Digitalisierung im Blick, die Norbert Rollinger seit dem vergangenen Jahr mit großer Energie vorantreibt. Beispiele dafür sind das "VR-Altersvorsorge-Cockpit", in dem Volksbank-Kunden alle Vorsorgeverträge sowie die Renteninformation in einer App erfassen können, um einen Überblick darüber zu erhalten, mit welchem Einkommen sie im Ruhestand rechnen können und wie groß die Versorgungslücke ausfällt.

Neu ist auch die Möglichkeit, Schäden online zu melden und auf dem Kundenportal den Schriftwechsel sowie den Status der Bearbeitung einzusehen - wohlgemerkt zusätzlich zur auch weiterhin möglichen telefonischen Schadensmeldung. In Kooperation mit Optio Pay wurde zudem eine neue Auszahlungsplattform zunächst für die Hausrat- und Wohngebäudeversicherung geschaffen, auf der Kunden die Schadenregulierung in Form von Einkaufsgutscheinen für überregionale, aber auch regionale Angebote wählen können, wobei sich Auszahlungsvorteile zwischen 4 und 70 Prozent ergeben sollen.

Mit sichtbarer Leidenschaft wirbt Norbert Rollinger für die Videoberatung, die er als "Rettungsboot des personalisierten Vertriebs" bezeichnet. 500 Außendienstmitarbeiter sind bereits mit der nötigen Software für die Videoberatung ausgestattet. Sie haben bisher rund 1 000 Beratungsgespräche per Video geführt. Bei 49 Prozent davon kam es zum Vertragsabschluss, bei 45 Prozent wurde ein weiterer Beratungstermin vereinbart. Und für diese Folgetermine wiederum wählten die Kunden in rund der Hälfte der Fälle erneut den digitalen Kanal - ein Beleg dafür, dass dieser offenbar als befriedigend empfunden wurde. Dass bis zum Jahresende alle 4 600 Außendienstler in den Genossenschaftsbanken mit der nötigen Software dafür ausgestattet werden sollen, ist insofern folgerichtig.

Doch auch beim Online-Abschluss soll es zügig vorangehen. Neben Kfz neu in der Online-Antragstrecke sind Auslandsreisekranken-, Krankenzusatz-, Hausrat- und Haftpflicht-, Kautions- und Kunstversicherungen, Mitkautionen sowie Operationsversicherungen für Pferd und Hund.

Noch liegt der Anteil der Online-Abschlüsse auf den Internetpräsenzen der Banken zwar "im Promillebereich". Doch das soll sich ändern. "Sehr zurückhaltend" betrachtet wird dagegen der Portalvertrieb. Bei Check 24 ist die R+ V bereits ausgestiegen. Generell nutzt man Portale nur gezielt, derzeit für Auslandskranken- und Geräteschutzversicherungen. Eine Abhängigkeit von den Online-Maklern besteht nicht, so Vertriebsvorstand Heinz-Jürgen Kallerhoff. Und von den Kosten her sei dieser Vertriebsweg auch nicht günstiger als andere. Red.

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