VERSICHERUNGEN

R+V im Wandel

Norbert Rollinger; Quelle: R+V

"Wachstum durch Wandel" - dieses Motto hat Norbert Rollinger bei seinem Amtsantritt als Vorstandsvorsitzender der R+V ausgerufen. Wandel heißt dabei nicht nur, aber ganz wesentlich Digitalisierung. Und da ist der genossenschaftliche Versicherer auch 2018 ordentlich vorangekommen - wobei die Hälfte der IT-Projekte bereits in agiler Arbeitsweise realisiert wurde.

Auf der genossenschaftlichen Vermietplattform Genosharing können Gebrauchsgegenstände aller Art privat vermietet werden - mit Versicherungsschutz von der R+V. Neugeschäftsimpulse für die Banken geben soll die "Insure-Box-App" für digitalaffine Kunden mit Konto bei einer Genossenschaftsbank. Neuproduktkäufe über 250 Euro aus den Kategorien Elektronik und Technik, Sport und Freizeit, Kleidung und Schuhe, Möbel und Einrichtung sowie Haushaltsgeräte sind damit auf Basis der Kontodaten innerhalb der ersten fünf Tage kostenfrei gegen Sturz und Bruch versichert - danach erfolgt die Ansprache auf einen eventuellen dauerhaften Versicherungsbedarf. Für Geschäfts- und Gewerbekunden gibt es die digitale Gewerbe-Police, die der Bankberater online und auf Basis bereits vorhandener anonymisierter Bankdaten innerhalb von 10 Minuten abschließen können soll.

Gemeinsam mit Friendsurance wurde der "VR Versicherungsmanager" entwickelt, mit dem Kunden der Genossenschaftsbanken alle ihre Versicherungsverträge - auch die von anderen Anbietern - mobil in einer einzigen Anwendung verwalten und die Leistungen ihrer Verträge mit dem R+V-Tarif vergleichen können. Ein Schnell-Check zur Bedarfsanalyse soll zusätzliche Impulse für Neugeschäft bieten, zumal das Tool auch möglichen Absicherungsbedarf aufgrund bestimmter Lebensereignisse erkennen soll. Mit sechs Banken pilotiert, geht die App im Mai in den Rollout.

Im Juli 2018 ist darüber hinaus mit zunächst einer Bank das Vermittlerportal "Wilhelm" in den Test gegangen, der im vierten Quartal 2018 um zehn weitere Banken erweitert wurde. Mit dieser Plattform will die Genossenschaftsorganisation den Kampf um die Kundenschnittstelle aufnehmen, wie es Rollinger formuliert. Über "Wilhelm" soll der Kontakt auch zu jenen Kunden gehalten werden, die ihre Versicherungen eher über eine Plattform als über die Bank abschließen. Die von anderen Produktgebern gezahlten Provisionen fallen dagegen weniger ins Gewicht. Die größere Durchschlagskraft erwartet Rollinger gleichwohl vom VR Versicherungsmanager

Wandel ist aber natürlich mehr als nur Digitalisierung. Er betrifft zum Beispiel auch die Produktentwicklung über die Vertriebskanäle hinaus. Als Beispiel dafür, wie sich die Vernetzung von Bank und Versicherung auf Basis des Genossenschaftsgedankens noch verbessern lässt, nennt Rollinger "Mitglieder Plus" aus dem Bereich der Schaden- und Unfallversicherung. Die Idee dabei ist die Belohnung des regionalen Kollektivs in Abhängigkeit vom Schadenverlauf. Bei einer unterdurchschnittlichen Schadenquote der Mitglieder einer Bank werden allen bis zu zehn Prozent der Beiträge erstattet. Bei höheren Schadenquoten - etwa wenn die Region von einem Unwetter heimgesucht wurde - steigen die Beiträge jedoch nicht.

Das zunächst mit sechs Banken getestete Programm ist bereits im Rollout, nachdem die Erfahrungen aus dem Test durchweg positiv waren. Im Vergleich zu nicht teilnehmenden Instituten machten die Testbanken ein dreimal so großes Neugeschäft.

Die Vernetzung mit den Genossenschaftsbanken bei gleichzeitiger Anpassung an den digitalen Wandel hat der R+V im Jahr 2018 vor allem in der Kompositsparte ein Wachstum deutlich über dem Markt beschert: Bei den Bruttobeitragseinnahmen betrug das Plus 5,1 Prozent gegenüber 3,3 Prozent in der gesamten Branche. So erhöhte sich der Marktanteil auf 8,1 Prozent und nähert sich damit dem Doppelten des Jahres 2000 (4,7 Prozent).

In der Sparte Leben/Pension hat die R+V dagegen erstmals seit Jahren leicht an Marktanteil verloren. Beim Neubeitrag sank der Anteil von 13,8 Prozent 2017 auf 13,3 Prozent (zum Vergleich: im Jahr 2000 betrug der Marktanteil 4,5 Prozent). Diese Entwicklung ist auf die Entwicklung bei den Einmalbeiträgen zurückzuführen. Das Geschäft gegen laufenden Beitrag - zentral für die private Altersvorsorge - läuft indes gewohnt erfreulich. Hier konnte der Marktanteil denn auch von 6,2 auf 6,4 Prozent weiter gesteigert werden. Und auch bei der bAV wuchs das Stück der R+V vom Kuchen von 12,8 auf 12,9 Prozent.

Das Sozialpartnermodell im Sinne des Betriebsrentenstärkungsgesetzes freilich hat "im Markt noch nicht so abgehoben, wie die Politik sich das vorgestellt hat", sagt Norbert Rollinger. Die Umsetzung sei allerdings auch nicht trivial. Von einem Scheitern möchte die R+V deshalb nicht sprechen. Im Februar dieses Jahres hat der Versicherer trotzdem noch einmal nachgelegt und gemeinsam mit Union Investment eine Direktversicherung für die bAV vorgestellt.

Was die Garantiemodelle angeht, macht sich inzwischen auch bei der R+V die Verschiebung zur "neuen Klassik" bemerkbar. Auf solche Verträge entfiel 2018 ein Viertel des Neugeschäfts, Klassik-Tarife machten 57 Prozent aus - nach 61 Prozent im Vorjahr. Die restlichen 18 Prozent waren fondsgebundene Rentenversicherungen.

Red.

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