VERWAHRENTGELTE

Sparkassen im Erklärungsmodus

Verwahrentgelt bei Direktbanken am weitesten verbreitet Quelle: Biallo

EZB-Schelte ob der dauerhaften Niedrigzinspolitik ist auf den Jahrespressekonferenzen deutscher Banken und Sparkassen und ihrer Verbände schon seit einigen Jahren ein fester Bestandteil der Agenda. So auch in diesem Jahr. Denn natürlich kommt es den Verantwortlichen darauf an, der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass es bei den Verwahrentgelten, mit denen die Branche schon so viele Negativschlagzeilen gemacht hat und weiter macht, nicht darum geht, die Erträge zu maximieren, sondern, dass ihre Einführung eine nicht mehr aufschiebbare Folge der EZB-Zinspolitik war. "Die Sparkassen haben sieben bis acht Jahre lang Kunden vor Verwahrentgelt abgeschirmt. Dauerhaft kann aber kein Kreditinstitut geldpolitische Vorgaben wegnivellieren", sagte etwa Wolfgang Zender, Verbandsgeschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbands.

Auch Prof. Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, übt sich zum einen in Rechtfertigung: Die Freibeträge für die Institute reichten bei Weitem nicht aus. So hätten sich die von den westfälisch-lippischen Sparkassen an die EZB zu zahlenden Negativzinsen im vergangenen Jahr nahezu verdreifacht. Dennoch seien zum Jahresende 2021 lediglich 5,6 Prozent der privaten Einlagen überhaupt mit einem Verwahrentgelt belegt gewesen. Trotzdem sieht sie die Berater in den Sparkassen in Erklärungsnot: "Präsidentin Lagarde ist 2019 angetreten, um die Geldpolitik besser zu erklären, negative Folgen und Nebeneffekte genauer in den Blick zu nehmen und auch die Sorgen der Menschen zu beachten. Es fällt ihr jedoch sichtlich und hörbar schwerer, ihre Maßnahmen überhaupt zu begründen. Wie sollen es dann unsere Sparkassen-Berater ihren Kunden erklären, wenn es zum Beispiel um das Thema Zinsen geht?", sagte sie am 21. Februar dieses Jahres.

Ein großer Teil der Pressekonferenzen, auf denen mehr oder weniger deutlich Kritik an der Einschätzung der Inflation durch die EZB geübt wurde, fand natürlich vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine statt. Und es liegt auf der Hand, dass der Krieg und all seine Folgen eine Trendwende in der Zinspolitik nicht einfacher machen wird. Am grundsätzlichen Problem, das sich durch die hohen Inflationsraten noch weiter verschärft, ändert das jedoch nichts. Denn natürlich hat dieses Umfeld das Wertpapiersparen in Deutschland befeuert und Banken und Sparkassen damit steigende Provisionserträge beschert. Das ist allerdings kaum mehr als ein Trostpflaster. Und so signalisieren die Unternehmen immer häufiger: Wir würden gern wieder Zinsen zahlen, wenn uns die EZB nur lässt. Red.

Verwahrentgelt bei Direktbanken am weitesten verbreitet Quelle: Biallo
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