FINANZBERATUNG

Trotz Ukraine: Freude am Osteuropa-Geschäft

Dass Mario Freis, der Vorstandsvorsitzende der OVB Holding AG, der Jahrespressekonferenz in diesem Jahr einige Worte zur Ukraine vorausschickte, war nicht allein dem Entsetzen über die dortigen Geschehnisse geschuldet, das derzeit allen in den Knochen steckt. Sondern der OVB geht es auch deshalb nahe, weil das Unternehmen dort seit 15 Jahren präsent ist und dort 15 000 Kunden und 500 Mitarbeiter hat. Wenn es Kollegen sind, die plötzlich ihr Land verteidigen oder daraus fliehen müssen, dann rückt der Krieg schon recht nahe.

Geschäftlich ist der Ausfall des Ukraine-Geschäfts für den Konzern "zu vernachlässigen", wie es Freis formuliert. Denn wenngleich die Region Mittel- und Osteuropa die mit Abstand wichtigste ist und 2021 insgesamt 49,2 Prozent aller Erträge aus Vermittlungen lieferte, ist die Ukraine doch die kleinste Einheit in dieser Region. Zudem fließen zumindest die ratierlichen Provisionen weiter, auch wenn derzeit kein Neugeschäft geschrieben wird.

Gerade in der Krise macht sich die Diversifizierung sowohl nach Ländern als auch nach Produkten weiterhin bezahlt. Derzeit ist der OVB-Konzern in 15 Ländern aktiv, im laufenden Jahr soll noch Slowenien folgen, was sich in der aktuellen Situation als starkes Bekenntnis zum Osteuropa-Geschäft verstehen lässt. Zuletzt hatte das Unternehmen 2018 den belgischen Markt erschlossen.

Der Segen der breiten Aufstellung lässt sich an verschiedenen Kennzahlen ablesen. Der deutsche Heimatmarkt steht mittlerweile nur noch für 14,9 Prozent der Kunden, 22,1 Prozent der Finanzvermittler und ein Fünftel der Erträge aus Vermittlungen. Bei Kundenzahlen (plus 0,6 Prozent auf 613 386) und Vermittlerzahlen (plus 0,2 Prozent auf 1 240) gibt es kaum Wachstum. Das operative Ergebnis stieg um lediglich 1,2 Prozent, die EBIT-Marge ist sogar von 13,2 auf 12,7 Prozent zurückgegangen. Anders dagegen in den andern Regionen.

Insgesamt ist deshalb die Kundenzahl um 4,3 Prozent auf 4,13 Millionen gestiegen, wobei das Wachstum in Süd- und Westeuropa am größten ausfiel (plus 4,3 Prozent), gefolgt von Mittelund Osteuropa (plus 4,4 Prozent). Ähnlich sieht es bei der Zahl der Finanzvermittler aus: starker Zuwachs in Süd- und Westeuropa (plus 16,3 Prozent), deutlicher Zuwachs in Mittel- und Osteuropa (plus 6,7 Prozent). Die Erträge aus Vermittlungen erreichten im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge ein neues Allzeithoch und erreichten 32,07 Millionen Euro. Dabei wuchsen die Erträge in Süd- und Westeuropa um 27,7 Prozent, die in Mittel- und Osteuropa um 21,1 Prozent.

Wären nicht die Geschehnisse in der Ukraine, hätte der Konzern somit allen Grund zur Freude. Corona, so Freis, habe das Bedürfnis nach Absicherung steigen lassen, gleichzeitig habe die hohe Akzeptanz der Kunden für persönliche Online-Beratung die Effizienz der Vertriebsprozesse gesteigert. Damit sind trotz gestiegener Risiken alle Voraussetzungen dafür gegeben, auch im Jahr 2022 ein gutes Ergebnis zu erzielen. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X