PRIVATKUNDENGESCHÄFT

Vergessene Daueraufträge

Das Gratis-Girokonto ist zwar zunehmend zum Auslaufmodell geworden. Das seinerzeit vom Elektronik-Händler Saturn genutzte Werbemotto "Geiz ist geil" hat in Sachen Finanzdienstleistungen jedoch noch immer nicht ausgedient. Die Konditionen zählen unverändert zu den wichtigsten Kriterien, nach denen die Bundesbürger ihre Bankverbindung auswählen. Doch so sehr sich die Kunden an dieser Stelle als Sparfüchse verstehen, so sehr schlampen sie offenbar, wenn die Wahl des Anbieters gefallen ist. Zum einen zeigen Umfragen immer wieder, dass ein Großteil der Kunden gar nicht genau weiß, wie viel sie eigentlich für ihr Girokonto bezahlen. Zum anderen neigen viele Bankkunden offenbar dazu, einmal eingerichtete Daueraufträge zu vergessen. Darauf hat die Bremer Inkasso verwiesen.

Konnte mit einem Schuldner eine Rückzahlungsvereinbarung getroffen werden, wobei die offene Forderung durch Ratenzahlung getilgt werden soll, werde häufig ein Dauerauftrag eingerichtet, damit keine Rate vergessen wird. Ist die Schuld abgetragen, werde tatsächlich nicht selten vergessen, den Dauerauftrag zu beenden - obwohl das Unternehmen die Kunden vorab darauf hinweist, wenn die letzte Rate ansteht, zumal dann, wenn der ausstehende Restbetrag geringer ausfällt als die bisher überwiesenen Raten. So entstehen Überzahlungen, die anschließend an den Kunden zurückgezahlt werden müssen. Von 2014 bis 2019 waren das bei der Bremer Inkasso durchschnittlich 28 000 Euro pro Jahr. Den Schwerpunkt bildeten dabei die Überzahlungen aus Daueraufträgen, die zu wenig auf ihre Aktualität hin kontrolliert wurden. 2020 waren es trotz Corona sogar 47 063 Euro.

Für Inkassounternehmen ist dies ein Ärgernis - gerade angesichts der Diskussion um die Deckelung von Inkassogebühren. Denn natürlich ist auch die Rücküberweisung zu viel bezahlter Beträge ein zusätzlicher Aufwand, zumal teilweise mehrmals nachgefragt werden muss, wohin der überzahlte Betrag zurücküberwiesen werden soll.

Das Phänomen dürfte vermutlich nicht nur bei Inkasso-Dienstleistern auftreten, sondern auch bei kreditgebenden Banken. Ob es ein Indiz für mangelnde Finanzbildung ist oder ein Ausdruck eines Desinteresses daran, sich mit den eigenen Finanzen zu befassen, bleibt sich gleich. Vermutlich trifft beides ein Stück weit zu. Es passt jedenfalls zu dem von Auskunfteien seit einigen Jahren beobachteten Trend zur unwirtschaftlichen Haushaltsführung. Ärgerlich sind die vergessenen Daueraufträge aus Anbietersicht allemal - zumal sich vermutlich nur wenig dagegen tun lässt. Digitale Tools wie persönliche Finanzassistenten könnten hier zwar theoretisch helfen. Allerdings werden sie wohl primär von denjenigen genutzt, die ihre Finanzen im Griff behalten wollen. Die Nachlässigen erreicht man auch so eher nicht. Red.

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