Deutsche Bank

Yunar - neuer Eckpfeiler im Plattformgeschäft

Dr. Markus Pertlwieser, Mitglied des Vorstands, Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG und Chief Digital Officer (CDO) für den Unternehmensbereich Private, Wealth and Commercial Clients (PW&CC), Frankfurt am Main

In der Finanzindustrie gibt es tektonische Veränderungen, sagt Markus Pertlwieser, Privatkundenvorstand und Digitalchef der Deutschen Bank. Die neuen Wettbewerber aus dem Nichtbankenbereich, allen voran die "GAFAs" - setzen neue Maßstäbe für Kundenerwartungen. Neue Technologien, darunter primär API, Blockchain und Künstliche Intelligenz - treiben neue Geschäftsmodelle voran. Und die PSD2 wirkt dabei noch als Katalysator.

Die Deutsche Bank hat in Sachen Schnittstellen und Anbindung von Partnern den Anspruch, Marktführer in Deutschland zu sein. Nun hat sie sich aufgemacht, auch mit Blick auf die Plattformökonomie Maßstäbe zu setzen. Dafür wurde als hundertprozentige Tochter der Bank die Ambidexter GmbH gegründet und eine ZAG-Lizenz beantragt. Dieses bankeigene Start-up betreibt die App Yunar, die zum führenden Bonuskartenaggregator in Deutschland werden und damit einen Millionenmarkt ansprechen soll.

Zum Start können Nutzer mit der App die von ihnen genutzten Kundenkarten auf dem Smartphone verwalten. Die Plastikkarten benötigen sie dann nicht mehr. Für einige Programme können in der App vom Start weg auch die bereits gesammelten Treuepunkte angezeigt werden. In weiteren Ausbaustufen hin zu einer virtuellen Geldbörse können Bankleistungen wie das mobile Bezahlen oder die Multibank-Aggregation oder auch Nichtbank-Dienstleistungen wie die digitale Identität dazukommen. Ziel ist es, zum ersten Mal alle Dienste rund um Bonusprogramme, Bezahlen und Konto an einem Ort zu bündeln. Im Vordergrund steht in den Anfangsjahren das rasche Wachstum der Zahl aktiver Nutzer. Wenn die kritische Masse erreicht ist, soll die virtuelle Börse zum strategischen Ankerprodukt werden, in dem weitere Bank- und Nichtbankleistungen auf Provisionsbasis integriert werden sollen. Für alle Interessenten verfügbar sein soll Yunar ab dem 1. Quartal 2019.

Ein Monetarisierungspotenzial für die Bank, das betont Pertlwieser, wird es erst "zu einem späteren Zeitpunkt" geben. Einstweilen ist Yunar schlicht eine Investition in die Plattformökonomie. Mit dem kostenfreien, überall verfügbaren und für die Nutzer täglich relevanten Angebot seien wesentliche Kriterien der Plattform-Ökonomie erfüllt. Damit wird die App zum "Eckpfeiler im Plattform-Geschäftsmodell der Bank", mit dem man sich an den Maßstäben messen lassen will, die Nichtbanken in Sachen Kundenerwartungen gesetzt haben. Ausgemacht ist es natürlich nicht, dass dieses Konzept funktioniert. Die Erfolgschancen stehen jedoch vermutlich nicht schlecht. Denn mit den Bonuskarten hat man einen Ansatzpunkt gefunden, der bei fast jedem Einkauf relevant sein kann.

Auch die Deutsche Bank hat in Sachen Digitalisierung jedoch schon Lehrgeld zahlen müssen - wie es denn überhaupt keine Erfolgsgarantie bei digitalen Innovationen gibt und der Misserfolg mit einkalkuliert werden muss. Als Faustregel gibt Markus Pertlwieser aus: Sechs von zehn Innovationen müssen funktionieren.

Das Paradebeispiel für einen Neuerung, die vom Kunden nicht angenommen wurde, heißt bei der Deutschen Bank "eSafe". Die Zahlungsbereitschaft für ein bepreistes elektronisches Schließfach für Passwörter oder vertrauliche Dokumente wurde eingestandenermaßen überschätzt. Eineinhalb Jahre nach dem Start im April 2017 konnten weniger als 10 000 zahlende Abonnenten gewonnen werden - gegenüber 1,9 Millionen Postbox-Freischaltungen (inklusive Norisbank). Hier stellt die Bank deshalb auf ein "Freemium"-Modell um: Eine Basisversion, in die die Bankkorrespondenz integriert ist, wird kostenfrei angeboten, Zusatzfunktionen können hinzugebucht werden. Red.

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