Concardis

Wer zahlt die großen Schritte?

Das Ziel ist klar: Ein reiner Acquirer hat im deutschen und europäischen Payment-Markt wohl kaum mehr eine strahlende Zukunft. Die technischen Entwicklungen und das sich stetig ändernde Kundeverhalten sorgen dafür, dass Vertriebskanäle zusammenwachsen, agile Wettbewerber aus dem Nicht-Banken-Bereich und Fintechs erhöhen den Wettbewerbsdruck.

Zudem wollen auch immer mehr ausländische Anbieter den deutschen Markt erobern. Von daher gilt es, sich weiter zu entwickeln. Die Concardis versucht genau das. Während intern die gesamte Organisation und alle Prozesse auf den Kopf gestellt werden, werden zusätzlich zentrale Verarbeitungsprozesse, die bislang von Partnern abgewickelt wurden, wieder in eigene Regie übernommen. Zukäufe sollen darüber hinaus für Erweiterungen der Wertschöpfungspalette und somit zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten sorgen. "Wir wollen konsolidieren und nicht konsolidiert werden", so Concardis-CEO Marcus W. Mosen.

Besonders im Blick hat der Eschborner Dienstleister, der über die Euro-Kartensysteme aus der früheren GZS hervorging, dabei die Internationalisierung und den Point of Sale. Im Rahmen dieser Strategie hat Concardis in den vergangenen Wochen und Monaten seine Beteiligung an Orderbird, einem führenden i-Pad-Kassensystem für die Gastronomie, erhöht, die Mehrheit am Netzbetreiber Cardtech erworben und die ICP International Cash Processing übernommen. Von diesen Transaktionen verspricht sich Mosen vor allem eine größere Konkurrenzfähigkeit gegenüber ausländischen Wettbewerbern wie Adyen oder Sumup, die gezielt große deutsche Handelskonzerne mit starkem E-Commerce-Geschäft für sich gewinnen wollen.

Um den Kundennutzen am PoS zu verbessern, ist Concardis in den vergangenen Monaten ebenfalls verschiedene Partnerschaften eingegangen: So versucht man nun, deutschen Händlern das chinesische Bezahlsysteme Alipay schmackhaft zu machen, mit dem seit Juni 2016 ein Kooperationsvertrag besteht. Der Plan ist, die Touristen aus dem Reich der Mitte auch in Deutschland mit ihrem gewohnten Bezahlverfahren zahlen zu lassen.

Bei Paydirekt ist Concardis laut eigenen Angaben der erste Anbieter, der mit allen Beteiligten Banken und Sparkassen entsprechende Verträge unterzeichnet hat und nun als Konzentrator dem Handel als Gesprächspartner gegenüber treten kann. Und zu guter Letzt wurde eine Kooperation mit Valuephone abgeschlossen.

Es ist ein ganz schönes Rad, das die neue Unternehmensführung hier dreht. Das bisher beste Geschäftsjahr in der Geschichte hilft natürlich, den nicht billigen Umbau hin zum "German Payment Champion" zu finanzieren, auch weil die Eigentümer mit Ausschüttungen sehr verständnisvoll umgehen und in hohem Maß Thesaurierung zulassen. So lässt sich das anorganische Wachstum, wie Mosen erklärte, nahezu ausschließlich aus eigenen Mitteln bestreiten. Für alles andere, sprich weitere Übernahmen, nach denen die Concardis gezielt die Augen aufhält, braucht man aber natürlich die Eigentümer.

Doch weder die Sparkassen noch die Kreditgenossenschaften, die privaten und öffentlichen Banken Deutschlands, schwimmen derzeit im Geld, sondern sind mit Blick auf die eigenen Herausforderungen bemüht, selber Geld in die Kasse zu bekommen. Das bekam auch die Schwestergesellschaft Euro-Kartensysteme zu spüren, die nach jahrelangem Ringen im vergangenen Jahr doch die Mastercard-Anteile verkaufen musste, was den Beteiligten einen feinen Sonderertrag brachte. Diese Mittel sollen für eigene Innovationen genutzt werden. Da werden Mosen und seine Kollegen nicht unbedingt überall auf offene Ohren und vor allem offene Taschen stoßen. P.O.

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