Familienunternehmen

Die Hausbankbeziehung aus Sicht von Familienunternehmen

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Auch in der heutigen Zeit spielt die Hausbankbeziehung aus Sicht von Familienunternehmen noch eine wesentliche Rolle, so das Ergebnis einer Studie des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen an der Zeppelinuniversität. Diese Hausbankbeziehung wird demnach geprägt durch offene Kommunikation, die im Gegenzug in einer Art "Versicherungsfunktion" der Hausbankbeziehung resultiert, sprich verlässliche Unterstützung seitens der Bank in schwierigen Zeiten. Red.

Der zunehmende Wettbewerbsdruck der vergangenen Jahre und die Finanzkrise in den Jahren 2007/ 2008 haben dazu beigetragen, dass sich Finanzmarkt und Bankenlandschaft einem rasanten Umstrukturierungsprozess gegenübersehen. In diesem Kontext sind etwa die Basel-III-Vorschriften, die im Jahr 2010 veröffentlicht wurden, und die MaRisk, die im Jahr 2005 in Kraft traten, zu nennen. Diese bringen in ihrer Gesamtheit eine Entpersonalisierung der Beziehung zwischen Kreditnehmer - in diesem Fall das Unternehmen - und Bank mit sich. Denn diese Vorschriften erfordern standardisierte Prozesse in den Banken, wodurch der persönliche Charakter dieser Beziehung stark eingeschränkt wird. Es wird deutlich, dass auch die traditionelle Hausbankbeziehung diesen Veränderungen wahrscheinlich nicht entkommt. Somit stellt sich die Frage, ob die Beziehung zwischen Unternehmen und Hausbank diesen strukturellen Wandel verkraften kann.

Familienunternehmen verhalten sich anders

Im Hinblick auf die Kreditnehmerseite analysierte eine Online-Befragung 62 Familienunternehmen, da diesen eine Unterscheidung in ihrer Finanzstruktur von anderen Unternehmen zugeschrieben wird. Ziel der Studie war es, die Ausgestaltung der Hausbankbeziehung bei Familienunternehmen zu untersuchen. Dafür wurde eine Online-Befragung mithilfe von Sosci Survey realisiert 1) , die im Rahmen des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen (FIF) durchgeführt und den teilnehmenden Familienunternehmen unter der Angabe eines Links zur Verfügung gestellt wurde.

Familienunternehmen verhalten sich strukturell anders, weil Eigentümer ihr Vermögen größtenteils in das eigene Unter nehmen investiert haben und das Wohl ergehen der Unternehmerfamilie an das Fortbestehen des Unternehmens geknüpft ist. Ferner handeln Manager von Familienunternehmen gewöhnlich risikoaverser, sind kooperativer im Umgang mit verschiedenen Stakeholdern und haben oft auch einen langfristigen Entscheidungshorizont, damit das Vermögen der Familie nicht riskiert wird.2)

Aufgrund dieser Charakteristika wurde untersucht, wie die Beziehung zur Hausbank bei Familienunternehmen ausgestaltet ist. Dafür fand auf Grundlage einer standardisierten Befragung als Erstes eine deskriptive Analyse der Daten statt, indem den Aspekten der Langfristigkeit, des Informationsvorteils, der Kreditfinanzierung und des Verhaltens in Krisensituationen nachgegangen wurde. Diese Aspekte wurden auf Grundlage der Definition einer Hausbank ausgearbeitet.

Die Bedeutung des Begriffs Hausbankbeziehung kommt von der als eng beschriebenen Beziehung zwischen Banken und Unternehmen im deutschen Finanzsystem. Weiter verbreitet ist jedoch die Zusammenfassung unter dem Begriff des Relationship Lending, was mit enger Kunde-Bank-Beziehung übersetzt werden kann. Ausgangspunkt der Studie war die nachstehend beschriebene Definition von Hausbanken 3) :

- "Hausbankbeziehungen sind langfristiger Natur und beinhalten ein 'besonderes Vertrauensverhältnis' zwischen Bank und Unternehmen."

- "Die Hausbank hat einen Informationsvorteil gegenüber Wettbewerbsbanken."

- "Eine Hausbank hat einen (relativ zu Konkurrenzbanken) großen, oft dominanten Anteil an der Kreditfinanzierung eines Unternehmens und führt die meisten sonstigen Finanzdienstleistungen für das Unternehmen durch."

- "Die Hausbank trägt in finanziellen Krisensituationen des Unternehmens eine besondere Verantwortung."

Höhere Eigenkapitalquoten

Es ist immer wieder zu lesen, dass Familienunternehmen den einzigartigen Vorteil der langfristigen Orientierung haben. Die persönliche und emotionale Verbundenheit mit dem Unternehmen ist demnach oftmals stark ausgeprägt und wirkt sich auf die Intention nach dem langfristigen Erhalt des Unternehmens und der langfristigen Steigerung des Unternehmenswerts aus. Das Investitions- und Finanzierungsverhalten weist dann bei Familienunternehmen auf eher konservative Finanzierungsstrategien hin, was sich in der Wahl solcher Strategien zeigt, die eine langfristige und verlässliche Finanzierung sicherstellen. Zugleich nimmt die langfristige Ausrichtung vor allem beim Aufbau nachhaltiger Beziehungen mit den Anspruchsgruppen (zum Beispiel Hausbanken, das heißt Fremdkapitalgebern) eine bedeutende Stellung ein.

Familienunternehmen haben höhere Eigenkapitalquoten als Nichtfamilienunternehmen. Eine Untersuchung spanischer Familienunternehmen stellte fest, dass Familienunternehmen einen signifikant niedrigeren Verschuldungsgrad aufweisen als Nichtfamilienunternehmen.4) Untersuchungen über die Kapitalstruktur bei deutschen Familienunternehmen untermauern diese Erkenntnisse. Für das erforderliche Finanzierungsvolumen kann es jedoch der Fall sein, dass das interne Eigenkapital eventuell nicht ausreicht, sodass externes Kapital notwendig wird. Dies könnte insbesondere für kleine Familienunternehmen von großer Tragweite sein. Außerdem fordert der Erhalt des Unternehmens und damit der Arbeitsplätze finanzielle Stabilität, die bei Familienunternehmen insbesondere durch eine oftmals gesunde Eigenkapitalquote und durch die Finanzierung durch Banken geschaffen wird. In diesem Kontext stellen Schwartz/Braun im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels 2013 fest, dass der Bankkredit auch im Jahr 2012 nach den Eigenmitteln die wichtigste externe Finanzierungsquelle für den Mittelstand ist.5)

Regionale Nähe von hoher Bedeutung bei der Hausbankbeziehung

Zielgruppe der Studie waren Familienunternehmen, bei denen sich die Mehrheit, das heißt mehr als 50 Prozent des Eigentums im Besitz der Familie befindet und/oder mindestens ein Vertreter der Familie oder der Angehörigen offiziell in der Geschäftsleitung des Unternehmens tätig ist.6) Die Daten wurden im September und Oktober 2014 erhoben und insgesamt konnten 62 Fragebögen in die Auswertung einfließen.

Die empirischen Auswertungen zur Ausgestaltung der Hausbankbeziehung bei Familienunternehmen deuten an, dass die untersuchten Familienunternehmen eine umfassende Beziehung zu ihrer Hausbank pflegen. Die meisten analysierten Unternehmen unterhalten eine Hausbankbeziehung mit einer Sparkasse/Landesbank, wobei die Anzahl der Hausbankbeziehungen im Mittelwert bei 1,72 liegt. Außerdem ist der größte Anteil der Hausbanken im unmittelbaren Umkreis der Familienunternehmen tätig und die geografische Entfernung beträgt hier meist nur bis zu 5 Kilometer.

Diese Befunde signalisieren bereits eine besondere Form der regionalen Nähe: So werden wenige Hausbankbeziehungen unterhalten und diese sind im nahen Umfeld des Unternehmens angesiedelt.

Im Mittel 32 Jahre bei der Hausbank

Der Mittelwert der Beziehungsdauer zwischen Familienunternehmen und Hausbank liegt bei 32,25 Jahren. Ferner konnte gezeigt werden, dass Familienunternehmen eine längere Beziehung zu ihrer Hausbank pflegen als zu Nicht-Hausbanken. Darüber hinaus scheinen Familienunternehmen der Hausbank umfassendere Informationen bereitzustellen als Nicht-Hausbanken und mehr Beratungsgespräche mit ihr zu führen als mit Nicht-Hausbanken. Außerdem gab die frühzeitige Ankündigung eines Generationswechsels Hinweise darauf, dass Familienunternehmen die Hausbank über die Entwicklung des Unternehmens informieren und demnach in Unternehmensvorgänge mit einbinden.

Die Auswertung des Anteils, den die Hausbank an der Fremdkapitalfinanzierung des Unternehmens im Jahr 2012 innehatte, zeigte, dass der Anteil derjenigen Unternehmen, die über 50 Prozent bis einschließlich 100 Prozent Fremdkapitalfinanzierung von ihrer Hausbank beziehen, der größte Anteil ist. Die Hälfte der Unternehmen gab an, dass die Hausbank bei finanziellen Schwierigkeiten verhandlungsbereiter auftritt und geduldiger reagiert als Nicht-Hausbanken. Ferner wurde deutlich, dass die untersuchten Unternehmen Unterstützung von ihrer Hausbank erhalten, wenn sie sie über entstandene Probleme in Kenntnis setzen.

Hausbankbeziehung mit "Versicherungsfunktion"

Um Dimensionen (Faktoren) zu bilden, welche die Hausbankbeziehung aus der Perspektive der Familienunternehmen beschreiben und eine mögliche "Hausbank-Skala" bilden, die helfen soll, diese Beziehung einzuordnen, wurde das Instrument der explorativen Faktorenanalyse angewendet.7) Damit konnten drei Dimensionen identifiziert werden, die als "Kreditfinanzierung und Verantwortung", "Information und Kommunikation" und "Nachfolgeplanung und Generationswechsel" definiert wurden.

1. "Kreditfinanzierung und Verantwortung": Bei der Fremdkapitalfinanzierung scheint eine Art Versicherungsfunktion in der Hausbankbeziehung zu bestehen, derzufolge Familienunternehmen liquide Mittel, etwa bei finanziellen Problemen, von ihrer Hausbank erwarten können. Der Mehrwert ist darin zu sehen, dass Familienunternehmen ihren Hausbanken Informationen bereitstellen, die vertraulicher Natur sind, und sie somit Unterstützung von der Bank auch in schwierigen Zeiten erhalten.

2. "Information und Kommunikation": Der Informationsfluss hat in der Hausbankbeziehung eine wichtige Bedeutung. Denn der entstehende Informationsvorsprung und die persönliche Beziehung können hiernach einen intangiblen und wesentlichen Nutzen generieren. Dieses Informationsprivileg verpflichtet und bindet beide Seiten aneinander und schafft damit eine enge Beziehung zwischen Unternehmen und Hausbank. Solche Bindungen können Vorteile schaffen, wie etwa eine erhöhte Kreditverfügbarkeit und eine bessere Beratung.

3. "Nachfolgeplanung und Generationswechsel": Themen der Nachfolgeplanung und des Generationswechsels nehmen in der Hausbankbeziehung eine besondere Bedeutung ein. Die untersuchten Familienunternehmen gaben an, dass das Thema Nachfolgeplanung ein wichtiges Thema in dieser Beziehung darstellt. Diese Erkenntnis ist interessant, da sie ein proaktives Verhalten vonseiten des Familienunternehmens andeutet. Insbesondere die frühzeitige und offene Kommunikation kann die Beziehung zwischen Familienunternehmen und Hausbank festigen, vor allem vor dem Hintergrund, dass Familienunternehmen eher als verschlossen gelten. Zudem hebt diese Dimension den Aspekt hervor, dass in erster Linie das Bestreben nach dem langfristigen Erhalt des Unternehmens besteht und der Fokus auf einer langfristigen Steigerung des Unternehmenswerts liegt, da in Generationen gedacht wird.

Ferner wurden die einzelnen Ausprägungen der Familienunternehmen hinsichtlich der Dimensionen berechnet.8) Es deutete sich dabei an, dass eine deutliche Zustimmung zur Hausbank besteht. Der "Hausbank-Wert" für alle drei Dimensionen liegt innerhalb des angegebenen Wertebereichs von 1 (trifft gar nicht zu) bis 5 (trifft voll zu) für die Untersuchung im Mittelwert bei 3,83 und im Median9) bei 4,24. Abbildung 4 veranschaulicht die Ausprägungen der einzelnen Dimensionen für die untersuchten Familienunternehmen.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Beziehung zwischen Familienunternehmen und Hausbank auch in der heutigen Zeit, die von Veränderungen und Wettbewerb gekennzeichnet ist, noch immer eine wichtige Rolle spielt. Die Hausbankbeziehung erfährt eine klare Befürwortung. Sie repräsentiert zudem eine bedeutende Determinante im Finanzierungsmix. Die empirischen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Familienunternehmen eine langfristige Beziehung zu ihrer Hausbank unterhalten, einen umfassenden Kontakt pflegen, ihren dominanten Anteil an Fremdkapitalfinanzierung von der Hausbank beziehen und Unterstützung bei finanziellen Schwierigkeiten erwarten können. Aufgrund der langjährigen Beziehung kann ein Vertrauensverhältnis entwickelt werden.

Die Erwartungshaltung, dass in Zeiten finanzieller Engpässe die Hausbank geduldiger als andere Banken reagieren wird, stellt einen Nutzen in der Hausbankbeziehung dar. Außerdem kann die langjährige Beziehung zu einer Ausweitung des Beratungsverhältnisses auf den privaten Bereich beitragen, so werden die analysierten Unternehmerfamilien auch in privaten finanziellen Fragen von der Hausbank betreut.

Letztlich kann der Informationsvorsprung, über den die Hausbank im Vergleich zu den Nicht-Hausbanken verfügt, dazu beitragen, dass eine auf die individuellen Unternehmensmerkmale zugeschnittene Beratung möglich ist. Die Untersuchung verdeutlichte hiernach, dass die Hausbankbeziehung die drei Dimensionen "Kreditfinanzierung und Verantwortung", "Information und Kommunikation" und "Nachfolgeplanung und Generationswechsel" beinhaltet.

Die Frage, die sich hierbei stellt, ist, wie diese Beziehung auch im Alltag von Nutzen beziehungsweise von Mehrwert für das Unternehmen sein kann. Ziel sollte es sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, die Hausbankbeziehung optimal zu pflegen und zu nutzen - und zwar über Generationen hinweg. Die "Hausbankskala" sollte somit in weiteren Studien ausgebaut werden, um sie zu einem einfach anzuwendenden Instrument auszubauen. Dann wird es möglich, zu ermitteln, wie die Hausbankbeziehung ausgestaltet ist und wie stark deren Intensität ist, um etwa den möglichen Mehrwert für das Familienunternehmen zu untersuchen.

Fußnoten

1) Vgl. Leiner (2014), unter: https://www.soscisurvey.de (Stand: 04.11.2014).

2) vgl. Mietzner, M., & Tyrell, M. (2012). Das Verhalten von Familienunternehmen gegenüber ihren Stakeholdern. Zeitschrift für Familienunternehmen und Stiftungen, 3, 108-113.

3) Vgl. Elsas, R. (2001). Die Bedeutung der Hausbank - Eine ökonomische Analyse. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, und Elsas, R., & Krahnen, J. P. (1998). Is Relationship Lending Special? Evidence from Credit-File Data in Germany. Journal of Banking and Finance, (22)10, 1283-1316.

4) Gallo, M. A., Tàpies, J., & Cappuyns, K. (2004). Comparison of Family and Nonfamily Business: Financial Logic and Personal Preferences. Family Business Review, 17(4), 303-318.

5) Es wird auf das KfW-Mittelstandspanel 2013 verwiesen, da der Mittelstand zu einem großen Anteil aus Familienunternehmen besteht. Vgl. Schwartz, M., & Braun, M. (2013). KfW-Mittelstandspanel 2013 - Solider Gesamteindruck trotz Sand im Getriebe. KfW Economic Research, 1-12.

6) Die Definition beinhaltet demnach auch Familienunternehmen, die die erste Generationsübertragung noch nicht durchlebt haben.

7) Vergleiche Backhaus, K.; Erichson, B.; Plinke, W., & Weiber, R. (2006). Multivariate Analysemethoden, 11. Aufl. Berlin u. a.: Springer, und Bellgardt, E. (1997). Statistik mit SPSS. München: Vahlen.

8) Beim Summenwert wird die Summe über die Ausprägungen aller Variablen innerhalb einer Dimension gebildet. Bei diesem Verfahren wird für jede Variable jeweils nur die Dimension verwendet, auf dem die Variable am höchsten lädt.

9) Der Median ist robuster gegenüber Ausreißern (extrem abweichenden Werten).

Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form in der Schriftenreihe "zupFIF" des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen. Der Beitrag wurde von der Redaktion gekürzt. Die ausführliche Version mit weitergehenden Informationen zur Methodik und Literaturhinweisen finden Sie unter: www.kreditwesen.de.

Zur Autorin

Katharina Sauter, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Finanzierung, Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (FIF), Zeppelinuniversität, Friedrichshafen

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