BANKEN UND SUBVENTIONEN

Öffentliche Banken sind Zukunftsgestalter

Iris Bethge-Krauß, Foto: VÖB

Klimawandel, Pandemie und Krieg in der Ukraine - so unterschiedlich diese drei Krisen sind, lässt sich aus ihnen doch eine gemeinsame Botschaft ablesen, sagen Iris Bethge-Kraus und Dominik Lamminger: Wirtschaft und Gesellschaft müssen nachhaltiger werden. Ausgerufen wurde dieses Ziel schon vor Corona und Kriegsausbruch. Beides hat die Notwendigkeit jedoch noch deutlicher gemacht. Die Finanzwirtschaft insgesamt und vor allem die öffentlichen Banken spielen bei dieser Transformation eine entscheidende Rolle und erweisen sich als Standortvorteil für Deutschland, so die Autoren. Dass sie auch selbst im Sinne der Nachhaltigkeit handeln, versteht sich von selbst. Red.

"Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht." Mit diesen Worten hat Außenministerin Annalena Baerbock Ende Februar zusammengefasst, was viele Menschen nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine empfunden haben. Der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt. Etwas, was lange Zeit unmöglich schien und uns alle schwer besorgt. Putins Aggression und Gewalt ist der Beginn einer Zäsur - lange wird nichts mehr so sein, wie es selbstverständlich schien.

Doch das Gefühl einer Zeitenwende beschleicht viele von uns schon länger.

  • So war das Jahr 2019 geprägt von den Protesten der Fridays-for-Future-Bewegung. Die junge Generation ging auf die Straße, um für mehr Umweltschutz und den aktiven Kampf gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Die Warnung der Aktivisten war klar: Ändert sich nichts, läuft die Zeit bald ab.
     
  • Dann kam das Jahr 2020 und mit ihm Corona. Die Pandemie hat bis heute in Deutschland über 127 000 Menschen das Leben gekostet und unsere Wirtschaft zeitweise in Stillstand versetzt. Die Bürger haben sich zurückgezogen und so weit wie möglich isoliert. Auch das Virus hatte eine deutliche Botschaft, die lautet: Unsere Art, zu leben und zu wirtschaften, ist fragil.

Der Klimawandel, die Corona-Pandemie - und nun also der Krieg Putins gegen die Ukraine. Drei Ereignisse, die zu Recht jedes für sich genommen als Jahrhundertereignis gelten. So schlimm und bedrückend die Situation aktuell ist, wir dürfen nicht verzagen, sondern müssen handeln. Eine Zeitenwende, wie wir sie aktuell erleben, bringt Herausforderungen im Übermaß mit sich, ganz klar. Doch sie bietet auch Chancen. Gemeinsam haben wir jetzt die Gelegenheit, die nötigen Weichen für eine gute Zukunft in Wohlstand, Gesundheit und Frieden zu stellen.

Nachhaltigkeit ist ein Kernelement

Damit uns dies gelingt, müssen wir zügig den Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit einschlagen. Sie ist nicht nur ein Kernelement beim Kampf gegen den Klimawandel. Sondern auch zukünftige Pandemien können durch eine nachhaltige Lebensweise, wenn schon nicht vermieden, so doch zumindest in ihren ökonomischen Konsequenzen begrenzt werden. Putins Krieg wiederum verdeutlicht unsere Verwundbarkeit in Sachen Energie und Ressourcen, die durch eine nachhaltigere Wirtschaft mit einem höheren Grad an ökonomischer Autarkie reduziert werden kann.

Doch die Transformation unserer Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit ist ein gewaltiger Kraftakt. Deshalb ist es gut und richtig, dass sich das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in immer mehr Bereichen durchsetzt.

Öffentliche Banken spielen eine zentrale Rolle

Studien zeigen, dass insbesondere die Corona-Pandemie zu einer nachhaltigkeitsorientierteren Einstellung bei Verbrauchern geführt hat. Gleichzeitig hat auch die Politik die Zeichen der Zeit erkannt und treibt die nachhaltige Transformation weiter voran. Schon 2019 hat die EU-Kommission unter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem Green Deal einen ambitionierten Fahrplan in Richtung Nachhaltigkeit aufgelegt. Und auch die neue Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz hat jüngst ein Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen ausgerufen.

Beim Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit spielt auch die Finanzindustrie eine zentrale Rolle. Ihre Fähigkeit, Finanzmittel in nachhaltige Projekte und Protagonisten zu leiten, ist ein entscheidender Faktor. Insbesondere bei den öffentlichen Banken gibt es ein klares Bekenntnis, die nachhaltige Transformation mit Finanzmitteln und Knowhow voranzutreiben. Sie ist Teil ihres gesellschaftlichen Auftrags, den sie täglich mit viel Engagement erfüllen.

Förderprogramme und eigenes Handeln

  • So unterstützt beispielsweise die L-Bank - Staatsbank für Baden-Württemberg - Kommunen, Unternehmen, kirchliche Einrichtungen, Stiftungen und Vereine im Bundesland dabei, ihre CO2 -Emissionen durch bauliche und technische Maßnahmen zu mindern. Mit dem Kombi-Darlehen Mittelstand gibt es zudem ein Förderprogramm, das sich insbesondere an mittelständische Unternehmen richtet.
     
  • Mit dem NRW.Bank-Effizienzkredit fördert die nordrhein-westfälische Förderbank Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und Angehörige der freien Berufe bei der Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz, Lärmschutz und Luftreinhaltung sowie beim Neubau und der Sanierung gewerblicher Nichtwohngebäude.
     
  • Für grüne Verkehrsprojekte im Unternehmen und im öffentlichen Raum bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), den Investitionskredit Nachhaltige Mobilität. Zuschüsse gibt es zudem für Unternehmen und kommunale Unternehmen, freiberuflich Tätige und gemeinnützige Organisationen unter anderem für den Kauf und die Installation von Ladestationen.
     
  • Mit dem Förderprogramm Nachhaltigkeit stärkt die Landwirtschaftliche Rentenbank die Tiergesundheit, den Umweltschutz und die Biodiversität im Agrarwesen.
     
  • Und auch die Bayerische Landesbank versteht sich als Fortschrittsfinanzierer für Projekte und Unternehmen mit ökologischer oder sozialer Zielsetzung und setzt sich dadurch für die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft ein.

Gleichzeitig sind die öffentlichen Institute selbst Akteure im Wirtschaftskreislauf und stellen auch die eigene Organisation zunehmend nachhaltig auf. Die Nord-LB beispielsweise arbeitet im Rahmen des betrieblichen Umweltschutzes stetig daran, die Umweltauswirkungen des Konzerns sowie den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Nicht zuletzt erstreckt sich Nachhaltigkeit auch auf die Anlagepolitik der öffentlichen Banken selbst. So hat die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) 2017 die seinerzeit größte Green-Bond-Emission einer europäischen Geschäftsbank begeben. 2020 hat Brandenburgs Förderbank ILB ihren ersten Social Bond emittiert.

Ein klarer Standortvorteil

Dies sind nur wenige Beispiele dafür, wie öffentliche Banken die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft begleiten und vorantreiben. Und wie viele große Veränderungen, so beginnt auch die Veränderung zu mehr Nachhaltigkeit im Kleinen und fügt sich Stück für Stück zu etwas Großem zusammen.

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sind die öffentlichen Banken ein klarer Standortvorteil. Sie können nicht im Alleingang den Klimawandel stoppen, Pandemien vermeiden oder geopolitische Konflikte lösen. Doch sie sind bei diesen Aufgaben ein starker Partner an der Seite von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Gemeinsam mit ihnen stellen sie notwendige Weichen und gestalten so eine friedlichere, stabilere und nachhaltigere Welt.

Iris Bethge-Krauss , Hauptgeschäftsführerin , Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands e. V. (VÖB), Berlin
Dominik Lamminger , Mitglied der Geschäftsleitung , Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands e.V. (VÖB), Berlin

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