Fintechs

S-Hub - eine Ideenschmiede für die Sparkassen

Bernd Wittkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung, Star Finanz GmbH, Hamburg

Im November 2016 hat die S-Finanzgruppe ihren ersten Hackathon durchgeführt. Die Zusammenarbeit mit Fintechs will man nun aber intensivieren. Der "S-Hub" soll die zentrale Anlaufstelle für Innovationen im Verbund sein und Fintechs und Entwickler mit Mitarbeitern der Sparkassen zusammenbringen. Aus Ideen sollen hier konkrete Prototypen entwickelt werden. Red.

Die Sparkassen haben bei der Entwicklung digitaler Lösungen einen großen Schritt nach vorn gemacht. Nun treiben sie diese positive Entwicklung weiter voran. Mit der Symbioticon fiel im November 2016 der Startschuss zur Einrichtung eines innovativen Andockpunktes für Fintechs. Seit Anfang des Jahres beschäftigen sich Kreative, Programmierer und Mitarbeiter der Sparkassen im neu geschaffenen S-Hub mit digitalen Trendthemen und entwickeln Produkt- und Serviceideen der Zukunft.

Drei Tage intensives Arbeiten, 150 Teilnehmer verteilt auf 29 internationale Teams sowie gut 20 Sponsoren und zahlreiche neue Ideen für das Banking von morgen: Der Ansatz, eine Messehalle zu einem weitläufigen Open Space umzufunktionieren und gemeinsam mit Partnern wie Google, IBM und Red Hat ideale Rahmenbedingungen für die Entwicklung interessanter Konzepte zu schaffen, hat sich ausgezahlt. Fintechs, Programmierer und Kreative haben auf der Symbioticon, dem ersten Hackathon der Sparkassen-Finanzgruppe, innerhalb kürzester Zeit frische Lösungsansätze für ein modernes und kundenorientiertes Banking erarbeitet. Am Ende präsentierten die Teams der Jury reihenweise gute Ideen. Über einen Platz auf dem Siegertreppchen freute sich beispielsweise das Team Knax, das eine App konzipierte, mit der Eltern ihren Kindern einfach Taschengeld zukommen lassen können. Ausgezeichnet wurde auch eine Formation aus Wien: Das Team Intrabase entwarf das Bildungsportal EDU, das je nach Bedarf Studienkredite anbietet oder Förderprogramme empfiehlt.

Zusammenarbeit wird intensiviert

Nach dieser spannenden Erfahrung intensiviert die Sparkassen-Finanzgruppe ihre Zusammenarbeit mit Fintechs, um ihre Stärken mit digitalen Innovationen kontinuierlich auszubauen. Nicht zuletzt deshalb erhält die Symbioticon dauerhaft ihren festen Platz im Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden FI-Forums. So bietet sich regelmäßig die Gelegenheit, Kreativität und Freiraum zu fördern und Netzwerke zu erweitern. Dazwischen sind zudem kleinere Veranstaltungen in Planung, die einen thematisch etwas engeren Fokus setzen werden.

Zentrale Anlaufstelle für Innovationen: der Sparkassen Innovation Hub

Im Hinblick auf eine weitere Öffnung gegenüber dem Fintech-Markt ergab sich aus der Symbioticon eine zusätzliche Konsequenz. Mit der Einrichtung eines neuen Geschäftsbereiches, dem S-Hub, forciert die Sparkassen-Finanzgruppe ihre Innovationsaktivitäten und treibt eine Digitalisierung in Richtung des Endkunden weiter voran. Entstanden ist der S-Hub aus einer gemeinsamen Initiative des DSGV, des DSV, der Sparkassen, der Finanz Informatik und der Star Finanz mit dem Ziel, sowohl Innovationsschmiede als auch Andockpunkt für Fintechs zu sein und in enger Zusammenarbeit mit den Sparkassen innovative Themen aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Der S-Hub verstärkt die Dynamik, die mit der Symbioticon im November des vergangenen Jahres in Gang gesetzt wurde und lädt Fintechs sowie Entwickler zur Zusammenarbeit ein.

Resonanz und Feedback vonseiten der Fintechs sind dabei durchweg positiv: In den letzten Monaten verzeichnete der S-Hub vermehrt Anfragen, was nicht zuletzt auf einen spürbaren Anstieg in der Wahrnehmung hindeutet. Um dieser gestiegenen Präsenz Rechnung zu tragen, ist der S-Hub nun mit einer neuen Website an den Start gegangen und veröffentlicht unter www.sparkassen-hub.com alle Neuigkeiten rund um den S-Hub.

Vom Marktscreening zur Prototypentwicklung

Seit Anfang des Jahres identifiziert nun ein zwanzigköpfiges Team gemeinsam mit vorwiegend deutschen Fintechs Trends und entwickelt aus Ideen Prototypen, bei denen die Nutzer im Mittelpunkt stehen. Von zentraler Bedeutung ist eine neue erstmals auf der Symbioticon präsentierte Multibanking-Anwendungsprogrammierschnittstelle (API) namens Ahoi. Sie stellt für Entwickler und Fintechs eine Art Türöffner zu einem großen Teil des deutschen Online-Banking-Marktes dar und ist dabei nicht nur optimal an Sparkassen-Standards angepasst. Über die Schnittstelle lassen sich außerdem Benutzertransaktionen abrufen, analysieren und abwickeln. Damit vereinfacht die Sparkassen-Finanzgruppe die Entwicklung neuer Services und reduziert die Eintrittshürde für Programmierer und Fintechs.

Im Kern geht es darum, anhand von Workshops und Meetings Ideen auszuprobieren, Machbarkeiten und Grenzen auszuloten, ohne am Ende eine vollständige Umsetzung herbeizuführen oder ein fertiges Produkt in den Händen zu halten.

Heterogene Denkfabrik

Der S-Hub versteht sich als Denkfabrik, deren vorrangiges Ziel es ist, Konzepte zu testen und Tools zu erstellen, die sich eng am Nutzeralltag orientieren und den Use-Case erproben. Für diese Zwecke greift der S-Hub auf moderne Arbeitsmethoden wie zum Beispiel Design-Thinking zurück, berät die Fintechs mit bankfachlichem Wissen aus der Sparkassen-Finanzgruppe, begleitet sie bei der Realisierung und Erweiterung ihrer Ideen und baut zusammen mit den Fintechs neues Wissen und Kompetenzen auf.

Gern gesehen sind Mitarbeiter aus den Sparkassen, die aktiv an der Teamarbeit mitwirken, wertvolle Impulse liefern und die Ergebnisse in die Sparkassen-Finanzgruppe tragen.

Der S-Hub bietet so allen Interessierten die Möglichkeit, die ent worfenen Produktprototypen für eigene Zwecke weiterzuentwickeln und neue Ertragsmöglichkeiten im digitalen Bereich zu erschließen. Er ist damit der zentrale Innovations-Hub, der umfassendes IT-Know-how rund um das Banking bündelt und so Mehrwerte für die gesamte Sparkassen-Finanzgruppe schafft.

Sparkassen-Mitarbeiter mit an Bord

Charakteristisch für die unterschiedlichen Teams, die seit Anfang des Jahres jeweils für einige Tage oder Wochen vom S-Hub eingeladen werden, ist wiederum, dass sie eine große Bandbreite abdecken und unterschiedliche Motivationen aufweisen.

- Zum Teil handelt es sich um etablierte Fintech-Unternehmen, die für die Generierung neuer Produktideen vom Wissen der Sparkassen-Finanzgruppe profitieren wollen.

- Auf der anderen Seite stehen studentische Formationen, deren zum Bankenkontext passenden Ideen aus den Bereichen Produktmanagement, Business oder Design gemeinsam mit dem S-Hub auf ihre Integrationsfähigkeit in die Sparkassenangebote getestet werden.

Fintechs als Inspiration

Die Sparkassen-Finanzgruppe setzt verstärkt darauf, den Kunden in seiner Lebenswirklichkeit abzuholen und individuell auf ihn zugeschnittene Prototypen zu kreieren. Anders als bei Accelerator-Modellen üblich, investiert der S-Hub allerdings nicht in einzelne Fintechs, um deren Entwicklung per Anschubfinanzierung zu beschleunigen. Sondern er sucht als Anlaufstelle für innovative Fintechs den Dialog mit ihnen und sieht seine Aufgabe in der Begleitung, Beratung und Vermittlung der besten Ideen für modernes Banking.

Es sind sogar die Fintechs selbst, die als Inspiration für den S-Hub dienten: Sie denken anwenderorientiert, besitzen ein Interesse daran, Projekte schnell umzusetzen und wollen Trendthemen wie Artificial Intelligence oder digitale Mustererkennung mit ihren Vorstellungen verknüpfen und zügig zum Kunden bringen.

Dieser Ansatz wird von der Sparkassen-Finanzgruppe jetzt mit dem S-Hub umgesetzt. Er knüpft an signifikante Fortschritte aus dem vergangenen Jahr in puncto Digitalisierung an und schafft zusätzliche Freiräume für Kreativität und Innovation innerhalb einer komplexen Konzernstruktur. Der S-Hub ist dabei lediglich eine Maßnahme von vielen, die die Sparkassen-Finanzgruppe weiterverfolgt.

Zum Autor Bernd Wittkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung, Star Finanz GmbH, Hamburg
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