RETAILBANKING

"Wir müssen insgesamt schneller werden"

Johannes Evers, Foto: Berliner Sparkasse

Herr Evers, wie gehen Sie bei der Berliner Sparkasse die Themen Innovation und Digitalisierung an?

Wir haben vor drei Jahren begonnen, intern Kompetenzen für mögliche Kooperationen auszubauen und zentral zu bündeln. Aus diesen Überlegungen heraus entstand das Birds Nest als Innovationslabor der Berliner Sparkasse und Anlaufstelle für die zahlreichen Fintechs der Hauptstadt.

Inzwischen haben wir eine Reihe von Projekten erfolgreich umgesetzt. Das reicht vom automatisierten Konto- und Depotwechsel bis hin zu einem Bot, der sie bei der zielgerichteten Navigation in der Internetfiliale unterstützt. Was wir festgestellt haben: Die Kunden vertrauen der gesicherten Umgebung der Sparkasse und sind bereit, digitale Innovationen bei uns zu nutzen.

Welche Anknüpfungspunkte haben Sie auf diesem Gebiet mit dem Sparkassen Innovation Hub?

Wir haben es vor zwei Jahren sehr begrüßt, als mit dem S-Hub ein Anlaufpunkt geschaffen wurde, der Kooperationen von mehreren Sparkassen mit Fintechs und dem zentralen Provider von IT-Dienstleistungen, der Finanz Informatik, möglich machen sollte. Es stand für uns daher auch sehr schnell fest, dass die Berliner Sparkasse sich als Gründungsmitglied und im Beirat am S-Hub beteiligt. Nicht nur finanziell, sondern vor allem durch eigenes Engagement: mit Mitarbeitern, die sich regelmäßig in laufende Product Discoveries ein bringen oder indem wir die eine oder andere Dienstleistung im Hause testen.

Ganz aktuell haben wir zum Beispiel bei einer Product Discovery zum Thema Studenten mitgewirkt, bei der digitalen Nachlassverwaltung SAM sowie einer Lösung für kleine und mittelständische Firmenkunden.

Wie bewerten Sie die ersten zwei Jahre des S-Hubs?

Wir haben sehr viele Themen ausprobiert und angeschoben, die konkreten Ergebnisse gehen mir jedoch noch nicht weit genug. Die internen Prozessstrukturen auf dem Weg zur Umsetzung einer Idee sind noch nicht stringent und ergebnisorientiert genug. Was wir in Zukunft besser machen müssen: Ungeeignete Themen mit Anstand zu beerdigen und gute Ansätze wiederum umso schneller voranzutreiben.

Große Verbundunternehmen wie die Deka oder der DSV haben zwar einige Produktideen aus dem Hub übernommen und entwickeln diese jetzt weiter. Durch Sparkassen in Partnerschaft ist hier allerdings zu wenig geschehen. Forschung und Entwicklung sind wichtig, als Institut haben wir aber ein grundlegendes Interesse daran, marktreife Produkte mit Mehrwert in absehbarer Zeit und mit aller Kraft für unsere Kunden umzusetzen. Der Austausch dafür ist zweifellos da - die ersten zwei Jahre des Hubs sehe ich vor allem als Erprobungsphase, jetzt kommt die Bewährungsphase.

Wie sehen Sie die Zukunft des S-Hubs?

Der Auftrag des S-Hubs bleibt unverändert: Anlaufstelle für Fintechs sein und die Verknüpfung von digitalen Innovationen zu den Sparkassen herstellen. Und das in einer organisierten Art und Weise, die zur Strategie der Sparkassen passt. Die unternehmerische Umsetzung dieses Auftrags muss aus meiner Sicht verbessert werden. Denkbar wäre, dass der S-Hub mögliche Ideen nicht nur skizziert, sondern diese auch schon bei sich in ein Minimum Viable Product (MVP) übersetzt und an einen Partner weiterreicht.

Zudem benötigen wir eine klarere Bereitschaft als bisher, mit Fintechs ernsthaft zu kooperieren und deren technische Dienstleistungen in die eigenen Strukturen zu integrieren. Da Informationen und Kundendaten immer wichtiger werden, wird es künftig auch darum gehen, die strategische Grundsatzfrage zu beantworten, ob der S-Hub sich in die Rolle eines Kontoinformationsdienstes bewegen soll. Vor allem braucht es im Sinne der Glaubwürdigkeit gegenüber Fintechs aber eine schnellere, fokussierte und nachvollziehbare Umsetzung der gemeinsamen Projekte. Damit wir attraktiv genug für eine Zusammenarbeit sind.

Johannes Evers, Vorsitzender des Vorstands, Berliner Sparkasse, und Beirat, Sparkassen Innovation Hub, Berlin
Noch keine Bewertungen vorhanden


X