Im Blickfeld

Der ewig Lächelnde

Während der Pfandbriefmarkt brachliegt, kann einer unentwegt weiterlächeln: Gerhard Bruckermann. Dabei hat der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Depfa Bank plc, Dublin, einen beträchtlichen Anteil daran, dass das Premiumprodukt des deutschen Kapitalmarkts ebenfalls in den Strudel der Finanzmarktkrise geraten ist, gegen den es sich solange wehren konnte. Denn die aktuelle Unpassierbarkeit dieses Refinanzierungsweges ist vor allem eine Folge der Beina-he-Pleite der Hypo Real Estate (HRE). Immerhin gehört dieses Institut mit einem Anteil von rund 15 Prozent zu den Schwergewichten im deutschen Pfandbriefmarkt.

Aber nicht wegen falscher Risikoeinschätzungen in der Immobilienfinanzierung hat das Institut gefährlich Schlagseite bekommen, sondern weil der erst im August 2007 erworbene Staatsfinanzierer Depfa einen zu heißen Reifen bei der Fristentransformation gefahren hat. Dies hatte Bruckermann nicht nur wesentlich mitzuverantworten, sondern auch vorangetrieben.

Dass die Spekulationen der Depfa die Hypo Real Estate fast in die Pleite trieben und den Pfandbrief in Bedrängnis bringen, dürfte Bruckermann indes wenig berühren, war er doch ohnehin nie ein Freund der Immobilie. Das entsprechende Geschäftsfeld hatte Bruckermann im Jahr 2002 abgestoßen und mit einer Menge Probleme in die Aareal Bank gepackt. Doch auch den Pfandbrief belächelte der Depfa-Chef nur. Zu reguliert, zu kompliziert, zu teuer sei der Pfandbrief, mäkelte er und setzte stattdessen lieber auf irische Asset Covered Securities (ACS). Diese versprachen nicht nur größere Freiheitsgrade, sondern kamen auch mit deutlich weniger Kontrolle seitens des Staates und seiner Bankenaufsicht aus. Dazu war es allerdings von Vorteil, die Gesellschaft nach Irland zu verlegen, indem aus der hiesigen Muttergesellschaft Deutsche Pfandbriefanstalt im Jahr 2002 ein Tochterunternehmen der irischen Depfa Bank plc wurde.

Und noch einen Vorteil bot die irische Gesetzgebung: Vorstandsvergütungen müssen nicht offen gelegt werden. Die konnte sich Bruckermann faktisch selbst genehmigen, sah doch die irische Bankenaufsicht kein Problem darin, dass er sowohl im Vorstand wie im Aufsichtsrat den Vorsitz inne hatte. Dass sich diese besondere Position noch weiter stärken lässt, wenn die üppigen Boni als Aktien und Aktienoptionen des Unternehmens ausgezahlt werden, hatte der Jurist durchaus verstanden.

Ein Problem hatte die Umkehr des Mut-ter-Tochter-Verhältnisses jedoch. Das Eigenkapital des Konzerns war höchst ungünstig verteilt. Ein erheblicher Teil lag bei der deutschen Tochter, die jedoch immer weniger Bedarf dafür hatte, während das Dubliner Konstrukt dringend eine breitere Kapitalbasis brauchte, um im margenschwachen Staatskreditgeschäft ein auskömmliches Volumen zu generieren und mit wesentlich potenteren Wettbewerbern mitzuhalten.

Deshalb bemühte sich Bruckermann intensiv um einen Verkauf der deutschen Tochtergesellschaft, die immerhin die Pfandbrieflizenz besitzt. Allerdings schreckte der hohe Preis potenzielle

Käufer ab. Gänzlich unverkäuflich wurde die Bank schließlich, als sicher war, dass das Spezialbankenprinzip als Voraussetzung für die Emission von Pfandbriefen mit dem Pfandbriefgesetz entfallen wird.

Doch nicht nur bei den Verkaufsverhandlungen hatte sich Bruckermann verzockt. Auch die Wette gegen den Markt wurde zunehmend schwieriger. Die Depfa hatte versucht, langfristige Positionen kurzfristig zu refinanzieren. Das geht solange gut, wie die Zinskurve normal ist, langfristige Zinsen also deutlich höher als kurzfristige sind. Doch diese Arbitrage wurde zunehmend kleiner. Aufpoliert wurde der bereits deutlich nachlassende Geschäftserfolg durch den Verkauf von Anleihepapieren, deren Erlöse im Jahr 2006 immerhin 60 Prozent der Gesamterträge ausmachten. Anziehende Zinsen machten allerdings auch dieses Geschäft schwieriger.

Chancen bot dagegen die internationale Finanzierung von öffentlich-privaten Infrastrukturen. Hierfür verfügte die Depfa jedoch über zu wenig Eigenkapital, um am Wachstumsmarkt partizipieren zu können. Folglich suchte Bruckermann einen Partner. Dem HRE-Vorstand waren die Probleme der Depfa durchaus bewusst und wurden trotz 18 Monate andauernden Verhandlungen am Ende doch falsch eingeschätzt.

Für den Vorstandsvorsitzenden der Depfa war die Transaktion dagegen höchst ertragreich. Allein durch den Verkauf seiner Depfa-Aktien soll Bruckermann über 100 Millionen Euro erlöst haben. Dass Bruckermann seine Kanditatur für den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitz der HRE kurzfristig zurückzog, erregte bereits Misstrauen. Inzwischen widmet sich der selbst ernannte Hobbylandwirt einer ganz anderen "Liquidität". Aber vielleicht hat er ja mit dem Orangenanbau unter Spaniens Sonne und der Herstellung von Fruchsäften nachhaltigeren Erfolg. (Red.)

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