Im Blickfeld

Haus & Grund schert aus

Es gab einmal eine Zeit, da rang die in zahlreiche Interessenverbände zersplitterte Immobilienwirtschaft um eine gemeinsame Stimme gegenüber der Politik. Laut und deutlich vernehmbar sollte der Chor die Branchenwünsche den Mächtigen vortragen. Der Kanon fand Gehör. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung sind die Forderungen der Wohnungswirtschaft weitreichend berücksichtigt. Nun ist es aber die Krux von Allianzen, dass sie überflüssig werden, sobald sie ihr Ziel erreicht haben. Kompliziert sind die Bündnisse ohnehin, da deren Bestandteile einerseits danach streben, ihre Eigenheit und Eigenständigkeit zu wahren, und andererseits Kompromisse finden müssen. "Manches Bündnis ist gegenseitiges Schulterklopfen bis es weh tut", klagte einst der deutsche Publizist Alfred Oder.

Haus & Grund Deutschland hat die "Schmerzen" jetzt nicht länger ausgehalten und ist Ende Januar aus der Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft (BSI) ausgetreten. Die Trennung erfolge nicht im Streit, möchte Haus & Grund festgehalten wissen. Einer Abstimmung mit der BSI stehe man deshalb nach wie vor offen gegenüber. Doch mit Kompromissen und langen Abstimmungen, wie sie innerhalb der Bundesvereinigung notwendig sind, wollte sich der Eigentümerverband nicht länger aufhalten. Der Austritt sei bereits seit anderthalb Jahren in den Haus & Grund-Gremien diskutiert worden, denn immer weniger hätten private und gewerbliche Vermieter zu gemeinsamen Positionen gefunden.

Da die Politik - so sie sich an den Koalitionsvertrag hält - in naher Zukunft entscheidende Weichen für die privaten Vermieter stellen wird, will die Eigentümerschutzgemeinschaft ihr Profil schärfen, begründete Haus & Grund-Präsident Rolf Kornemann das Ausscheiden aus der BSI. So erwarten die privaten Vermieter, auf die mit 14,5 Millionen Wohneinheiten rund 61 Prozent aller Mietwohnungen entfallen, beispielsweise Erleichterungen bei der Erbschaftssteuer und eine effizientere rechtliche Handhabe gegen Mieter, die Wohnungen mit dem Vorsatz beziehen, die Miete nicht zu zahlen - die sogenannten Mietnomaden. Von diesen Problemen ist die gewerbliche Wohnungswirtschaft jedoch kaum betroffen, vielmehr beschäftigen sich die Wohnungsunternehmen und ihre Verbände mit den Themen Wärmecontracting und Wohnungsneubau, welche für private Vermieter weniger eine Rolle spielen. Auch in den Stadtumbauprogrammen sind die Belange der privaten Wohnungsanbieter bislang zu wenig gehört und berücksichtigt worden, mahnt Haus & Grund an.

Haus & Grund, mit 850 000 Mitgliedern der zahlenmäßig größte Spitzenverband aus dem Wohnungsbereich, hatte zunächst seit 2003 der Bundesarbeitsgemeinschaft der Deutschen Immobilienwirtschaft (BAG) angehört, die sich 2006 in die Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft (BSI) umbenannte.

Der BSI besteht nunmehr aus den sieben immobilienwirtschaftlichen Verbänden BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Immobilienverband Deutschland IVD, Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV) und Bundesfachverband Wohnungs- und Immobilienverwalter BFW, Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) und VGF Verband Geschlossene Fonds. L. H.

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