Unternehmen und Märkte

LBS Bayern frohlockt

"Uns gehts guad! " Ein solch enthusiastischer Ausruf aus einem immobilienfinanzierenden Unternehmen ist dieser Tage wahrlich höchst selten zu hören. Und um keine Missverständnisse aufkommen zulassen, ergänzt Franz Wirnhier, seines Zeichens Sprecher der Geschäftsleitung bei der LBS Bayern, dass er sich mit dieser wirtschaftlichen Lagebeschreibung selbstverständlich nur auf die LBS im Allgemeinen und die Landesbausparkasse des Freistaates im Besonderen beziehe.

Auf Basis der Neugeschäftszahlen bis Anfang Dezember haben die Hochrechnungen der zur Bayerischen Landesbank gehörenden LBS ergeben, dass für das Gesamtjahr 2008 von rund 260 000 abgeschlossenen Bausparverträgen über eine Bausparsumme von 7,2 Milliarden Euro ausgegangen wird. Bestätigen sich diese Zahlen, so wurde das Brutto-Neugeschäft des Jahres 2007 um 4,4 Prozent bei den Verträgen (222 000 Abschlüsse) und um 1,3 Prozent bei der Summe (6,6 Milliarden Euro) übertroffen. Damit erreicht die LBS in Bayern bezogen auf die Stückzahl beziehungsweise die Bausparsumme einen Marktanteil von 43 respektive 38 Prozent. Die Marktführerschaft sei damit auch 2008 verteidigt worden, frohlockt die Geschäftsleitung des Instituts.

Mit ihrer überschwänglichen Begeisterung sind die Münchener jedoch nicht allein. Auch andere Bausparkassen haben bereits in den ersten sechs beziehungsweise neun Monate des Jahres 2008 deutliche Neugeschäftszuwächse verzeichnet. Die jüngsten vorläufigen Zahlen der LBS Bayern sind damit ein weiterer Stimmungsindikator für die gesamte Bausparbranche. Und diese präsentiert sich derzeit ausgesprochen frohgemut, während fast alle übrigen Zweige der (Finanz-)Wirtschaft schluchzen. Die Freude ist vor allem darin begründet, dass das Neugeschäft 2008 - maßgeblich dank einer politisch induzierten Sonderkonjunktur - deutlich über den Erwartungen lag. Angesichts der Einführung der Abgeltungssteuer zum Jahresbeginn 2009 hatte sich die Bausparbranche schon darauf eingestellt, dass sich ihre Vertriebspartner in der zweiten Jahreshälfte 2008 vor allem auf den Absatz von Aktien-, Dach- und Immobilienfonds konzentrieren würden. Die sich weiter verschärfende Finanzmarktkrise, wegbrechende Aktienkurse, Spekulationskapriolen an den Börsen und letztlich auch die Schließungen Offener Immobilienfonds machten diese Produkte jedoch weitgehend unverkäuflich. Was lag da für die unterbeschäftigten Vermittler näher, als das zu verkaufen, was von alledem nahezu unberührt geblieben scheint: Bausparen. Zusätzlich befeuert wurde der Absatz durch die bereits seit Ende 2007 diskutierte Verschärfung der Zweckbindung für die Wohnungsbauprämie. Demnach ist die Förderung für Bausparer, die bei Vertragsabschluss älter als 25 Jahre sind, nicht mehr auf sieben Jahre zweckgebunden, sondern unbegrenzt. Wer also noch dieses Jahr einen Bausparvertrag abschließt, kann auch nach Ablauf der Bindungsfrist die Förderung für jeden beliebigen Zweck nutzen. Dieses Argument hat nach Angaben der LBS vor allem den Abschluss von Folgeverträgen erheblich gesteigert.

Weitere Impulse erhielt der Bausparabsatz von der Eigenheim-Rente. Hierfür hat die LBS Bayern (wie die anderen Landesbausparkassen) basierend auf den bestehenden Tarifmodellen Produkte entwickelt, die den Zertifizierungskriterien für Wohn-Riester entsprechen. Bereits seit Jahresmitte verkaufte das Institut Optionsprodukte, die nach Erteilung des Zertifikats am 1. November 2008 entsprechend umgestellt wurden. So beziffern die Münchener ihr Riester-Neugeschäft auf immerhin 8 000 Verträge. Für die Zukunft erwartet die LBS Bayern, dass ein signifikanter Teil ihres Neugeschäfts auf Riester-Verträge entfallen wird. Dieses werde klassische Verträge zwar teilweise kompensieren, langfristig geht die Bausparkasse jedoch von einem Anstieg des Abschlussvolumens aus. Dabei erwartet das Institut auch, über die Eigenheimrente eine neue Zielgruppe für das Bausparen zu erschließen: die Besserverdienenden. Denn im Gegensatz zu den sogenannten Schwellenhaushalten würden gerade bei dieser Klientel die Steuervorteile von Wohn-Riester als Absatzargument besonders gut ziehen.

Wichtigster Vertriebsweg waren 2008 erneut die 75 bayerischen Sparkassen, die mit ihren insgesamt 14 000 Mitarbeitern rund sechs Milliarden Euro Neugeschäft abschlossen. Darüber hinaus verfügt die Bausparkasse über einen eigenen Außendienst mit 300 freien Handelsvertretern, der in den kommenden drei Jahren auf 370 Mitarbeiter ausgeweitet werden soll. Daneben vermitteln 75 Immobilienmakler die Produkte der LBS. Auch diesen Vertriebskanal will die Bausparkasse künftig auf 100 Personen ausbauen. Zusammen vermittelten der eigene Außendienst und die Makler ein Brutto-Neugeschäft in Höhe von einer Milliarde Euro. Zudem unterstützen 45 Handelsvertreter der LBS die Sparkassen vor Ort. Diese will die LBS auf 100 aufstocken. Über diesen sparkassennahen Vertrieb wurde 2008 ein Neugeschäft in Höhe von 190 Millionen Euro akquiriert.

Als besonders erfreulich bezeichnete die LBS die Entwicklung der Auszahlungen bei den Bauspardarlehen, die von 567 Millionen Euro im Vorjahr um 18,2 Prozent auf 670 Millionen Euro im Jahr 2008 stiegen. Dagegen verlangsamte sich der Rückgang bei den Vor- und Zwischenfinanzierungen auf 0,3 Prozent auf 370 (380) Millionen Euro. Die zugeteilten Bausparguthaben nahmen um 17,9 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Damit erhöhten sich die Kapitalauszahlungen insgesamt um 14,5 Prozent auf 2,24 (1,95) Milliarden Euro. Durch das Wachstum im Darlehensgeschäft wird es dem Institut gelingen den Darlehensbestand voraussichtlich von 4,604 auf 4,773 Milliarden Euro anzuheben. Damit liegt das Verhältnis von Bauspardarlehen zu Bausparguthaben im Bestand nach Angaben der LBS Bayern bei etwa 25 Prozent. Unter Hinzunahme der Vor- und Zwischenfinanzierungen errechnet das Institut eine Quote von 55 Prozent.

Die seit zwei Jahren wieder zunehmenden Kreditbestände wirkten sich auch auf den Zinsüberschuss aus, der sich gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um etwa 17 Millionen Euro auf rund 200 Millionen Euro erhöht hat. Bei den Provisionen machen sich - künftig sogar noch stärker - die Vorgaben für Riester-Verträge bemerkbar. Denn während die Abschlussgebühr für klassische Bausparverträge in Höhe von einem Prozent der Bausparsumme zu Beginn der Vertragslaufzeit anfielen, müssen sie bei Riester-Bausparverträgen auf fünf Jahre verteilt werden. Da die daraus zu zahlende Vertriebsprovision jedoch bei Vertragsabschluss an den Vermittler gezahlt wird, entsteht eine GuV-Position, deren Höhe die Bausparkasse jedoch vor dem geprüften Jahresabschluss 2008 noch nicht beziffern wollte. Um den zusätzlichen, mit der Verwaltung der Wohn-Riester-Konten verbundenen Aufwand zu decken, wird für die Riesterverträge eine Kontoführungsgebühr erhoben.

Trotz der Investitionen - vor allem in die Einführung der Riester-Produkte erwartet die Bausparkasse ein auf 74,5 Millionen Euro verbessertes Betriebsergebnis vor Risikovorsorge. Dies wären 1,6 Prozent beziehungsweise 1,2 Millionen Euro mehr als im Jahr 2007.

Über die weitere Zukunft der Landesbausparkasse in Bayern wollte sich die Geschäftsleitung nicht äußern. Vorerst bringe der vom Freistaat Bayern und den Sparkassen gewährte Schirm über zehn Milliarden Euro für die Bayerische Landesbank etwas mehr Ruhe in den Konzern.

Für 2009 erwartet die Geschäftsleitung ein Neugeschäftsvolumen auf Vorjahresniveau. Davon sollen etwa 15 bis 20 Prozent Riester-geförderte Bausparverträge sein. Etwa 30 Prozent der Neuverträge sollen mit jungen Bausparern unter 25 Jahren abgeschlossen werden.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X