Im Blickfeld

Online-Handel - kein Teufelszeug

Viele Eigentümer von Einzelhandelsimmobilien fürchten die zunehmende Konkurrenz des Online-Handels. Sie könnte ihren Mietern zusetzen, im Extremfall drohen Mietausfälle oder gar Insolvenzen von Mietern. Die Furcht vor der Online-Konkurrenz ist diffus und fußt oft auf Erkenntnissen oder Daten, die je nach Studie bemerkenswert variieren.

Zum Beispiel wird der Anteil des Online-Umsatzes am Gesamtumsatz des deutschen Handels je nach Quelle mit sieben Prozent, neun Prozent oder auch mal 16 Prozent angegeben. Oder das Warensortiment: Das Statistische Bundesamt kam vor wenigen Jahren zu dem Ergebnis, dass vor allem Kleidung und Sportartikel bevorzugt online gekauft werden, eine aktuelle Studie von Roland Berger konstatiert: Die meisten Menschen kaufen Kleidung bevorzugt im stationären Handel. Es ließen sich weitere Beispiele anbringen. Nichts Genaues weiß man nicht. Nur, dass der Online-Handel zweifelsohne wichtiger wird.

Es bringt nichts, sich hier über Gebühr verrückt zu machen. Als das Warenhaus vor rund 100 Jahren aufkam, wurde der Niedergang des klassischen Einzelhandels vorausgesagt. Als sich vor wenigen Jahrzehnten das Shoppingcenter in Deutschland etablierte, wurde erneut der Niedergang prophezeit. Beides ist genauso wenig eingetreten wie das Aussterben des Radios, als das Fernsehen seinen Siegeszug antrat, oder die massenhafte Substituierung von klassischen Büroarbeitsplätzen durch sogenannte Tele-Arbeitsplätze - dies wurde vermutet, als das Internet aufkam.

Der Online-Handel ist eher eine Bereicherung als eine Gefahr. Er wird den stationären Handel natürlich verändern. Aber zerstören? Eine Studie besagt, dass jeder fünfte Online-Kauf offline vorbereitet wird. Dies sei eine große Gefahr für den stationären Handel. Die Waren werden in der realen Welt angesehen und angefasst, aber in der virtuellen Welt gekauft.

Eine andere Studie gibt beim Phänomen "offline informieren - online kaufen" wiederum Entwarnung: Zwar wird jeder fünfte Online-Kauf offline vorbereitet, fast genauso häufig geschieht die Vorbereitung aber auch online, der Kauf dann offline. Eigentümer von Einzelhandelsimmobilien müssen die Entwicklung natürlich beobachten und kritisch werten. Die Einzelhandelsimmobilie wird aber weiterhin des Anlegers Liebling bleiben.

Jörg Banzhaf, Geschäftsführer, Corio Deutschland GmbH, Duisburg

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