Im Blickfeld

Pfandbrief-Blues

Dass Henning Rasche, der Präsident des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp) die Bühne des diesjährigen Pfandbriefforums in Frankfurt zur Filmmusik von "Es war einmal in Amerika" betrat, war durchaus symbolisch gemeint. Denn Covered Bonds kommen künftig auch aus den USA. Als der US-Immobilienfinanzierer Washington Mutual dieser Tage seinen ersten US-Covered-Bond an den Kapitalmarkt brachte, dürfte dies insbesondere die deutsche Pfandbrief-Community mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen haben.

Einerseits müssten sich der vdp und insbesondere sein Präsident freuen, dass sich die Pfandbriefidee endlich auch in Amerika verbreitet und die Covered-Bonds-Familie weiteren Zuwachs erhält. Wobei es unterschiedliche Ansichten gibt, ob die Struktur der Emission über eine Zweckgesellschaft eher ein Covered Bond oder eine MBS ist. Andererseits sollte das neue Familienmitglied nicht mit allzu großen Sympathien seitens der Verwandtschaft rechnen. Denn für die etablierten Emittenten kommt ein potenter Wettbewerber hinzu, der sein Produkt ausschließlich außerhalb der USA platzieren will. Der nach eigenen Angaben drittgrößte Immobilienfinanzierer in den USA plant immerhin mit einem Volumen von bis zu 20 Milliarden Euro. Angekündigt sind vier bis fünf Benchmark-Emissionen von jeweils mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr. Dabei hatte der Pfandbrief-Verband jahrelang versucht, auch US-amerikanische Investoren für den (Hypotheken-)Pfandbrief zu begeistern. Bislang blieben die Anstrengungen jedoch vergebens, erstens weil viele Investoren ein langfristige Bindung mit festen Zinsen kaum akzeptieren. Zweitens gelang es nicht zu vermitteln, dass für verbriefte Hypothekenforderungen - im Vergleich zu Staatstiteln bester Bonität - nur ein geringer Risiko-Aufschlag gezahlt werde.

Als persönlichen Erfolg kann Rasche dagegen verbuchen, dass sich das Market Making des US-Covered-Bonds eng an die Vorgaben für Jumbo-Pfandbriefe anlehnt, zeigt sich darin doch, dass die jüngst verbesserten Mindeststandards auch international große Anerkennung und sogar Nachahmung erfahren. Umgekehrt müssen sich die deutschen Immobilienfinanzierer fragen, ob sie es vielleicht versäumt haben, weitere innovative pfandbriefähnliche Produkte nach den Bedürfnissen von US-amerikanischen Investoren zu entwickeln.

Noch bestehe dafür keine Notwendigkeit, heißt es dazu von den Pfandbriefemittenten, denn Liquidität gebe es derzeit mehr als genug im Markt. So hat Rasche als Finanzvorstand der Eurohypo das günstige Kapitalmarktumfeld bereits zu Jahresbeginn für zwei Jumbo-Emissionen mit einem Volumen von insgesamt fünf Milliarden Euro genutzt. Da die Refinanzierungssituation jedoch nicht immer so günstig bleiben wird, sind neue Produkte jetzt schon angefragt. Für den entsprechenden Gedankenaustausch zwischen Produzenten und Investoren dürfte das Pfandbriefforum eine durchaus nützliche Plattform sein. (Red.)

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