Bausparwerbung

Schwäbisch Hall verteidigt die Prämie

Bisher haben sich die Bausparkassen vor allem über ihre politischen Kontakte in Berlin gegen eine Änderung der Wohnungsbauprämie stark gemacht. In der Öffentlichkeit blieb dieses Engagement jedoch weitgehend unbemerkt. Lediglich der Bausparvertrieb - ob Handelsvertreter oder am Bankschalter - wird die drohende Ausdehnung der Zweckbindung über die bislang geltenden sieben Jahre für den Absatz zu nutzen gewusst haben. Doch im April war es für die zum genossenschaftlichen Finanzverbund gehörende Bausparkasse Schwäbisch Hall augenscheinlich an der Zeit, selbst zu handeln.

Mit einer eigens von der Agentur Ogilvy & Mather, Frankfurt am Main, gestalteten, ganzseitigen Anzeige setzen sich die Haller gegen die Pläne des Gesetzgebers zur Wehr. Das bisher nur in großen regionalen und bundesweiten Tageszeitungen geschaltete Motiv zeigt eine junge Frau, die zwar ihren Sparwillen klar bekundet, gleichzeitig aber fragt, warum sie die Förderung künftig nur noch für wohnwirtschaftliche Maßnahmen erhalten soll. Entgegen den gängigen Werbebotschaften der Haller kommt dieses Motiv ohne Fuchs und Farbe aus, dafür wird dem geneigten Konsumenten ungewöhnlich viel Text zugemutet.

Dieser "redaktionelle" Umfang scheint allerdings auch gerechtfertigt zu sein. Denn offensichtlich ist es nicht ganz einfach, die sich abzeichnenden Nachteile den potenziellen Kunden nahezubringen. Was auch nicht wundert, wissen doch laut einer aktuellen Postbank-Studie lediglich 49 Prozent der Deutschen genauer über die Wohnungsbauprämie Bescheid. Bei den jungen

Berufstätigen im Alter von 16 bis 29 Jahren sind es sogar nur 45 Prozent. Doch gerade die Zielgruppe der Jugendlichen ist von den Bausparkassen besonders umworben, stellt doch der Bausparvertrag neben dem Girokonto aus Bankensicht das wichtigste Einsteigerprodukt dar - auch wenn das erste Bausparkonto in der Regel nur mit den vermögenswirksamen Leistungen bespart wird. Entsprechend locken die Institute die Jugendlichen nicht nur mit speziellen Renditetarifen, deren Guthabenverzinsung deutlich vorteilhafter als bei klassischen Finanzierertarifen ist, sondern weisen zudem gerne auf die staatliche Förderung hin, welche die

"Anlage" noch attraktiver macht und dabei zugleich die Spardisziplin erhöht.

Würden die Änderungen der Wohnungsbauprämie wie geplant umgesetzt, wären aus Sicht der Bausparkasse Schwäbisch Hall rund 130 000 Jugendliche betroffen, und die Sparbeiträge dieser Kundengruppe dürften landesweit um voraussichtlich mehr als zwei Milliarden Euro zurückgehen. Dies freilich kann nicht im Interesse der Bausparkassen sein. Es ist aber ebenso wenig im Sinne der jungen Leute und es darf auch nicht Ziel der Politik sein. Deshalb ist dem Appell an Parlament und Regierung durchaus zu folgen: "Hören Sie den jungen Menschen zu, schauen Sie sich die Fakten an. Jugendbausparen trägt zur Stabilität der Wohnungsbaufinanzierung und des Finanzplatzes Deutschland bei. Jedes Jahr werden hunderttausende junge Leute Bausparer und bilden Eigenkapital. Bewahren Sie daher die Wohnungsbauprämie vor einer strikten Zweckbindung - die Jugend wird es uns allen später einmal danken." (Red.)

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