In Deutschland ist immer häufiger das Konzept "unten Shoppingcenter, oben Wohnen" zu sehen. Dabei entstehen Wohnungen nicht angrenzend, sondern auf dem Center. Doch was hierzulande als junger Trend gefeiert wird, ist beispielsweise in Großbritannien bereits wieder überholt. Vor etwa zehn Jahren erlebte die Idee auf der Insel einen regelrechten Boom. Viele größere Center in den Städten wurden mit Wohnungen "on top" versehen. Mit der Zeit zeigte sich jedoch: Die Segmente Einzelhandel und Wohnen haben eigene Zyklen. In Deutschland erleben beide Segmente momentan zeitgleich einen Boom, in Großbritannien jedoch haben sich die Zyklen entkoppelt. Investoren suchen dort entweder Handelsimmobilien oder Wohnungen, nicht beides zusammen. Zudem sind beide Nutzungen an sich nicht verträglich. Handelsflächen leben von einer hohen Besucherfrequenz, Wohnen braucht Ruhe.
Auch die besonderen Standortanforderungen bergen Probleme. Ein idealer Standort für ein Shoppingcenter muss nicht zwangsläufig auch eine hohe Lagegunst für Wohnimmobilien mitbringen. Die Folge: Das liebevoll als "Wedding Cake" bezeichnete Konzept des Schichtens von Einzelhandel und Wohnen geriet in die Krise. Seit rund fünf Jahren heißt es: "We don't do that kind of mixed use any more." Statt "Wedding Cakes" favorisieren die Briten heute einzelne "Pralinen". Nicht übereinander, sondern Nebeneinander werden die Nutzungen angeordnet. Wie in einer Konfektpackung eben.
Die britischen Erfahrungen lehren: Das Schicht-Konzept wird sich nicht auf breiter Front durchsetzen. Im Einzelfall kann die Idee hierzulande jedoch funktionieren. Schließlich sind die Rahmenbedingungen in beiden Ländern unterschiedlich. So hat zum Beispiel der Markt von Eigentumswohnungen im Vereinigten Königreich eine andere Bedeutung als in Deutschland. Trotzdem sollte das Torten-Modell nicht vorschnell als Patentrezept der Stadtentwicklung gefeiert werden.
Katharina von Schacky, Head of Asset Management Retail Services, DTZ Deutschland Holding GmbH, Frankfurt am Main