Im Blickfeld

Unangenehme Wahrheiten

"Die Renditen werden stärker schwanken", hatte die Vorstandsvorsitzende der SEB Asset Management AG, Barbara Knoflach, vor über einem Jahr auf der Tagung "Offene Immobilienfonds 2009" prophezeit, zu der die Redaktion und der BVI anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Offenen Immobilienfonds eingeladen hatten (nachzulesen in I&F 16-2009, Seite 520). Sie sollte nicht nur mit dieser Aussage recht behalten, sondern auch mit der Warnung, dass sich die Anleger und Fondsmanager von der Vorstellung lösen sollten, dass Fondsrenditen wie in der Vergangenheit stets positiv sind.

Im dritten Quartal 2010 weisen erstmals alle IPD-Indizes zur Wertentwicklung der Offenen Immobilienfonds eine negative Performance auf. Der OFIX-All, in dem alle Immobilienfonds erfasst werden, die seit mindestens einem Jahr am Markt sind, drehte mit minus 0,62 Prozent in den negativen Bereich. Auch der OFIX-5, mit allen Fonds, die mindestens seit fünf Jahren vertrieben werden, erreichte vor zwölf Monaten noch eine Performance von 0,73 Prozent und rutschte jetzt auf minus 0,24 Prozent. Sogar der OFIX-10, der Fonds mit mindestens zehnjähriger Historie enthält, rutschte zwischen Ende Juni und Ende September 2010 von 0,52 auf minus 0,08 Prozent ab.

Allerdings bedarf es der Differenzierung, denn aus den Indexverläufen lässt sich keinesfalls ein Markttrend für alle Offenen Immobilien-Publikumsfonds ableiten. Tatsächlich belasten vor allem zwei in Auflösung befindliche Sondervermögen mit extrem negativen Renditen das Gesamtbild. So reißt der Degi Europa mit einer Quartalsrendite von minus 20,03 Prozent den OFIX-10 herunter. Auch in der 3- und 5-Jahresbetrachtung weist der Fonds keine positive Rendite nach IPD-Rechnung auf. Durch die jüngsten Wertkorrekturen im Fonds wird sogar im zehnjährigen Anlagehorizont des 1972 aufgelegten Degi Europa nur eine magere Performance von 0,12 Prozent erzielt.

Im OFIX-5 wirkt sich neben dem Degi Europa auch der zweite Fonds aus dem Hause Aberdeen, der Degi International, negativ auf die Performance aus. Der seit dem 16. November 2010 für maximal zwölf weitere Monate ausgesetzte Fonds verzeichnete im zurückliegenden Quartal ein Minus von 10,26 Prozent. Den größten Wertverlust unter allen Immobilienfonds, die seit mindestens einem Jahr am Markt sind, erzielte jedoch der P2 Value von Morgan Stanley mit minus 28,88 Prozent. Auch in der Betrachtung der 1-Jahres-Perfomance schneidet dieser Fonds mit 37,66 Prozent schlechter ab als der Degi Europa mit 23,68 Pozent und der Degi International mit minus 13,11 Prozent.

Aber auch andere Fonds drücken mit negativen Quartalsrenditen den Index. So performt der seit 8. Februar 2010 ausgesetzte TMW Immobilien Weltfonds im vergangenen Quartal mit minus 2,64 Prozent. Sogar Fonds, bei denen die Ausgabe und Rücknahme von Anteilscheinen uneingeschränkt funktionieren, weisen nach IPD-Rechnung im 3. Quartal 2010 negative Renditen auf. So schnitten der Hansaimmobilia mit minus 1,58 Prozent, der Haus-Invest Global mit minus 0,49 Prozent und der Euro Immo-Profil mit minus 0,16 Prozent ab. Dies können für die Fondsbranche keine zufriedenstellenden Zahlen sein, zumal die übrigen Fonds zwischen Juli und September dieses Jahres ebenfalls nur mit Mühe positive Renditen erwirtschafteten. So bewegen sich die Quartalsrenditen der 13 Fonds mit mehr als zwei Milliarden Euro Fondsvolumen zwischen 0,0 Prozent im Fall von Axa Immoselect und plus 0,8 Prozent beim Grundbesitz Global.

In der mehrjährigen Betrachtung zeigt sich, dass vor allem das vergangene Jahr für die Offenen Immobilienfonds ein schwieriges war. Sie konnten sich - entgegen anderslautender Beteuerungen nicht dem allgemeinen Abschwung der Immobilienwerte entziehen. Trotzdem schaffte das Gros der Fonds eine Rendite oberhalb der - historisch niedrigen - Inflationsrate. Dass die Zahl der Fonds mit negativen Performancewerten zunimmt, entmystifiziert ein Anlageprodukt, das für sich stets stabile und positive Werte und Wertentwicklungen beanspruchte. Diese unangenehme Wahrheit sollten verantwortungsvolle Vertriebe ihren - durch die Fondsschließungen und -auflösungen ohnehin desillusionierten - Kunden darlegen. L. H.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X