Im Blickfeld

Weniger Abstriche bei den Margen

Während erst die Liquiditätskrise und jetzt die Rezession die Banken mit gewerblichen Krediten geizen lässt, scheint in der privaten Baufinanzierung die Welt noch in Ordnung zu sein. Doch der Schein trügt offensichtlich. Denn mittlerweile wird auch in diesem Markt die Luft dünner. Diesen Schluss legen zumindest die Umfrageergebnisse des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) nahe, das im Auftrag des Hypothekenvermittlers Planethome im Oktober 2008 insgesamt 100 Führungskräfte in Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken interviewte. Dabei kam heraus, dass 96 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass die Retailbanken bei etablierten Produkten wie zum Beispiel der privaten Baufinanzierung an Marge verlieren. Zwei Jahre zuvor hatten dies lediglich 90,4 Prozent beklagt. 87 Prozent geben zu, die Margen gesenkt zu haben, um Kunden nicht zu verlieren.

Als Grund für den Margenrückgang nennen die Filialbanken, dass sie, um sich gegen Internetanbieter und Bauvermittler durchzusetzen, Hypothekendarlehen ebenfalls zu günstigeren Konditionen anbieten. Und immerhin 82 Prozent der Befragten geben an, dass sie durch den Margenrückgang ihre Kreditausfallrisiken immer schlechter abdecken können. Die Kunden scheinen das Entgegenkommen der Banken jedoch kaum zu schätzen, denn 93 Prozent der befragten Banker sagen, dass die Retailinstitute in der Baufinanzierung weiter Kunden verlieren werden.

Allerdings ist im Zuge der Finanzkrise ein Umdenken bei den Filialbanken zu beobachten. Versuchten die Institute bisher Marktanteile "um jeden Preis" zu verteidigen, so sind die Institute zunehmend weniger bereit, Abstriche bei den Margen zuzulassen. Gaben 2006 noch 44,8 Prozent der Banken an, bei ausgewählten Kunden die Margen unter das Profitabilitätsziel zu senken, so sank die Zahl im Jahr 2008 auf 35 Prozent. Und immerhin 70 Prozent der Institute haben bei üblichen Baufinanzierungen eine Mindestmarge vorgegeben, die nicht unterschritten werden darf. Im Zweifel werde der Kunde eben abgeschrieben.

Als Alternative können sich immerhin 51 Prozent der Banken vorstellen, statt der hauseigenen Produkte auch die Angebote von Wettbewerbern zu vermitteln, um so wenigstens an den Provisionen zu verdienen. Allerdings zeigt sich nur ein Drittel überzeugt, dass preissensible Kunden damit auch tatsächlich zu halten sind. Und nur 48 Prozent meinen, dass der Kunde von seiner Hausbank Produkte eines Fremdanbieters überhaupt haben möchte. Gleichwohl konstatieren 49 Prozent der Banken, die bereits Fremdprodukte vertreiben, dass sie auf diese Weise zumindest das vermittelte Baufinanzierungsvolumen konstant hielten.

Bemerkenswert auch: Lediglich 38 Prozent wollen in Angeboten, die in Kreditfabriken bearbeitet werden, eine Möglichkeit erkennen, dem Kunden attraktivere Konditionen anzubieten. Vielversprechender ist es aus Sicht der Retailbanken, den Kunden frühzeitig mit Forward-Darlehen und Reservierungshypotheken zu binden (71 Prozent).

Zwar werden die Direktbanken und die Vermittler mit Filialnetz weiterhin von den Retailbanken als wichtigste Wettbewerber in der privaten Baufinanzierung genannt, doch leiden auch diese zunehmend unter dem Konkurrenzdruck und dem insgesamt schrumpfenden Markt. Längst werden auch bei den Internetanbietern und den auf externe Vertriebe setzenden Hypothekenanbietern nicht mehr die Absatz- und Margenziele erreicht. Immobank Direkt, GMAC-RFC und jüngst auch die BNP Paribas Personal Finance S. A. - um nur einige Beispiele zu nennen - haben ihr Neugeschäft in diesem Segment bereits eingestellt. Ein Ende der Konsolidierung ist noch nicht zu erkennen.

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