Kommunales Zins- und Anlagemanagement: Studie sieht ungenutzte Potenziale

Unter Beteiligung der DZ Hyp, der DZ Privatbank und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes hat das Kompetenzzentrum für Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. an der Universität in Leipzig eine umfangreiche Studie zum kommunalen Anlage- und Zinsmanagement in der Niedrigzinsphase erstellt. Insgesamt wurden dafür 166 deutsche Städte und Gemeinden mit mehr als 20 000 Einwohnern befragt. Dabei bewerten 68 Prozent der befragten Kommunen die Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds auf ihre Haushalte dank Zinsersparnissen eher positiv, wohingegen 30 Prozent aufgrund von Zinsverlusten im Anlagenbereich eher negative Auswirkungen sehen.

Folgerichtig werden steigende Zinsen auch als größtes Risiko für die Kommunalfinanzierung eingeschätzt (62 Prozent). 93 Prozent der Kommunen sichern sich die aktuell günstigen Zinsen deshalb über lange Zinsbindungen mit klassischen Kommunaldarlehen ab - jeder Dritte sogar mit Laufzeiten von bis zu 30 Jahren. Andere Absicherungsinstrumente spielen hingegen eine deutlich untergeordnete Rolle. So setzt lediglich rund ein Viertel auf Swaps, Derivate, Optionen oder Forward-Darlehen. Eine Ausnahme bleibt bisher auch der Gang an den Kapitalmarkt: Lediglich eine von acht befragten Kommunen hat bereits ein Schuldscheindarlehen emittiert und nur jede zwanzigste eine Anleihe.

Mit Blick auf das Anlagemanagement offenbart sich derweil die Kehrseite der anhaltenden Niedrigzinsphase: Hier sind von den Kommunen bei der Anlage ihrer liquiden Vermögenswerte große Kraftanstrengungen gefragt, um die finanzielle Substanz nominal und real zu erhalten. Die niedrigen Zinsen haben dazu geführt, dass viele in der Vergangenheit bewährte Anlageformen massiv an Attraktivität verloren haben. Ein professionelles Anlagemanagement gewinnt vor diesem Hintergrund an Bedeutung. Allerdings verfügen aktuell nur 23 Prozent der befragten Kommunen über eine dezidierte Anlagerichtlinie zur kommunalen Kapitalanlage.

Zur Vermeidung von Vermögenseinbußen schichten die befragten Kommunen ihre Anlageportfolios bislang insbesondere in Sachwerte und Immobilien (37 Prozent) um. Eine weitere Maßnahme besteht in verstärkten Engagements in festverzinsliche Anlagen und/oder Anlagen mit geringem Risiko (33 Prozent). Aktien und Fonds (5 Prozent) oder andere risikoreichere Anlagen spielen im Allgemeinen eher keine Rolle. Gleichwohl zeigt die Studie, dass Kommunen, die ein aktives Vermögensmanagement betreiben, deutlich stärker auf Aktien, Fonds und Unternehmensanleihen (14 Prozent) setzen als der Rest (2 Prozent).

Grundsätzlich sehen die Studienautoren alle Kommunen unter starkem Erfolgsdruck im Rahmen ihres Kredit- und Anlagemanagements. Um die historische Chance zum nachhaltigen Schuldenabbau gezielt nutzen zu können und sich zugleich effizient auf ein verändertes Zinsszenario vorzubereiten, benötigten deutsche Kämmerer ein hohes Maß an Expertenwissen und ein Instrumentarium, das nur die wenigsten Kommunen selbst vorhalten können. "Mit der Perspektive auf zukünftig steigende Zinsen müssen Kämmerer heute weit vorausschauend planen und den 'Konzern Kommune' zugleich auf Sicht steuern - eine Herausforderung für jeden versierten Haushaltsmanager", sagt Markus Krampe, Bereichsleiter Öffentliche Kunden der DZ Hyp. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X