Hochzeitsglocken bei RGM und Gegenbauer

Noch ist die Verliebtheit groß - wie zu Beginn fast jeder frischen Ehe. "Sie haben sich für uns entschieden, weil wir eine Perle sind", freut sich Fritz-Klaus Lange, Geschäftsführender Gesellschafter des Property- und Facility-Management-Unternehmens RGM Holding GmbH bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main. Gemeint ist die Gegenbauer Holding SE & Co. KG, die jüngst 90 Prozent der Anteile von der Georgsmarienhütte GmbH übernahm. "Die Chemie stimmt einfach", so Lange. Es sei ein kurzer diskreter Übernahmeprozess gewesen - und seit einigen Tagen liege sogar die kartellrechtliche Genehmigung vor. Georgsmarienhütte möchte sich zukünftig verstärkt um seine Kerngeschäfte Stahlerzeugung und -verarbeitung sowie Schmiede- und Gusstechnik konzentrieren. Aus diesem Grunde musste für RGM ein neuer Gesellschafter her. Im Markt erwirtschaften die Unternehmen mit rund 17 000 Beschäftigten eine Gesamtleistung von 660 Millionen Euro. Damit ist man in der Branche auf Platz sechs. Was aber unter dem Deckmantel der Geheimhaltung liegt und auch gehalten wird, ist der Kaufpreis der "Perle". Fakt ist: Lange behält weiterhin seine zehnprozentige Beteiligung an der RGM, den Geschäftsführerposten und steigt auch bei Gegenbauer als Co-Vorstand ein. Das kann als Signal der Beruhigung an die RGM-Mitarbeiter verstanden werden. Alles bleibt beim Alten - der Chef bleibt Chef, bleibt beteiligt und bekommt als Co-Geschäftsführer auch tiefe Einblicke in die Überlegungen des neuen Eigentümers Gegenbauer.

Gegenbauer gilt als solides Unternehmen in Familienhand. Gründersohn Werner Gegenbauer sitzt im Aufsichtsrat fest im Sattel - er und das Unternehmen sind sozial und gesellschaftlich engagiert. Das beeindruckt Lange. "Der neue Gesellschafterkreis soll nun dauerhaft erhalten bleiben", wünscht er sich. Lauscht man seinen Worten, bekommt man schnell den Eindruck, als habe hier eine Traumhochzeit stattgefunden. Aus Konkurrenten wird ein harmonisches Ehepaar. Und von Konkurrenz kann man durchaus auch weiterhin sprechen. Denn es gibt, das gibt Doppelvorstand Lange zu, Überschneidungen bei den Aufgaben, wenn auch derzeit noch bei unterschiedlichen Kunden. Während die RGM ihren Schwerpunkt traditionell auf die technischen FM-Dienstleistungen sowie das Property Management legt, ist die Gegenbauer-Gruppe darüber hinaus auch im infrastrukturellen Gebäudemanagement, in den Sicherheitsdienstleistungen sowie im Segment der Aviation Services aktiv.

Außerhalb Deutschlands ist die neu formierte Unternehmensgruppe in den Ländermärkten Polen, in der Schweiz sowie in der Türkei präsent. Gerade habe man noch in Luxemburg und der Türkei zugekauft. "Die politische Situation am Bosporus beeinträchtigt unsere Geschäfte nicht", sagt Lange. Insgesamt habe das Gesamtunternehmen zehn Prozent Auslandsgeschäft. Ein großer Fan einer ausufernden Auslandsexpansion ist der alte und neue Vorstandschef indes jedoch nicht: "Ich will keine Auslandsgeschäfte als Trophäen sammeln - oft ist es dort komplizierter als im Inland." Das ist angesichts der angespannten Lage in der Branche ein bemerkenswertes Statement. Denn die Situation vor Ort ist ebenfalls alles andere als einfach. Dienstleister konkurrieren in Deutschland um immer dieselben Aufträge in einem stagnierenden Markt. Wachstum ist kaum abzusehen.

Lange will sich und seiner Strategie treu bleiben. Das ist an sich löblich. Die Marke RGM besteht auch weiter. "VW hat nach dem Porsche-Kauf auch das Emblem auf den Sportautos gelassen", sagt er selbstsicher. Bleibt zu hoffen, dass das glückliche Ehepaar Gegenbauer/ RGM diese Euphorie und den großen Anfangsoptimismus noch lange in die Herausforderungen des Facility-Management-Alltags retten kann. Denn der Wettbewerb ist hart. Nicht nur in der Verwaltung, sondern auch bei den Kunden geht der Trend klar in Richtung Digitalisierung. Disposition und Auftragssteuerung übernimmt immer häufiger der Kollege Computer. Wenn es da um das Haushaltsgeld - sprich Synergieeffekte, Kostensenkungen und Personalabbau geht - ist der Ehestreit doch eigentlich schon vorprogrammiert. Da hängt viel von einem harmonischen Miteinander beider Partner ab. Eine Scheidung muss langfristig auch kein Tabu sein. Schließlich warten internationale Finanzinvestoren auch in dieser Branche nur auf ihre Chancen. dro

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