Ein rüstiges Geburtstagskind

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Der Pfandbrief präsentiert sich in seinem Jubiläumsjahr von seiner besten Seite, und vor allem putzmunter und gesund. Und das im zarten Alter von 250 Jahren! "Wir sind sehr guter Laune, denn wir können nur Gutes über ein Produkt des Finanzmarktes berichten", freut sich Louis Hagen, Präsident des Pfandbriefbanken-Verbandes vdp und Chef der Münchener Hypothekenbank. Und weiter: "Egal welche Krise auch immer, dem Pfandbrief hat sie nie geschadet." In der Tat hat sich der Pfandbrief durch alle Zeiten als Refinanzierungsinstrument und mittlerweile auch als Anlageinstrument bewährt - egal ob bei hohen Zinsen oder niedrigen Zinsen, reguliert oder unreguliert, mit oder ohne ausländische Wettbewerber wie Cedulas oder lettres de gage, ob bei lukrativen Staatsanleihemärkten oder Nullzinsen, expandierenden oder zusammenbrechenden Immobilienbanken und wachsenden oder schrumpfenden Immobilienmärkten. Selbst den Markteingriff einer EZB, die zwischenzeitlich fast die Hälfte des emittierten Volumens vereinnahmte, hat das deutsche Vorzeigeprodukt weggesteckt und präsentiert sich nun nach dem langsamen Rückzug der Notenbanken gut erholt, denn die klassischen Käufer kommen zurück. Was natürlich auch an mangelnden Alternativen liegt, denn der Pfandbrief lebt immer auch von seiner geringen Volatilität und einem attraktiven Renditeabstand zu den Staatsanleihen.

Mit Blick auf das begebene Pfandbriefvolumen scheint der Boden gefunden zu sein, denn der Rückgang bei den öffentlichen Pfandbriefen scheint sich dem Ende anzunähern. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 50,4 Milliarden Euro an neuen Papieren begeben, 1,6 Milliarden Euro mehr als 2017. Davon entfielen 7,2 Milliarden Euro auf die Öffentlichen (minus 4,7 Milliarden Euro) und 43,2 Milliarden Euro auf die Hypothekenpfandbriefe (plus 6,3 Milliarden Euro). In den ersten Monaten des laufenden Jahres liegt das Emissionsvolumen um gut 50 Prozent über dem Vorjahr. Das werde sich so aber nicht fortsetzen, prognostiziert Hagen, gleichwohl er von einem Anstieg der begebenen Papiere auf rund 55 Milliarden Euro ausgeht. Immerhin bereiten gerade einige neue Emittenten ihre Erstemissionen vor, wobei sich der vdp besonders über die Bausparkassen als neue Mitglieder der Pfandbrief-Familie freut.

Dass der Pfandbrief zukunftsfest ist, hat er längst bewiesen. Mit der Harmonisierung, die in weiten Teilen dem deutschen Pfandbriefgesetz folgt, ist den verantwortlichen des vdp ein wichtiger Schritt gelungen, die Qualität und Stabilität des Produktes zu sichern. Der drohende Brexit ist ebenfalls kein Thema, welches auch nur irgendeinem Emittenten oder Investor graue Haare wachsen lässt. Dafür beschäftigt das Thema Beleihungswert die Branche, der zwar einer der wesentlichen Gründe für die hohe Anerkennung des Pfandbriefs, aber mit seinen Grundannahmen vielleicht nicht mehr ganz "up-to-date" ist. Sanfte moderate Anpassungen scheinen möglich, zumindest zeigt sich die deutsche Aufsicht gesprächsbereit. Bleibt das politisch motivierte und aufgeheizte Thema Immobilienmärkte, und hierbei vor allem Enteignungen. Dank des Beleihungswertes ist sich Hagen sicher, dass es keinerlei Auswirkungen auf den Pfandbrief haben wird. Die Sache selbst sieht er sehr kritisch, passt sie doch einfach nicht zu seinem Verständnis des Begriffs Eigentum. Große Sorge macht ihm der Vorstoß aber auch nicht: Aufgrund der vermuteten langen Klagezeiten könne eigentlich niemand ernsthaft an den Erfolg eines solchen massiven Eingriffes glauben, so der Chef der Münchener Hypothekenbank. Alles in allem also gute Aussichten für weitere gute Jahre: Herzlichen Glückwunsch Pfandbrief! P.O.

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